Weihnachtsgeschäft - Im DHL Paketzentrum werden jeden Tag mehr als 400 000 Sendungen bearbeitet

Pakete fahren Achterbahn

Von 
Simone Jakob
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Pakete sausen auf einem 9,5 Kilometer langen Netz aus Transportförderbändern durch das Speyerer DHL-Zentrum. Ein Scanner (unten) liest die Adressdaten.

© Venus

Speyer. Das dumpfe Surren der Förderbänder erfüllt die Frachthalle, flackerndes rotes Licht aus Scanner-Anlagen verbreitet vorweihnachtliche Hektik: Im DHL Paketzentrum in Speyer wirbeln kurz vor den Festtagen täglich rund 425 000 Päckchen über die 9,5 Kilometer lange Achterbahn aus Fließbändern und Transportschalen. Im "Starkverkehr", wie Postler diese Jahreszeit nennen, packen statt der üblichen 430 Mitarbeiter 780 Mann an. "Alles was bis 22. Dezember bei uns ist, landet unterm Baum", verkündet Zentrumsleiter Rudi Herz stolz. Seit 33 Jahren arbeitet er bei der Post und kennt die durchorganisierte Welt der 26 241 Quadratmeter großen Produktionshalle mit ihrem Gewirr aus Transportbändern, Vorsortier-Anlagen, Endstellen und dem Lkw-Bahnhof besser als seine Westentasche.

Scanner erfassen Barcode

"Rund um Weihnachten werden die Pakete bunter", erzählt Gerhard Heilmann und hievt einen Pappkarton mit Rentier-Aufdruck auf sein Förderband. Mit atemberaubendem Tempo flitzt der kleine Karton die Transportrampe hinauf, um nur sechs Sekunden später die Verteil-Abteilung eine Etage höher zu erreichen und wie von Geisterhand an jener Station abgekippt zu werden, wo schon der Lkw ins Zielgebiet wartet. "Unsere Scanner erfassen automatisch die im Barcode versteckten Adressdaten und programmieren die Transportschalen so, dass jedes Päckchen automatisch den richtigen Weg findet", erklärt Herz. Trägt ein Karton keinen Code, geben Mitarbeiter die Daten am PC ein und helfen der Sendung so auf den Weg.

An Tor 101 dockt ein neuer Lkw an, koppelt seine Wechselbrücke ab und rollt davon. Heilmann stellt das beleuchtete Teleskopband auf die richtige Länge ein. Mit einem hellen Ploppen lässt er die Pappkisten auf das brummende Band fallen und wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Das ist echt praktisch, wir können das Förderband bis ganz hinten in den Container ausziehen und müssen die Fracht dann nicht so weit tragen", erzählt der DHL-Mitarbeiter. "Wir beschäftigen vor allem Teilzeitkräfte, denn die Arbeit hier ist körperlich sehr anstrengend", ergänzt Herz. Bis zu 31,5 Kilo dürfen die Sendungen wiegen, die in den DHL-Zentren angenommen werden. "Alles, was für die Transportschalen zu groß oder zu schwer ist, wie Surfbretter, Teppiche, Ski oder Koffer, landet beim Sperrgut", berichtet Heinz-Jürgen Thomeczek, DHL-Sprecher aus Frankfurt, der das Postzentrum mit dem stärksten Eingang der 34 deutschen Umschlagplätze regelmäßig besucht. Aussortiert werden auch verschnürte Päckchen, "die Seile könnten sich in unserer Anlage verheddern und alles lahmlegen", erklärt der Fachmann. Das Kürzel "mf" über einem Rollcontainer zeigt den Mitarbeitern, dass eine Sendung "maschinenfähig" ist.

Als Heilmann eine kleine Kiste auf das Band legen will, reißt ein Stück der Verpackung ab, das zwischen Container und Rampe eingeklemmt war. "Beschädigte Sendungen werden von uns nachverpackt und mit einem Aufkleber für den Empfänger versehen", erläutert Thomeczek. Gegen 16 Uhr nachmittags nimmt die Abgangsschicht Fahrt auf. "Rushhour ist aber zwischen 20 und 21 Uhr, dann sind alle Linien belegt", sagt Herz. Pakete purzeln im Sekundentakt, Scanner schicken rot zuckende Blitze durch die Halle und Mitarbeiter rasen mit motorisierten Containerzügen durch die U-förmige Halle und ihre beiden 300 Meter langen Schenkel. Speyer ist für das komplette Saarland, den südlichen Teil von Rheinland-Pfalz, Südhessen und das nordöstliche Baden-Württemberg zuständig. In der Domstadt landen auch Lieferungen, die aus Nordafrika, Frankreich, Spanien oder der Schweiz nach Deutschland geschickt werden, "die nimmt der im Zentrum vertretene Zoll gründlich unter die Lupe", betont Herz.

Kaum sind alle in der Region eingesammelten Lieferungen abgefertigt, startet die Eingangsschicht, die die Bänder bis 7 Uhr morgens rotieren lässt: "Da kommen sämtliche Pakete von den anderen Zentren bei uns an, die wir nach Zustellbezirken vorsortieren und morgens ausliefern", schildert Herz den Ablauf.

"Das machen die Kollegen, ich hab' jetzt Feierabend", sagt Heilmann und knipst das Licht an seinem Förderband aus. "Weihnachten bedeutet eben auch Überstunden, aber langweilig wird es uns bei der Arbeit nie."

DHL Paketzentrum

  • Rudi Herz (Bild) leitet das DHL-Paketzentrum in Speyer.
  • Es ist das Zweitgrößte der 34 Zentren in Deutschland und hat den stärksten Sendungseingang.
  • Es gibt sechs Vorsorter mit 400 Transportschalen und zwei Hauptsorter mit 2800 Schalen.
  • An 156 Toren können Lkw zum Be- und Entladen andocken und die Pakete werden über 720 Transportbänder mit einer Gesamtlänge von 9,5 Kilometern bewegt.

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