Ludwigshafen

Neue Mundartkomödie feiert Premiere in der Hemshofschachtel

Die Mundartkomödie „Agathe und der Theatergeist“ feiert Premiere in der Hemshofschachtel, nimmt allmählich Fahrt auf, durchlebt viele Verwicklungen, bis am Ende die Bombe platzt

Von 
Ulli Heidelberger
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Balduin (Gerhard Hasch) muss als Geist Theatern in Not helfen. Gerufen hat ihn Haushälterin Agathe (Marie-Louise Mott). © Alex Weiss/Hemshofschachtel

Gedämpftes Licht, dumpfe Glockenschläge – und schon entsteigt einer antiken Wanduhr eine unheimliche Gestalt. Balduin (Gerhard Hasch) hat einst einen Schauspielerkollegen gemeuchelt, versehentlich und während einer Aufführung. Seither ist er dazu verdammt, auf Erden zu wandeln und Theatern in der Not zu helfen. Gut, dass das englische Gespenst immer den Zungenschlag annimmt, wo es ihn hin verschlägt – in diesem Fall perfektes Pfälzisch. Und so nimmt die Mundartkomödie „Agathe und der Theatergeist“ allmählich Fahrt auf, durchlebt viele Verwicklungen, bis am Ende die Bombe platzt.

Sensible Gemüter müssen sich aber nicht fürchten: Die Mundartkomödie von Sieglinde Schloer und Andreas Assanoff ist nicht gruselig, dafür aber unheimlich komisch, mit Anleihen bei Shakespeare und Molière, vor allem aber mit viel Lokalkolorit. Die Uraufführung in der Hemshofschachtel kam beim Premierenpublikum bestens an, auch dank des Ensembles, dem man die Spielfreude geradezu anmerkt.

Intendantin Marie-Louise Mott ist einmal mehr in ihrer Paraderolle als gute Seele des Hauses zu sehen, die alles zusammenhält und für ein Happy End sorgt. Sie spielt die Haushälterin Agathe, die schon seit Jahrzehnten im Haushalt des Theater-Ehepaars Jerome und Daphne Ballschuh (Michael Obst und Giovanna Bracco-Obst) lebt. Deren Theater „Mottenkiste“ hat schon bessere Zeiten gesehen. Erst blieben während der Pandemie die Zuschauer und damit auch die Einnahmen aus, und dann fehlt es auch noch am Personal. Kein Wunder, dass Jerome sich alle möglichen Krankheiten einbildet und der freundliche Paketbote Momo (Mohammad Bapiri) täglich neue Medikamente bringen muss.

Ein Kredit steht kurz vorm Platzen und die Premiere vom neuen Stück „Romeo und Julia in der Pfalz“ rückt immer näher. Das könnte die Rettung sein, wenn da nicht die Julia fehlen würde. Ein Casting soll es richten. Da erscheint die junge Schauspielerin Penelope (Jana König) auf der Bildfläche. Sie krempelt zum Leidwesen von Daphne in kürzester Zeit alles am Theater um. Jerome wird zum eitlen Pfau, der vor allem gefallen will. Daphne steht kurz davor, ihren Mann zu verlassen, und Penelope schmiedet finstere Pläne. Agathe, die gerade erst von einer Esoterikmesse zurück ist, sucht Rat in einer Glaskugel und beschwört dabei den guten Theatergeist Balduin. Durch seine Hilfe gelingt es „Mylady“ die Verstrickungen zu entwirren.

Den Herbst über geprobt

Inspiriert wurden die beiden Autoren von Ernst Lubitschs Film „Sein oder Nichtsein“, eine Komödie mit Elementen von Thriller und schwarzem Humor. Die Idee zu „Agathe und der Theatergeist“ entstand schon während der Corona-Pause. Die Bühnenfassung wurde im Sommer geschrieben und den Herbst über geprobt. „Da waren wir aber nicht dabei. Wir sehen das auch zum ersten Mal“, freut sich Andreas Assanoff über die gelungene Inszenierung. „Wir haben Uwe Bansemer als Regisseur voll vertraut und er hat uns nicht enttäuscht.“

Dass die Umsetzung auf der Bühne so gut funktioniert, verdankt das Stück auch Talenten wie Mohammad Bapiri, der erst seit sechs Jahren in Deutschland lebt, sich in der Hemshofschachtel aber textsicher und mit viel Herzblut präsentiert hat. Das haben auch die Zuschauer honoriert.

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