Rhein-Neckar. Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Freiburg geht weiter. Nachdem die Amtszeit des unabhängigen Betroffenenbeirats nach drei Jahren satzungsgemäß endet, werden neue Mitglieder für das Gremium gesucht. Die Erzdiözese Freiburg reicht bis nach Mannheim und den Rhein-Neckar-Kreis.
Wie das Bistum am Montag in einer Presseerklärung meldete, bittet Erzbischof Stephan Burger Betroffene um Engagement in dem Gremium, „sofern es die persönlichen Voraussetzungen und Situationen zulassen“. Interessierte können sich bis zum 15. September direkt beim Betroffenenbeirat melden.
In der Erzdiözese hatte am 1. Juli 2021 erstmals ein Betroffenenbeirat die Arbeit aufgenommen. Er bestand aus zwei Frauen und zwei Männern, die im kirchlichen Kontext sexuellen Missbrauch erfahren hatten. Satzungsgemäß kann er aus drei bis sechs Personen bestehen.
Interessen von Menschen mit Missbrauchserfahrung vertreten
Der Beirat will in erster Linie für die Menschen da sein, die von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche betroffen sind. Er möchte sie unterstützen, indem er ihre Interessen gegenüber der Kirche vertritt. Dazu gehören die Anerkennung, finanzielle Unterstützung und konkrete Hilfen für Betroffene. Gleichzeitig will der Beirat dazu beitragen, dass durch gezielte Prävention und weitere Maßnahmen alles getan wird, um Menschen vor sexuellen Übergriffen, vor sexualisierter Gewalt und Missbrauch durch Geistliche zu schützen.
Die Ausschreibung für die Neuberufung des Betroffenenbeirats geschieht durch die Erzdiözese. Die Auswahl unter den Kandidaten trifft jedoch ein unabhängiges Gremium, in dem der Vertreter der Erzdiözese zwar gehört wird, aber kein Stimmrecht besitzt. Diesem Gremium gehören Vertreter des bisherigen Betroffenenbeirats, die externen Missbrauchsbeauftragten und ein Psychologe oder eine Psychologin an. Ziel sei es, dass der neue Betroffenenbeirat verschiedene Altersstufen abbilde und sowohl Frauen als auch Männer gleichermaßen vertreten seien.
Aufgabe des Beirats ist es laut Pressemitteilung, einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Umgangs mit Fragen der sexualisierten Gewalt im Verantwortungsbereich der Erzdiözese zu leisten, sowohl hinsichtlich der Aufarbeitung als auch im Bereich von Maßnahmen der Prävention und Intervention. Der Beirat sei Impulsgeber und gefragt bei bestehendenden oder geplanten Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt. Er soll sich kritisch mit Konzepten zum Umgang mit Fragen der sexualisierten Gewalt auseinandersetzen und die Gremien und Verantwortungsträger des Erzbistums aus Sicht von Betroffenen beraten.
Das Erzbistum Freiburg ist mit rund 1,6 Millionen Katholiken das viertgrößte Bistum Deutschlands und erstreckt sich von Mannheim bis an den Bodensee. Größer sind – gemessen an der Anzahl der Kirchenmitglieder – nur die Bistümer Köln, Münster und Rottenburg-Stuttgart. Erzbischof Stephan Burger macht sich für konsequente Aufklärung und Bekämpfung von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext stark. Das hatte er auch im Interview mit dieser Redaktion erklärt.
Info: Infos unter betroffenenbeirat@bbr-freiburg.de
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