ÖPNV

Nahverkehr: Manche Firmen spendieren das Job-Ticket komplett

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar wird auch im kommenden Jahr das Deutschland-Ticket anbieten - auch wenn die Finanzierung noch nicht in trockenen Tüchern ist. Eine Selbstverständlichkeit ist das Angebot aber keineswegs

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Bernhard Zinke
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Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar wird auch im kommenden Jahr das Deutschland-Ticket anbieten. © dpa

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) wird auch im kommenden Jahr seinen Kunden ein Deutschland-Ticket anbieten. Das ist indessen keine Selbstverständlichkeit. Denn in der Satzung über einen einheitlichen Verbundtarif des VRN steht explizit drin, dass das deutschlandweit gültige Ticket nur dann angeboten werden darf, wenn die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen vollständig vom Bund und den Ländern getragen werden. Auch wenn noch nicht hundertprozentig klar ist, wer am Ende die absehbaren Mehrkosten tragen wird: „Der VRN geht von einer vollständigen Finanzierung aus“, sagte VRN-Geschäftsführer Michael Winnes in der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN). Deshalb werde man das Ticket auch weiterhin anbieten.

Wieviele Deutschland-Tickets hat der VRN bislang verkauft?

Das Angebot hat sich zum echten Renner entwickelt. Bundesweit sind rund zehn Millionen Deutschland-Tickets im Umlauf. Im VRN-Gebiet wurde es – Stand September – 275 000 Mal verkauft. Davon sind 24 Prozent Umsteiger von Einzel- oder Mehrfahrtenkarten und echte Neukunden. Insgesamt macht das Deutschland-Ticket 98-Prozent aller VRN-Abos aus.

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Hinzu kamen im Dezember 75 000 Jugend BW-Tickets, die es ebenfalls als Deutschland-Ticket gibt. Der Verkehrsverbund bezuschusst die Jugend BW-Tickets Monat mit sieben Millionen Euro. Das Geld wird aber von den Ländern wieder erstattet.

Wie entwickeln sich die Job-Tickets in diesem Bereich?

Das ist „die größte Erfolgsstory“ in diesem Zusammenhang, sagt Winnes. Job-Tickets haben einen Zuwachs von mehr als 25 Prozent verzeichnet. Ebenso erfreulich: Mehr als die Hälfte der Firmen geben einen Zuschuss von mindestens 50 Prozent, rund elf Prozent der Unternehmen spendieren ihren Mitarbeitern das Deutschland-Ticket sogar komplett.

Gibt es auch die Variante als Semesterticket für Studierende?

Zahlreiche Hochschulen beteiligen sich am Deutschland-Ticket als Semesterticket. Geregelt wird dies über eine Vereinbarung der Studierendenvertretung mit dem VRN. Diese Gespräche hätten bereits begonnen, heißt es. Die Universität Heidelberg hat die Einführung schon in die Wege geleitet. Bei einer entsprechenden Einigung zahlen alle Studierenden – es handelt sich um ein so genanntes Vollsolidarmodell – 29,40 Euro pro Monat. Das ist ein Rabatt von 40 Prozent.

Was passiert mit den ausgedruckten Deutschland-Tickets?

Diese verlieren zum Jahreswechsel ihre Gültigkeit. Es seien fast alle Tickets auch schon auf Handy oder auf Chipkarten umgestellt. Nur einige wenige Nutzer hätten noch kein Ticket in neuer Form. Für sie sei aber mit den Verkehrsunternehmen eine Kulanzregelung bis Ende Februar vereinbart. Solang wird das Deutschland-Ticket in Papierform also noch als Fahrschein akzeptiert. Auf Dauer sei dieses Papierformat nicht durchzusetzen gewesen.

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Volker Wissing habe von vornherein das Deutschland-Ticket ausschließlich als digitale Fahrkarte auf dem Handy durchsetzen wollen. Grundsätzlich sei die Ausstellung des Tickets als Chipkarte mit einem größeren Aufwand verbunden, sagt Winnes. Dahinter stehe ein großer Aufwand sowohl beim Vertrieb als auch bei der Produktion.

Wie wird das Deutschland-Ticket finanziert?

Das ist nach wie vor nicht in trockenen Tüchern. Der Bund hat seinen Anteil auf 1,5 Milliarden Euro festgezurrt. Einen Nachschlag will Bundesverkehrsminister Volker Wissing nicht draufpacken. Die Verkehrsminister der Länder dagegen verhandeln noch, wie der Mehrbedarf finanziert werden kann. Vermutlich werden auch die Fahrgäste zur Kasse gebeten. „Wir müssen davon ausgehen, dass es eine Preisanhebung geben wird“, sagt Winnes. Nur seien Umfang der Erhöhung und Zeitpunkt der Umsetzung noch nicht klar. Die neuen Preise gebe es aber nicht vor dem 1. Mai, aber sehr wahrscheinlich im Lauf des neuen Jahres.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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