Konzert

Musik im Park: PUR begeistern im Schlossgarten Schwetzingen

Der Auftritt von PUR bei "Musik im Park" in Schwetzingen hatte auf der Kippe gestanden, nachdem die Band ein Konzert abgesagt hatte. Doch im ausverkauften Schlossgarten traten sie so auf, als ob es keine Krankheit gegeben hätte.

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PUR begeistern ihre Fans im Schwetzinger Schlossgarten. © Cheesy

Schwetzingen. „Wir sind immer noch da, wir sind immer noch am Leben.“ Wenn das nicht schon während der gesamten „Persönlich- Unter freiem Himmel“-Tour der Auftaktsong von PUR gewesen wäre, hätte man vermuten können, dass er in Schwetzingen ganz bewusst ausgewählt worden war. Denn er passte irgendwie zu den Ereignissen der vergangenen Tage, als die Band krankheitsbedingt ihr Konzert in Hamburg hatte absagen müssen und es nicht sicher war, wann sie wieder fit sein würden. Doch schon am Vorabend in Ludwigsburg hatten sie performt und auch im ausverkauften Schwetzinger Schlossgarten traten sie so auf, als ob es keine Krankheit gegeben hätte.

ssz_Musik im Park: PUR. Hartmut Engler versteht es die Fans anzusprechen und mitzunehmen. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Die Vorfreude auf „ihre“ Band war bei den knapp 7000 Zuschauern noch viel größer gewesen, weil sie ja einige Tage zittern mussten, ob das Konzert überhaupt stattfinden kann. Doch schon beim Soundcheck am Nachmittag hatten die Schlossgarten-Besucher gehört, dass die Stimme von Sänger Hartmut Engler so gut klingt wie immer. Und auch am Abend war dem 62-Jährigen, dem der Arzt am Sonntag noch ein striktes Auftrittsverbot erteilt hatte, nichts anzumerken. „Ihr habt es wahnsinnig schön hier, das wollten wir uns noch einmal antun“, begrüßte der das Publikum auf der voll besetzten Konzertwiese, wo PUR nach 2019 zum zweiten Mal zu Gast waren - damals wie heute ausverkauft. Und wie vor fünf Jahren präsentierte die Band aus Bietigheim-Bissingen ein Mix aus neueren Titeln und ihre Klassiker aus vier Jahrzehnten.

Immer wieder eine Botschaft

Dabei war der erste Teil des Programms vorwiegend mit ruhigeren Songs bestückt, einige davon von dem jüngsten und inzwischen 17. Studioalbum „Persönlich“, unter anderem „Voll sein“ - einen Song, den Hartmut Engler unter dem Eindruck der Corona-Pandemie geschrieben hat. „Die Zeit der Zahlendreher, der Bedenkenträger, der Falschberater, der Geisteshacker hat uns zugesetzt“, heißt es da. PUR haben auch immer wieder eine Botschaft in ihre Songs verpackt. Auch „Bitte lieber Gott“ ist so ein Song. Zudem auch musikalisch beeindruckend: „Ein Rock-Monument über acht Minuten in verschiedenen Tempi, Rhythmuswechseln und Harmonien ohne Ende“, hatte Gitarrist Rudi Buttas einmal über seinen Lieblingssong gesagt..

ssz_Musik im Park: PUR. Blick auf die Bühne beim ausverkauften Konzert von PUR im Schlossgarten. © Andreas Gieser @cheesy.photo

Schon früh singen die meisten im Publikum textsicher jede Zeile mit -bei den großen Hits wird das wie immer noch viel mehr. Der Großteil sind seit Jahren eingefleischte PUR-Fans. Nur wenige auf der Wiese sind es nicht. „Ich musste halt mit meiner Frau mit“, meinte Jürgen aus Plankstadt. Gefallen hat es ihm aber trotzdem. Und letztlich waren es sogar noch einige Zuhörer mehr als nur die knapp 7000 auf dem Konzertareal. Denn draußen vor dem Schlossgarten hatten es sich viele gemütlich gemacht. „Fast wie bei Taylor Swift am Olympiaberg in München“, schmunzelte ein Besucher.

Musikalisch überzeugten PUR wie eh und je - trotz Krankheit und trotz der einen oder anderen Umbesetzung, die es in den vergangenen Jahren gegeben hatten. Mittlerweile stünden hier drei Generationen auf der Bühne, erzählte Hartmut Engler. Mit ihm sind Gitarrist Rudi Buttas und Bassist Joe Crawford schon seit mindestens 45 Jahren dabei - schon als PUR noch Crusade und danach Opus hießen: „Und es ist immer noch schön“, rief er dem Schwetzinger Publikum zu. Sänger und Keyboarder Cherry Gehring half zuerst in den 1990er Jahren ab und zu aus - seit 2001 gehört er fest dazu. Matthias „Matze“ Ulmer ist seit sechs Jahren dabei. Ihn kennen Musikinsider übrigens von seiner eigenen Band Anyone’s Daughter“, einer bekannten Formation aus der deutschen Progressive-Rock-Szene der 1070 und 1980er Jahre. Die zweite und dritte Generation im PUR-Team bilden Schlagzeuger Frank Dapper (seit 2015) und Gitarrist Severin von Sydow (29), der erst 2022 dazukam, der aber längst voll integriert ist - kein Wunder: Er kennt Hartmut Engler von Kindesbeinen an und war von klein auf PUR-Fan. Titel wie „Abenteuerland“, Ich lieb’ dich“ und „Ein graues Haar“ entstanden in seinem Geburtsjahr.

Alle Kulthits dabei

Diese Kulthits waren auch dabei, als PUR im zweiten Teil alle Register zogen und einen bekannten Song nach dem anderen raushauten - unter anderem „Prinzessin“, „Wenn du da bist“, „Indianer“, „Funkelperlenaugen oder „Wenn sie diesen Tango hört“, das Lieblingslied von Hartmut Englers 2016 im Alter von 91 Jahren verstorbenen Mutter. Da wurde er ziemlich emotional. Gefeiert wurde auf der Bühne schließlich auch ein Stammgast auf der PUR-Bühne: Rüdi, der mit dem Down-Syndrom lebt, ist seit Jahrzehnten einer der größten Fans und singt bei „Freund Rüdi“ mit, wenn es - wie im Fall von Schwetzingen - nicht weit weg von daheim ist.

Er war nicht der einzige Gast beim Konzert im Schlossgarten: Sängerin Franziska Kleinert und die A-Capella-Formation „Füenf“ gehören seit vielen Jahren zum PUR-Cosmos und eröffneten den Abend im Vorprogramm. Als es schließlich zum großen Finale mit insgesamt vier Zugaben kam, standen sie bei „Drachen sollen fliegen“. „Ein graues Haar und „Zu Ende träumen“ mit auf der Bühne. Und beim abschließenden Song „Lena“ war der Chor der 7000 weit über den Schwetzinger Park hinaus zu hören - für sie ging nach zweieinhalb Stunden ein unvergesslicher Konzertabend zu Ende. Die Sorge, ob PUR nach ihrer Krankheit vielleicht gar nicht auftreten könnten, war längst vergessen. Offensichtlich auch für Hartmut Engler, der das mit keiner Silbe erwähnte.

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