Mannheim/Ludwigshafen. Wenn das Kürzel unter einem Artikel, also die Abkürzung des Autoren-Namens, eine Art journalistisches Gütezeichen sein kann, dann traf dies auf "sis" voll zu. "sis" stand für Sigrid Ditsch, die im Kollegenkreis deshalb respektvoll "Sissi" gerufen wurde. Sigrid Ditsch war stets "nah bei de Leut", wie man in der Pfalz zu sagen pflegt. Mit ihrem erfrischend unverblümten Stil schrieb sie sich direkt in die Herzen ihrer Leser. Ihren trockenen, zutiefst menschlichen Humor hat sie nie verloren, auch nicht in den vergangenen Jahren, als sie tapfer um ihre Gesundheit kämpfen musste. Sigrid Ditsch, die das Bild dieser Zeitung über 43 Jahre lang mit geprägt hat, starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 69 Jahren.
Die "Nachbarschaft" war ihre Heimat, jene Seite, die heute "Metropolregion" heißt und den Rhein-Neckar-Raum vom Pfälzerwald bis zum Odenwald, vom südhessischen Ried bis zum badischen Kraichgau abdeckte. Drei Jahrzehnte lang trug die "Nachbarschaft" ihre unverwechselbare Handschrift. Verständnisvoll, kenntnisreich und oft augenzwinkernd schrieb sie über die kleinen und großen Geschichten der geliebten Kurpfalz. Obgleich 1943 im niederbayerischen Straubing geboren, galt Ditsch als waschechtes kurpfälzisches Gewächs. Als "Fraa Ditsch vum Mannemer Morge", die wöchentlich die Ereignisse links und rechts des Rheins in bester "Muddersproch" glossierte, liebten sie auch die Hörer von Kurpfalz-Radio.
Dass sie einmal eine Institution in der Region werden würde, ahnte man beim "Mannheimer Morgen" noch nicht, als sie dort 1963 als Volontärin begann. Doch schon bald erwarb sie sich Respekt mit ihrem rastlosen Engagement für die politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Themen in der Region. "Ein Sprachrohr der Kurpfalz" titelte unsere Zeitung, als sie 1992 den ersten, nach dem früheren baden-württembergischen Innenminister benannten "Professor Walter Krause Medienpreis" erhielt. Es folgte die Goldene Ehrennadel des Mannheimer Maimarkts. Und 2007 wurde Sigrid Ditsch, die Ende 2006 in den Ruhestand trat, mit dem Medienpreis des Bezirksverbands Pfalz für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. "Sie hat ihre Arbeit nicht nur als Beruf, sondern immer auch als Berufung gesehen", hieß es in der Laudatio.
Theologie und Kulinarik
Auch über die Region hinaus erwarb sich die in Ludwigshafen lebende Vollblutjournalistin große Anerkennung, etwa wenn sie über medizinische Errungenschaften schrieb oder hohe Kirchentage besuchte. Hier nahm die kritische Katholikin ebenfalls nie ein Blatt vor den Mund. Aber Sigrid Ditsch war nicht nur in geistlichen Fragen unterwegs, sondern liebte auch die weltlichen Genüsse, die kulinarischen Gaumenfreuden und das Reich der guten Weine. Noch zuletzt glänzte sie als freie Autorin mit ihrer täglichen Kolumne "Typisch regional" in unserer Serie "Genießen in der Region".
Sigrid Ditsch war mit Herz und Leidenschaft ein Vorbild für junge Journalisten. Ihre hervorragende Arbeit wirkt bis heute nach. Sie hinterlässt Ehemann und Tochter, denen unser tiefes Mitgefühl gilt. ms
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