Porträt

Mit dem PilzCoach aus Burrweiler im Pfälzerwald

Pilze, die wie Glühwürmchen leuchten: Pilz-Experte Tobias Alexander-Traulich aus der Südpfalz gibt sein Wissen über die faszinierenden Organismen in seinem Podcast weiter. Ein Ausflug in den Pfälzerwald mit dem PilzCoach

Von 
Agnes Polewka
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Der Grünblättrige Schwefelkopf, der im Pfälzerwald vorkommt, gehört zu den wenigen Pilzen, die im Dunkeln Licht ausstrahlen und leuchten – wie Glühwürmchen. © Privat

Burrweiler. Tobias Alexander-Traulich geht in die Hocke und zückt seine UV-Lampe. Er richtet das Licht auf die kleinen Pilze, die zu seinen Füßen aus dem Waldboden sprießen. Es riecht nach feuchter Erde, Moos und Holz. Äste knarren im Herbstwind. Alexander-Traulich lächelt. Die kleinen Pilze leuchten im Schein seiner UV-Lampe. Sie sind biolumineszent - sie strahlen Licht aus, wie Glühwürmchen. „Nur ein Bruchteil aller Pilzarten kann das“, sagt Alexander-Traulich. „Dazu gehört dieser hier: der Grünblättrige Schwefelkopf.“

Der 28-Jährige aus Burrweiler (Kreis Südliche Weinstraße) ist Pilzsachverständiger und PilzCoach. Gemeinsam mit seinem Freund Marius Seiler teilt er sein Wissen über Pilze im Podcast „Der Pilzkompass“. Auf Instagram postet er für Pilz-Fans jeden Tag ein neues Bild - etwa vom Gelbflockigen Wulstling, Rostpilzen oder dem Parasolpilz, natürlich gespickt mit weiterführenden Infos.

Der Pilz-Experte und -sachverständige Tobias Alexander-Traulich. © A. Polewka

„Pilze sind faszinierende Organismen, die uns zeigen, dass alles in der Natur einem bestimmten Zweck dient. Fast alles ist miteinander verbunden“, sagt der 28-Jährige, der vor sieben Jahren zum ersten Mal in die wundersame Welt der Pilze eintauchte. 2017 nahm ihn sein Kumpel Marius Seiler mit zum Pilzesammeln in den Pfälzerwald. Beide studierten da gemeinsam in Landau, Alexander-Traulich war kurz zuvor aus Norddeutschland in die Südpfalz gezogen - in die Heimat seiner damaligen Freundin und heutigen Frau. Er entdeckte Pilze mit filziger Oberfläche, andere fühlten sich samtig an, und wieder andere schleimig. Parasiten und Symbionten. Er lernte: Zahlreiche Pilzarten leben in einer direkten Wechselbeziehung mit anderen Lebewesen. Mit Tieren, Pflanzen, anderen Pilzen oder Bakterien.

Pilzwanderungen im Pfälzerwald und Vorträge für Interessierte

Alexander-Traulich wollte mehr erfahren und machte eine Ausbildung zum PilzCoach. Er lernte, wie man aus Pilzen natürliche Farben herstellt, und Pilzpapier. Schon zuvor hatte er gemerkt, dass er nicht weiter Umweltwissenschaften studieren wollte. Und begann eine Arbeit mit den Händen, machte eine Ausbildung zum Gärtner.

Außerdem beschäftigte er sich weiter mit den Organismen, die Eigenschaften von Pflanzen und von Tieren in sich vereinen. Mit ihrer Biologie und damit, wie er, der sich gern weitgehend selbst versorgt, sie für sein Lebensmodell nutzen kann, erzählt er an einem Herbsttag im Pfälzerwald zwischen Edenkoben und Burrweiler.

Tobias Alexander-Traulich

  • Tobias Alexander-Traulich (28) ist PilzCoach und Pilzsachverständiger. Über die VHS Neustadt bietet er regelmäßig Vorträge und Pilzwanderungen an.
  • Mit dem befreundeten saarländischen Pilzsachverständigen Marius Seiler betreibt er den Podcast „Der Pilzkompass. Bisher sind 31 Episoden im zweiwöchentlichen Rhythmus erschienen.
  • Weitere Infos zu seiner Pilz-Expertise und seinen Angeboten sowie Link zum Podcast unter: https://arbofungium.com/

Dort ist er regelmäßig auch mit Gruppen unterwegs. Auf seinen Pilzwanderungen, die er über die Volkshochschule in Neustadt anbietet, streift er mit Menschen durch den Wald - auf der Suche nach Pilzen. „Klar gibt es Tage, an denen jeder mit einem vollen Korb nach Hause geht, aber das ist nicht das Ziel“, sagt Alexander-Traulich, während er den matschigen Waldweg verlässt und in den Wald abbiegt.

Die Teilnehmenden sollten etwas lernen und mitnehmen - achtsam mit unseren Ressourcen umzugehen. „Größere Eingriffe in die Natur ziehen immer Konsequenzen nach sich“, sagt er. In Deutschland regelt das Landeswaldgesetz wie viel pro Sammler und Tag an Pilzen mitgenommen werden darf. „Bei uns heißt es, man darf nur einen ,Handstrauß’ sammeln“, so Alexander-Traulich.

Die Teilnehmenden seiner Wanderungen und Vorträge lernen auch, dass es egal ist, ob Pilze mit einem kleinen Messer am Stielende abgeschnitten oder aus der Erde herausgedreht werden. Wichtig sei, dass das Pilzgeflecht, das unter der Erde oder im Baum liegt, nicht beschädigt werde.

Ein besonders schönes Exemplar des Dunkelvioletten Schleierlings. © PRivat

Dabei ist Alexander-Traulich nicht nur im Herbst, wenn die Pilzsaison ihren Piek erreicht, im Wald unterwegs und hält Vorträge darüber. „Am 10. Mai habe ich dieses Jahr zum ersten Mal einen Korb mit Pfifferlingen nach Hause gebracht“, sagt er. Und auch im Winter und im Frühjahr zieht es ihn in den Wald. „Ich finde es schön, früher im Jahr mit dem Pilzesuchen anzufangen, die Fülle im Herbst kann manchmal fast schon überfordern“, sagt er und lacht. Immerhin gebe es in Deutschland mehrere tausend Pilzarten.

Der schönste Pilz im Pfälzerwald: der Schleierling

Immer wieder bleibt Alexander-Traulich stehen, er deutet mit dem Finger auf eine Krause Glucke - ihr Fruchtkörper erinnert an einen Badeschwamm. Dann hält er sich einen Rosa Rettichhelmling unter die Nase, der nach Rettich riecht, und einen Knoblauchschwindling, der das unverkennbare Aroma der Knoblauchknolle verströmt.

Er stapft durch das Laub und kehrt mit einem signalroten Pilz auf den Weg zurück. „Ein Harter Zinnobertäubling“, sagt er. Fälschlicherweise halten den viele Menschen oft für einen Fliegenpilz, weiß er. Dabei sei der Pilz essbar, auch wenn der Geschmack speziell sei, räumt der Experte ein. Besonders freut sich Alexander-Traulich, wenn er bei seinen Wanderungen einen Dunkelvioletten Schleierling, auch Mitternachtspilz genannt, findet, der zu den vielleicht schönsten Pilzen im Pfälzerwald gehört und nach Zedernholz duftet.

Redaktion

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