Bistum Speyer - Aufarbeitung bringt neue Fälle ans Licht

Missbrauch: Kirchenjurist beschuldigt

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sin
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Speyer. In einem Interview mit der Kirchenzeitung „Der Pilger“ spricht der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann über die nächsten Schritte bei Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer. In Gesprächen mit Betroffenen seien ihm „die oft dramatischen Auswirkungen und Dimensionen des erlittenen Leids und Unrechts immer tiefer aufgegangen“, so der Bischof. Zudem ist er überzeugt, dass sich ein ehemaliger Generalvikar des sexuellen Missbrauchs an Jungen schuldig gemacht habe. Drei Betroffene hätten unabhängig voneinander Vorwürfe gegen den Mann erhoben.

Taten zwischen 1963 und 1975

Die drei mutmaßlichen Opfer hätten angegeben, dass der Generalvikar sie zwischen 1963 und 1975 über einen längeren Zeitraum missbraucht habe. Der Priester war bis 1995 Offizial und damit oberster Jurist und Vorsteher des Kirchengerichts im Bistum Speyer. Er starb 1998.

Da die Staatsanwaltschaft in Deutschland grundsätzlich nicht gegen Tote ermittelt, sei eine juristische Klärung der Fälle nicht mehr möglich. Allerdings habe ein Betroffener vor einem Sozialgericht erfolgreich Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz geltend machen können. Es handelt sich, laut Pressestelle der Bistums, um schweren Missbrauch, das heißt über einen längeren Zeitraum und in einer Vielzahl von Handlungen. Geschehen seien die Übergriffe, als der Mann als Kind und Jugendlicher in einem von den Niederbronner Schwestern geführten Kinderheim in Speyer lebte. Das Heim wurde im Jahr 2000 geschlossen. 

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