Großbrand - Feuer bei Folienhersteller in Bad Dürkheim / Ursache noch unbekannt / Letztes Glutnest Sonntag gelöscht

Millionenschaden in Fabrik

Von 
Michaela Roßner
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Mehr als 200 Feuerwehrleute und 50 Kräfte des Rettungsdienstes sind im Einsatz. Bei dem Großbrand wird niemand verletzt.

© Venus

Bad Dürkheim. Mindestens eine Million Euro Schaden ist beim Großbrand in einer Kunststofffabrik in Bad Dürkheim entstanden. Die Brandursache ist noch nicht bekannt, Brandstiftung wurde zunächst ausgeschlossen. Verletzt wurde laut Polizei niemand. Am Samstagmorgen kurz nach vier Uhr ging der Alarm ein, wenig später kämpften rund 250 Brandschützer aus der ganzen Vorderpfalz gegen die Flammen.

"Als wir am Brandort ankamen, hatten wir die Befürchtung, dass die gesamte Produktionsstätte nicht zu retten sein könnte", fasst Roland Altvater, Leiter der Feuerwehr der Stadt Bad Dürkheim, seinen ersten Eindruck zusammen. Bis zum späten Samstagabend waren die Helfer vor Ort im Stadtteil Ungstein. Gegen 23 Uhr sei die Brandstätte übergeben worden. Am Sonntag kehrte Altvater mit einem kompletten Löschzug, vier Fahrzeugen und 20 Mann Besatzung zurück: Im Schutt einer Lagerhalle war noch ein kleines Glutnest entdeckt worden. Bevor die Feuerwehrleute den Brandort verließen, hatten sie mit einem Spezialbagger das Schuttmaterial - vor allem Metall - auseinandergezogen.

Rauchwolke weithin sichtbar

Die Suche nach der Ursache des Feuers in der Folienfabrik, bei der neben der Halle auch ein Zelt zerstört wurde, soll heute weitergehen. Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen. 80 bis 100 Tonnen Kunststoffgranulat sind nach Einschätzung der Experten in dicken, schwarzen Rauch aufgegangen. Wegen der kalten Luft und der thermischen Bedingungen stieg die Ruß- und Rauchwolke steil in den Himmel und trieb Richtung Pfälzerwald. Sie war kilometerweit zu sehen.

Rund um die Brandstelle sowie bis nach Landau, Annweiler und Neustadt wurden in der Luft keine Schadstoffe gemessen, bestätigt Altvater entsprechende Meldungen. Die Bodenproben, die von Spielplätzen und Äckern entnommen wurden, hätten nach einer Blitzanalyse im BASF-Labor keine giftigen Inhalte besessen. Die Anwohner in Bad Dürkheim waren aufgefordert worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Etwa 90 Anwohner wurden vorsorglich in der Sporthalle eines Gymnasiums in Sicherheit gebracht. Ein Campingplatz in der Nähe wurde geräumt; die meisten der etwa 60 Wohnwagen- und Zeltbesitzer fuhren nach Hause. Insgesamt sollen rund 600 Tonnen Kunststoffgranulat auf dem Gelände gelagert worden sein. Die aufgeschäumten Polymer-Kügelchen dienten als Grundstoff für Kleiderhüllen, Tragetaschen oder Müllsäcke. Lagerhalle und Zelt waren etwa 1800 Quadratmeter groß.

Erinnerungen an Parkinsel-Feuer

Die dunkle, steil in den Himmel steigende Qualmwolke weckte böse Erinnerungen an den Großbrand auf der Parkinsel in Ludwigshafen. Am 22. Juni 2013 war dort ebenfalls Kunststoffgranulat verbrant. Der Rauch zog über Mannheim bis nach Südhessen. Erst 17 Stunden nach Ausbruch der Flammen kam das erlösende "Feuer aus" - nach einem Großeinsatz von 450 Mann. 2300 Bewohner mussten die Nacht auswärts verbringen. 300 Hausbesitzer meldeten später Schäden vor allem an Türen, Fenstern und Fassaden. Bis auf zwei Feuerwehrleute, die leichtere Blessuren erlitten, wurde niemand verletzt.

Ein technischer Defekt hatte den Großbrand am Dach der Halle ausgelöst: Experten der Kriminalpolizei machten Wechselrichter der Photovoltaikanlage als Ursache aus. Was genau diesen Defekt nach sich gezogen hatte, blieb indes offen: Die Halle war zu sehr zerstört worden. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal stellte die Ermittlungen im Dezember ein. Montage- oder Wartungsfehler hätten die Sachverständigen ebenso wenig feststellen können, wie einen Fehler an der Brandmeldeanlage.

Einsatz in Bad Dürkheim

  • Um 4.06 Uhr informierten Mitarbeiter der Firma Rheinplast die Feuerwehr der Stadt Bad Dürkheim über das Feuer in dem Betrieb im Bad Dürkheimer Stadtteil Ungstein.
  • Bei der Anfahrt entdeckten die Brandlöscher die meterhohen Flammen und die dicke, steil in den Himmel steigende schwarze Rauchwolke.
  • Rasch wurden die Feuerwehren in der Vorderpfalz alarmiert, auch die BASF Werksfeuerwehr rückte mit aus.
  • Um 10.20 Uhr kam die Meldung "Feuer aus" von der Leitstelle.
  • Bis 23 Uhr am Samstag blieben die Brandlöscher am Einsatzort, danach wurde das Gelände dem Eigentümer übergeben.
  • Am Sonntag kümmerte sich ein Löschzug um ein letztes Glutnest, das entdeckt worden war.

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