Justiz

Ludwigshafenerin gestalkt, verletzt und bedroht?

„Unser Land hat ein massives Gewaltproblem gegen Frauen. Das muss aufhören“, sagte Bundesfamilienministerin Paus. Auch in einem Fall vor dem Landgericht Frankenthal geht es um Gewalt gegen eine Frau

Von 
Agnes Polewka
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Vor dem Landgericht in Frankenthal wird erneut ein Fall verhandelt, in dem eine Frau Opfer von Gewalt geworden ist. © Andreas Arnold/ DPA

Ludwigshafen. „Unser Land hat ein massives Gewaltproblem gegen Frauen. Das muss aufhören“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus Ende August in Berlin. Kurz zuvor waren zwei Frauen in der Hauptstadt erstochen worden, im Verdacht stehen ihre Ex-Partner. Auch in der Region machen immer wieder Fälle Schlagzeilen, in denen Frauen Opfer von Gewalt werden, etwa der Mord an einer Schülerin in St. Leon-Rot oder die Schläge eines Mannes, der seine Partnerin nach einem schweren Unfall auf der A 65 am Fahrbahnrand verprügelte.

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Am Dienstag hat vor dem Landgericht in Frankenthal der Prozess gegen einen 37 Jahre alten Mann begonnen, der eine Frau aus Ludwigshafen gestalkt, verletzt und bedroht haben soll, nachdem sie die Beziehung zu ihm beendete. Weil er an einer psychischen Erkrankung leidet, geht die Staatsanwaltschaft von verminderter Schuldfähigkeit aus, aktuell ist er vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Die Staatsanwaltschaft fordert seine dauerhafte Unterbringung.

Der Angeklagte Thomas M. knetet einen Antistress-Ball in seiner Hand, als er von den Wachtmeistern in den größten Sitzungssaal des Frankenthaler Landgerichts geführt wird. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen ihn lassen sich sinngemäß folgendermaßen zusammenfassen: Thomas M. lernte vor rund einem Jahr während eines Krankenhausaufenthaltes in Bad Dürkheim die Frau aus Ludwigshafen kennen. Laut Staatsanwaltschaft pflegten beide ein „freundschaftliches, intimes Verhältnis“.

Doch nach ihrer Entlassung aus der Klinik wurde der Frau der Kontakt zu eng, zu viel. Das Ende der Beziehung zu akzeptieren, fiel Thomas M. schwer. Immer wieder wählte er die Nummer der Frau, schrieb ihr Nachrichten. Mehrfach lauerte M. der Frau laut Staatsanwaltschaft auf, im November 2023 soll er sich Zugang zu ihrer Wohnung verschafft haben, sie aufs Bett geschubst und sich auf sie gesetzt haben. Erst als die Frau um Hilfe rief, soll er von ihr abgelassen haben. Kurze Zeit später tauchte M. laut Anklage wieder vor dem Wohnhaus der Frau auf, diesmal maskiert. Er soll sie sie in die linke Seite geboxt und sie beschimpft haben. Auch soll er ihr gedroht haben, sie zu vergewaltigen und sie zu töten.

Ende des Jahres entspannte sich das Verhältnis dann plötzlich wieder, die Frau wollte die Situation laut Staatsanwaltschaft „befrieden“, außerdem fühlte sie sich in der Reha in Thüringen einsam - und kontaktierte Thomas M., der sie besuchte. Laut Staatsanwaltschaft kamen sich beide in der Reha-Einrichtung wieder näher, doch noch vor Ort kam es erneut zum Bruch - und wieder soll Thomas M. der Frau in der Folgezeit nachgestellt haben. Nachdem die Frau ihn angezeigt habe, soll der 37-Jährige sie im März 2024 in einer Tiefgarage in Ludwigshafen mit einer Fleischgabel attackiert und ihre zum Dutt frisierten Haare abgeschnitten haben. Außerdem soll er ihr Pfefferspray in die Augen gesprüht haben. Der erste Prozesstag endet am Dienstag mit der Anklageverlesung. Ende September soll die Frau als Zeugin gehört werden, Thomas M. werde sich nicht zu den Vorwürfen äußern, sagt sein Verteidiger David Vollert de Hendrik.

Die Bundesfamilienministerin arbeitet derweil an einem Gewalthilfegesetz, das allen Betroffenen einen Schutzanspruch auf Hilfe einräumen soll - lange, bevor ihre Fälle eventuell vor Gericht landen.

Redaktion

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