Bildband

Lost Places in der Kurpfalz erzählen ihre Geschichten

Der Fotograf Markus Zabel hat Schätze in der Metropolregion gefunden: 18 verlassene oder vergessene Orte. Seine Bilder erzählen vom Verfall und von vergangenen Zeiten

Von 
Bernhard Zinke
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Diese alte Ziegelei ist eine Industrieruine. Eine Entwicklung des Geländes scheitert laut Zabels Recherchen an ihrer Lage im Überflutungsraum. © Markus Zabel

Sie stehen da vor unser aller Augen, manchmal auch ein wenig versteckt, weil sich die Natur ihren Raum zurückerobert hat. Allesamt verfügen über den morbiden Charme der Vergänglichkeit. Jetzt hat Fotograf Markus Zabel einige verlassene Orte der Region abgelichtet und einen neuen prächtigen Bildband gestaltet. „Lost Places in der Kurpfalz“ heißt das Buch und zeigt auf 168 Seiten 120 Fotografien von rund 20 Gebäuden. Das Rätselraten beginnt schon auf den ersten Seiten. Wo liegen die Örtlichkeiten, die hier abgebildet sind und eine Ahnung längst vergangener Zeiten geben?

Markus Zabel

  • Markus Zabel ist Fotograf aus Jena, der bereits sieben Bücher über „Lost Places“ in Deutschland veröffentlicht hat.
  • Auf die Idee kam er auch durch Geocaching, weil seiner Erfahrung nach Caches häufig an vergessenen Orten versteckt werden.
  • Weil sich Zabel mittlerweile auf Hochzeitsfotografie, Musikvideos und Imagefilme spezialisiert hat, sind die „Lost Places“-Projekte zur Liebhaberei geworden, der er einmal im Jahr für einige Tage nachgeht.
  • Markus Zabel ist 33 Jahre alt.
  • Sein Buch über die Metropolregion: „Lost Places in der Kurpfalz, rund 120 Abbildungen auf 168 Seiten, Hardcover, 36,99 Euro, Silberburg-Verlag, ISBN: 9783842523982.

Zuweilen gibt Zabel Hinweise zumindest auf die Kommune, in der sich der vergessene Ort verbirgt. Größtenteils jedoch behält er sein Geheimnis für sich. Geht es doch auch darum, die Gebäude in ihrem Zustand zu bewahren und eben nicht Zaungäste anzulocken, die sich damit auch der Gefahr aussetzen würden. Denn sich in sogenannten Lost Places zu bewegen und darin zu fotografieren „ist lebensgefährlich“, sagt Zabel in aller Deutlichkeit - und weiß sehr wohl auch um die juristische Grauzone, in der er sich da bewegt. „Ich verschaffe mir keinen Zutritt, wenn ich nicht auf einfachem Wege reinkomme“, sagt er. Fest verschlossene Bauwerke mit dem Schild „Betreten verboten“ seien für ihn ohnehin tabu. Bei einer alten Kinderklinik in der Region sei das beispielsweise der Fall gewesen. Auch wenn ihn dieser Ort aufgrund seines Charmes unglaublich gereizt hätte - er hat es schließlich von seiner Liste der Objekte in der Metropolregion gestrichen.

Selten Probleme mit Besitzern

Probleme mit Besitzern der verfallenden Immobilien gibt es in der Regel nicht, berichtet Zabel. Hin und wieder gebe es die Bitte, beispielsweise Bilder von seiner Homepage herunterzunehmen. „Das ist für mich dann auch kein Problem, wenn es sich auf einer freundlichen und wertschätzenden Ebene abspielt.“ Allerdings habe ihn auch schon mal der Besitzer eines „Lost Place“ gebeten, ihm die Bilder zu schicken, damit er sie sich in seine Wohnung hängen konnte.

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Wenn der Fotograf sich einmal Zugang zu einem verlorenen Platz verschafft hat, dann lässt er sich in der Regel viel Zeit. Wenn mit Druck durchzurennen. sei die beste Voraussetzung, sich zu verletzen. „Ich lasse mir immer Zeit. Ich hab Bock, halt dort wirklich alles zu sehen“. In einer stillgelegten Bergbauanlage hat er sogar mal 13 Stunden verbracht. „Du bist plötzlich aus dem Alltag raus und in einer anderen, längst vergangenen Welt.“ Das sei letztlich auch, was ihn an den verlassenen Orten so interessiert: Warum wurden sie aufgegeben und verlassen? Was hat sich dort abgespielt? Dies herauszufinden sei immer wieder richtig spannend.

Allerdings warnt Zabel potenzielle Nachahmer. Der Besuch von Lost Places sei tatsächlich „saugefährlich: Du kannst beispielsweise durch die morsche Decke eines Stockwerks durchbrechen. Dann kann’s das gewesen sein“, schildert er. Jeder müsse das für sich selber abschätzen. „Ich gehe ganz klar mit dem Bewusstsein rein, dass das ein Risiko für mich ist.“ Verletzt hat er sich indessen noch nicht, abgesehen von kleinen Nägeln in Schuhen oder oberflächlichen Kratzern durch Glasscherben.

Der Fotograf in einem verlassenen Gasthof im Odenwald. © Markus Zabel

„Lost Places in der Kurpfalz“ ist der siebte Band, für den Markus Zabel vergessene Orte aufgespürt hat. Für weitere Bücher war er in Sachsen, Thüringen, am Niederrhein oder in Hessen unterwegs. Nun war der in Jena lebende Fotograf im vergangenen Frühjahr eine Woche lang war in der Region unterwegs. Zuvor hatte er knapp 50 verlassene Orte auf eine Liste gepackt, auch mit Hilfe einer Karte, die ihm ein Kollege und Freund zur Verfügung gestellt hat. „Man muss vorher gut recherchieren. Manche verlassenen Orte sind gar nicht mehr da oder durch Neubauten ersetzt worden“.

Am Ende haben es 18 Objekte ins Buch geschafft. Was war sein Lieblingsplatz? „Eine vergessene Pension, weil sie einfach noch so intakt war“, sagt er. Er habe lange überlegt, ob er dieses Gebäude überhaupt ins Buch mit aufnehme, weil vielleicht doch irgendjemand erkennt, wo es ist, und die Unversehrtheit des Ortes stört. Spannend sei auch der alte Steinbruch gewesen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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