Worms/Rhein-Neckar. Tagelang stand nur das Kettenkarussell in der Mitte. Jetzt erwacht langsam das Leben auf der Kisselswiese, dem angestammten Festgelände für das Wormser Backfischfest. Kinderkarussells, Achterbahnen und weitere Freiluft-Fahrgeschäfte werden angeliefert, von den Schwerlastanhängern gehoben und aufgebaut. Viel Zeit haben die Schausteller nicht mehr. In etwas mehr als einer Woche, am 28. August, soll der Startschuss fallen.
In dieser Woche hat die Landesregierung ihren Segen gegeben - per Ausnahmegenehmigung. Allerdings: Sollte die Inzidenz weiter und deutlich steigen, könnte es noch einmal spannend werden. Dann stehen der Stadt nämlich möglicherweise Nachverhandlungen rund um die Genehmigung ihres Backfischfestes ins Haus. Am Donnerstag übernahm die Stadt mit einer Inzidenz von 86,2 den Spitzenplatz im Landesranking.
Backfischfest mal anders
Anders als üblich will Worms sein Traditionsfest feiern. Das Festgelände wird eingezäunt, der Zugang streng kontrolliert.
Die Personenanzahl auf dem Gelände ist für knapp unter 5000 Besucher beschränkt. Es gilt die 3G-Regel, eine Teststation ist vor Ort.
Gefeiert wird 16 Tage statt der gewohnten neun Tage, vom 28. August bis zum 12. September.
Ausfallen werden sowohl der Festumzug als auch das große Feuerwerk. bjz
Die Entscheidung für das Traditionsfest hat Signalwirkung für die Region. Schließlich haben alle anderen Kommunen ihre großen Volksfeste längst abgesagt. Ein bisschen Wurstmarkt gehe nicht, hatte Bad Dürkheims Oberbürgermeister Christoph Glogger Anfang Juli den abermaligen Verzicht der Kurstadt auf ihren Wurstmarkt begründet. In diese Lücke springen nun die Wormser. Statt üblicherweise neun will die Nibelungenstadt nun 16 Tage lang feiert, vom 28. August bis 12. September. Mit der Verlängerung wolle die Stadt in erster Linie den Schaustellern entgegenkommen, „da für sie die Tour durch die abgesagten Volksfeste der Region ausfällt“, teilte die Stadt Worms per Pressemitteilung mit.
Die Verwaltung hatte durchaus mit gemischten Gefühlen nach Mainz geschaut, wo am Donnerstag die Regeln der neuen Corona-Abwehrverordnung des Landes verkündet wurden. Dabei unterscheidet sich die 25. Neuauflage nur in einem Punkt von ihrer Vorgängerin. Neu ist lediglich, dass die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) überall dort gilt, wo die Inzidenz den Grenzwert von 35 übersteigt, also derzeit in elf Kreisen des Landes. Die höchsten Werte verzeichnen - wieder einmal - die Städte und Kreise auf der linksrheinischen Seite der Metropolregion: Germersheim, Frankenthal, Speyer, Ludwigshafen und eben Worms.
Einzelfallentscheidung nötig
Beim Feiern im Außenbereich bleibe zunächst alles wie gehabt, also maximal 5000 Menschen, die allesamt genesen, geimpft und tagesaktuell getestet sein müssen. Eine Kontakterfassung ist ebenfalls zwingend notwendig. Dies gilt nach Darstellung von Landesimpfkoordinator Daniel Stich jedoch nur für den Fall einer Inzidenz bis 35. In Kreisen und Städten mit höherer Neuansteckungsquote seien Ausnahmeregelungen möglich. Eine Einzelfallentscheidung müsse die jeweilige Kommune in enger Absprache mit dem Gesundheitsministerium treffen.
Corona in der Region
Weitergehende Regelungen zur Bekämpfung einer weiteren Welle würden möglicherweise in einer nächsten Fortschreibung der Verordnung aufgenommen. Die nun aufgelegte Version gilt ab dem kommenden Montag, 23. August, bis zum 11. September. „Wir streben eine bundeseinheitliche Regelung an“, sagte Stich bei der Vorstellung der neuen Verordnung am Donnerstag in Mainz.
Während sich Worms also schon seine Ausnahmegenehmigung beim Mainzer Gesundheitsministerium abgeholt hat, laufen die Verhandlungen über die zweite bevorstehende Großveranstaltung in der Metropolregion noch. Die Direktion des Festivals des Deutschen Films habe sich mit der Stadtverwaltung Ludwigshafen auf ein aktualisiertes Hygieneschutzkonzept verständigt, informierte Festivaldirektor Michael Kötz diese Redaktion auf Nachfrage. Dieses Konzept sei Grundlage für die Ausnahmegenehmigung, die man bei der Landesregierung beantragt habe. Die Abstimmung darüber laufe, gibt sich Kötz zuversichtlich, dass das Gesundheitsministerium auch dem Filmfestival grünes Licht geben wird. Allerdings müssten noch einige Details in dieser Woche geklärt werden.
Auch für das Filmfestival drängt die Zeit: Die überaus beliebte Veranstaltung auf der Parkinsel soll am 1. September starten. Der Kartenvorverkauf läuft bereits. Wie viele Zuschauer letztlich aufs Festivalgelände dürfen, ist wohl Gegenstand der Verhandlungen. 5000 Zuschauer erlaubt auch die neue Corona-Verordnung des Landes - allerdings nur bis zu einer Inzidenz von 35. Über dieser Marke liegt aber auch Ludwigshafen längst.
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