Mannheim/Ludwigshafen. „Guten Abend, allgemeine Fahrzeugkontrolle. Kann ich mal bitte Ihren Führerschein sehen?“, fragt der Beamte freundlich. Und setzt dann nach: „Haben Sie Alkohol getrunken? Oder irgendwelche Drogen zu sich genommen?“
Es ist Großkontrolle am Freitagabend auf der Konrad-Adenauer-Brücke. Die Polizei blockiert eine der beiden Spuren in Richtung Ludwigshafen, um Autos herauszuwinken. Dadurch staut sich der Verkehr auf den Zufahrtsstraßen aus Mannheim für den Weg ins Wochenende oder in den Feierabend erheblich.
Berauscht am Steuer, Handy am Ohr
Der Abend ist Teil einer Kontrollwoche, an der sich national und europaweit zahlreiche Polizeipräsidien anschließen. Auch die Polizisten in Mannheim und Ludwigshafen sind mit von der Partie. Im Fokus haben die Beamtinnen und Beamten vor allem Verkehrsteilnehmer, die berauscht am Steuer sitzen. Sie erwischen aber auch jede Menge Menschen, die nicht angeschnallt sind, das Handy am Ohr haben oder sonstige Dinge tun, die nicht in Ordnung sind.
Insgesamt sind in dieser Nacht von 18 bis 2 Uhr 33 Einsatzkräfte im Rahmen der „BAO Intox“ unterwegs. BAO steht im Polizeijargon für „Besondere Aufbauorganisation“, Einsätze also, die außerhalb des normalen Dienstes laufen. Intox steht für Intoxikation, also den schädlichen Einfluss von chemischen, pflanzlichen oder sonstigen Substanzen auf den Körper.
Am Abend sind zehn Beamte zuerst auf der Brücke aktiv, später im ganzen Ludwigshafener Stadtgebiet bei sogenannten fliegenden Kontrollen. Immerhin: An diesem Abend beginnt das Pfalzfest im Ebertpark.
Sechs Rauschfahrten entdeckt
Gleichwohl landen die Beamten zumindest in Sachen Alkohol oder Drogen am Steuer überschaubar viele Treffer: Insgesamt sechs sogenannte Trunkenheitsfahrten stehen in der Bilanz - zwei Alkohol und vier Drogenfahrten. Dazu kommen allerdings zweimal unerlaubter Besitz von Betäubungsmitteln, drei Fahrten ohne Fahrerlaubnis, sieben Handyverstöße, 19 Fahrer, die nicht angeschnallt waren, 13 sonstige Ordnungswidrigkeiten.
Kontrollwoche der Polizei
- Noch bis zum Dienstag läuft die Kontrollwoche des internationalen Polizei-Netzwerks Roadpol.
- Im Visier haben die Beamtinnen und Beamten der Region berauschte Autofahrer, gilt Alkohol oder Drogen am Steuer doch als eine der wichtigsten Unfallursachen.
- Nach der Corona-Delle steigen die Unfallzahlen wieder.
- Am Sonntagabend macht die Polizei auch wieder Abfahrtskontrollen unter Lkw-Fahrern auf Rastplätzen.
Außerdem haben die Beamten 49 Mängelberichte geschrieben. „Es geht aber auch darum, für das Thema Drogen und Alkohol am Steuer zu sensibilisieren“, erläutert Polizeioberkommissarin Merve Doganay.
Cannabis lässt sich leicht riechen
Wen winken die Beamten nun aus der langsam vorbeifließenden Fahrzeugschlange auf der Adenauer-Brücke heraus? „Da spielt Erfahrung eine große Rolle“, sagt ein Beamter. Passt das Auto zu Fahrer? Wie ist die Körpersprache? Die ist entscheidend auch bei der genaueren Kontrolle. „Die wenigsten sind so abgebrüht, dass sie sich als Konsumenten nichts anmerken lassen“, verrät der Beamte. Steht das Auto am Straßenrand, ist erstes Indiz der Geruch im Fahrzeug. „Alkohol und Cannabis lassen sich leicht riechen“.
Zeigefinger an die Nase
Mittlerweile können die Polizisten schnell erkennen, wann jemand gekifft oder andere Substanzen zu sich genommen hat. Einfacher Test: Der Proband muss mit den Augen die Spitze eines Kugelschreibers nach links und rechts verfolgen. „Wenn das Auge stabil in der Ecke bleibt, ist alles in Ordnung, wenn es in die Mitte zurückspringt, ist das ein ziemlich sicheres Indiz für Drogenkonsum“ beschreibt der Beamte den sogenannten Horizontalen Nystagmus. Zeigefinger an die Nase, einmal im Kreis drehen und 30 Sekunden mit geschlossenen Augen richtig einschätzen sind weitere Tests.
Wer auffällig wird, muss eine Urinprobe abgeben. Das Testkit ähnelt einem Corona-Test, nur dass es auf die gängigen Rauschgifte anschlägt. Was die wenigsten wissen: Wer Ecstasy-Pillen schluckt, kann auch noch nach mehreren Tagen massive Ausfallerscheinungen haben und sollte sich in keinem Fall ans Steuer setzen.
Kokain sei ziemlich leicht zu erkennen: Der Konsument sei mit offenem Mund und stieren Augen unterwegs. „Auf ein normales Gespräch lassen die sich aber erst gar nicht“, so der erfahrene Polizist. Wer sich indessen weitere, müsse mit zum Revier und eine Blutprobe abgeben. Die zählt dann auch im Zweifel vor Gericht.
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