Ludwigshafen. Der US-amerikanische Präsident George Bush kam zu Besuch und auch Michail Gorbatschow wurde als Staatspräsident der Sowjetunion im November 1990 in der Marbacher Straße 11 begrüßt. Regierungschefs und Staatsoberhäupter aus aller Welt empfing der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl gerne in seinem Privathaus im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim. 1971 zog der CDU-Politiker mit seiner Frau Hannelore und den zwei Söhnen Walter und Peter in den Bungalow im Westen der Stadt. Wie jetzt bekannt wurde, hatte Kohls Witwe Maike Kohl-Richter im Frühling 2019 angeregt, das Haus und die auf dem Nachbargrundstück stehende ehemalige Polizeiwache unter Denkmalschutz zu stellen. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) hat aber entschieden, dass die beiden Gebäude kein Denkmalwert besitzen.
Andere Kanzlerhäuser verglichen
„Im Rahmen der systematischen Nacherfassung der Nachkriegsarchitektur in Rheinland-Pfalz wurde die Stadt Ludwigshafen im Jahr 2018 bearbeitet. Im Zuge dieser Untersuchung wurden und werden auch Wohnbauten aus dieser Zeit auf ihre Denkmaleigenschaft hin untersucht und geprüft“, heißt es vonseiten der GDKE auf Anfrage dieser Redaktion. Die Obere Landesbehörde teilt mit, dass Maike Kohl-Richter im vergangenen Jahr bei der Stadt Ludwigshafen bezüglich des Kanzlerbungalows und dem benachbarten Wachgebäude angefragt hatte.
Daraufhin sei die Frage einer möglichen Denkmaleigenschaft im Rahmen eines Besichtigungstermins besprochen und im Rahmen einer fachlichen Prüfung abgeschlossen worden. Die „gründliche Recherche“ der GDKE beinhaltete „einen vergleichenden Blick auf die erhaltenen privaten Wohnhäuser anderer Altkanzler und Bundespräsidenten“. Anschließend kam die Mainzer Behörde zu dem Ergebnis, dass das private Wohnhaus sowie die benachbarte Wache nicht als Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen werden.
Als Begründung nennt die Generaldirektion Kulturelles Erbe die „schlichte architektonische Gestaltung“ der Häuser und den „jeweils nach Eingriffen veränderten Baubestand“. Beides führe dazu, dass die Gebäude keinen Denkmalwert gemäß dem Denkmalschutzgesetz Rheinland-Pfalz zukomme. „Die Entscheidung obliegt hoheitlich der Landesdenkmalbehörde und die Stadtverwaltung Ludwigshafen wird sich dieser Entscheidung fügen“, teilte einer Sprecherin auf die Frage mit, ob die Stadt den Verstoß, die beiden Häuser in der Marbacher Straße unter Denkmalschutz zu stelle, unterstütze. Maike Kohl-Richter selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Wird Wachgebäude abgerissen
Helmut Kohl bezog das Haus Anfang der 70er-Jahre – damals als amtierender Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Nach seiner Wahl zum Bundeskanzler 1982 ließ das Bundeskriminalamt auf dem leeren Nachbargrundstück eine sogenannte „Sonderwache“ bauen, in der sich rund um die Uhr mehrere Polizisten befanden, die den Kanzlerbungalow bewachten. Nach dem Tod Helmut Kohls am 16. Juni 2017 sollte das Wachgebäude abgerissen werden – ein Vorhaben, das aber auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.
Immer wieder rückte das Wohnhaus während der Kanzlerschaft Kohls und danach in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Im Sommer 1994 kommen US-Präsident Bill Clinton und seine Frau Hillary zu Besuch in die Pfalz, im Juli 2001 nimmt sich Kohls erste Frau Hannelore im Schlafzimmer das Leben.
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