Sinsheim. Es hat sich viel getan in den vergangenen fünf Jahren. Das Bewusstsein für den Klimawandel in der Gesellschaft ist erheblich gestiegen - nicht zuletzt auch angesichts zahlreicher Naturkatastrophe, die ein Leugnen des schnell voranschreitenden Klimawandels absurd erscheinen lassen. In den fünf Jahren haben sich auch die Fragen des Publikums verändert, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klima Arena in Sinsheim konfrontiert werden. Standen am Anfang noch viele Zweifel im Raum, ob der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist, hat sich die Einsicht mittlerweile durchgesetzt, erzählt Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger und damit auch Chef der Sinsheimer Klima Arena. Heute überwiege die Überraschung darüber, wie schnell der Klimawandel voranschreitet und wie nah die einzelnen Kipppunkte sind, die eine Umkehr der Klimafolgen unmöglich werden lassen. „Was aber immer noch verdrängt wird, ist die Dringlichkeit des Handelns. Uns läuft die Zeit weg“, mahnt er.
Klimaarena Sinsheim
- Zum fünften Geburtstag bietet die Klima Arena ein volles Programm in den baden-württembergischen Herbstferien vom 26. Oktober bis 3. November.
- Für alle Besucherinnen und Besucher gibt’s 50 Prozent Rabatt auf den Eintrittspreis.
- Es gibt täglich Mitmach- und Bastelangebote für Kinder ab 5 Jahre, kostenfreie Führungen an den neuen Exponaten der Ausstellung und ein neues Virtual-Reality-Spiel des SWR.
- www.klima-arena.de
Gleichwohl blickt Welz hochzufrieden auf die vergangenen fünf Jahre zurück. Zwar sei der Start im Oktober 2019 in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel fulminant gewesen. Doch dann kam Corona und legte den Betrieb weitgehend lahm. Doch das ist Geschichte. Mittlerweile ist die Klima Arena beliebtes Ausflugsziel der ganzen Region. Sie ist ein Lernort für Schulklassen, Vereine und Verbände, ein Forum für Fachdebatten und Ideengeber für andere Ausstellungen in ganz Deutschland. Sogar Institutionen in Österreich und der Schweiz haben sich in Sinsheim schon Anregungen holt, berichtet Welz.
„Wir wollen die Menschen in der Region inspirieren“
„Die Klima Arena ist ein Leuchtturm-Projekt. Wir wollen die Menschen in der Region - und darüber hinaus - inspirieren“, sagt Welz. Und das gelingt offensichtlich sehr gut: Im vergangenen Jahr erreichte die Institution erstmals die Zahl von 50 000 Besuchern im Jahr. Die Hälfte seien Gäste, die sich in ihrer Freizeit über die Zusammenhänge rund ums Klima informieren und Anregungen für ein umweltfreundliches Verhalten holen wollen.
17 000 Schüler in 800 Klassen sind jährlich zu Gast. Sie reisen von weit her an, auch aus der Pfalz und Rheinhessen. 15 Prozent machen Unternehmen, Verbände, Vereine und sonstige Institutionen aus, die sich informieren und Inspirationen holen wollen.
Die gibt’s aktuell durch eine in Teilen frisch gestaltete Dauerausstellung. Neu ist beispielsweise der Kommandostand des Raumschiffs Erde. Hier lässt sich beispielsweise genau ablesen, welche Folgen es für die Durchschnittstemperatur auf unserem Planeten hat, wenn der Regenwald im Amazonas verschwindet, wenn das Eisschild Grönlands abschmilzt, das arktische Winter-Meereis kollabiert oder das Golfstromsystem im Atlantik ausfällt.
Dabei geht es keineswegs mehr um die Folgen für die kommenden fünf bis zehn Jahre, es geht um die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100. „Die Schüler, die zu uns kommen, werden die Folgen am eigenen Leib erfahren“, verdeutlicht Welz, dass es hier keineswegs um Science Fiction und eine ferne Zukunft geht.
Dabei zeigen die neuen Elemente der Dauerausstellung sehr wohl viele konkrete Lösungsansätze. „Wir wollen ja keine Angst verbreiten. Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagt der Arena-Chef. Zum einen zeigt eine riesige, komplett neu programmierte Weltkugel die globalen Zusammenhänge der Probleme. Nahezu in Echtzeit können die Menschen verfolgen, wie der Hurrican Milton aktuell über Florida wütet und der ehemalige Hurrican „Kirk“ nun über uns die im warmen Atlantik aufgesogenen Wassermassen ausschüttet.
Neben sehr griffigen Erklärungen wie jener, dass Nachhaltigkeit deutlich über den bloßen Umweltschutz hinausreicht, bietet die Schau nun auch Zukunftsvisionen - ohne Technik der Zukunft. Wie lässt sich mit heutigen Mitteln die Welt bis 2045 klimafreundlich umbauen, steht auf drei großen Tafeln. Darauf die Visionen der umgebauten Innenstädte von Ludwigsburg und Haan in Nordrhein-Westfalen. Kleine Klappfenster zeigen Bilder vom Jetzt-Zustand. Wie wird sich das Leben anfühlen?
Es gehe darum, das Positive herauszuarbeiten. Statt mit Verlust, Verzicht oder Verbot argumentiert die Schau mit mehr Lebensqualität in den Innenstädten, einer größeren Energiesicherheit, einem bezahlbaren Wohnen und einem ganz neuen Naturerlebnis im direkten Umfeld.
Eine Teenagerin stand kürzlich vor den großen Tafeln und war hellauf begeistert: „Das ist ja voll cool. Warum machen wir das nicht einfach?“ Eine sehr gute Frage.
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