Stellungnahme - Ordensschwester reagiert auf Vorwürfe

„Keine Hinweise auf Beteiligung“

Von 
Stephan
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Speyer. Zu den Missbrauchsvorwürfen im katholischen Kinderheim Engelsgasse in den 60er und 70er Jahren hat diese Redaktion mehrere Anfragen verschickt. Darunter auch an die Niederbronner Schwestern vom göttlichen Erlöser, die von Konrad O. beschuldigt werden, seinerzeit Vergewaltigungen nicht nur geduldet zu haben, sondern sie gar möglich gemacht und sich dabei bereichert zu haben.

Dazu hat Provinzoberin Schwester Barbara Geißinger eine Stellungnahme geschickt und darin ausgedrückt, dass es für sie keinen Anlass gebe, das Urteil des Darmstädter Gerichts und die Bewertung der Glaubwürdigkeit des Betroffenen in Frage zu stellen. Man gehe davon aus, dass der Mann über Jahre hindurch leidvollste Erfahrungen durch sexuellen Missbrauch durch den von ihm benannten hochrangigen Geistlichen erfahren habe.

Zweifel an Sexpartys

Die Provinzoberin merkt aber auch an, dass für die Ordensschwestern nicht alle Schilderungen des Opfers nachvollziehbar seien, weil dazu keine Belege vorlägen und diese weder durch eine Befragung von Schwestern noch durch die Staatsanwaltschaft bestätigt werden konnten. Dazu zählten zum Beispiel Berichte von vermeintlichen Sexpartys unter Beteiligung von Priestern, Honoratioren und Politikern, Gruppenvergewaltigungen und die behauptete Prostitution der Kinder durch Schwestern sowie das Auffinden eines ermordeten Heimkindes und dessen anschließendes Verschwinden.

Die Staatsanwaltschaft hätte damals sicherlich sofortige Ermittlungen eingeleitet, ist sich die Oberin sicher. Bei der Suche nach klärendem Material für Vorfälle vor über 50 Jahren seien heute Grenzen gesetzt. Entsprechende Akten des Kinderheims befänden sich – wenn überhaupt – bei der Diözese Speyer. Träger des Kinderheims sei die Dompfarreikirchenstifung gewesen.

Seit 2011 Hinweise gesucht

Es sei für sie nicht fassbar, dass solch grausame Handlungen weder von den Schwestern noch von irgendjemandem bemerkt und zur Sprache gebracht worden sein sollen. Aus Sicht der Oberin hätten der Schule oder dem Jugendamt die Missbrauchsfälle und erst recht das Fehlen eines Kindes auffallen müssen. Seit die Vorwürfe im Jahr 2011 mitgeteilt worden seien, habe man sich bemüht, nach Hinweisen zu suchen, die auf eine – wie auch immer geartete – Beteiligung von Schwestern in der Engelsgasse hätte hindeuten können. Es gebe dafür jenseits der Berichte des Betroffenen bis heute keine Anhaltspunkte.

Antworten des Bischöflichen Ordinariats auf fünf Fragen an Bischof Karlheinz Wiesemann blieben am Donnerstag unbeantwortet. Pressesprecher Markus Herr kündigte die Antworten für diesen Freitag an.

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