Neustadt. Die Pfälzer Kartoffelanbauer schlagen Alarm: Während ihre Kosten steigen, bleiben sie auf ihrer Ware sitzen. Hartmut Magin, Vorsitzender der 280 Erzeuger der Gemeinschaft Pfälzer Grumbeere, erklärt: „Über die letzten Monate haben wir – genau wie unsere Kollegen in anderen Anbauregionen – mit Herzblut dafür geackert, damit wir die bundesweite Versorgung mit ackerfrischen und nah am Verbraucher erzeugten Frühkartoffeln gewährleisten können.“ Dabei hätten die Erzeuger inflationsbedingte Kostensteigerungen von rund 30 Prozent vorfinanziert – „in Erwartung fairer Preise und einer verlässlichen Ernteabnahme“.
Doch diese Erwartung wurde enttäuscht, wie es in einer Mitteilung der Erzeugergemeinschaft (EZG) heißt. Und zwar sowohl hinsichtlich der Preise als auch bei den Abnahmemengen. So hätten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) – anders als in den Vorjahren – nicht alle während der hiesigen Frühkartoffelernte von ausländischer auf heimische Ware umgestellt. Stattdessen seien von Mitte Juni bis 10. August „sehr große Mengen ausländischer Frühkartoffeln auf den Markt“ gekommen. Folge: Regalflächen wurden blockiert, Kartoffeln in „Top-Qualität“ blieben auf den Äckern liegen, der Preisdruck stieg.
Erzeugerpreis gesunken
„Der durchschnittliche Erzeugerpreis von 42 Euro für den Doppelzentner lag in dieser Saison fünf Euro unter dem entsprechendem Vorjahrespreis“, so die EZG. „Die Kombination aus höheren Kosten, deutlich weniger Erntemengen und geringeren Erlösen führt zu einer unbefriedigenden Ertragssituation für viele Erzeugerbetriebe“, erklärt Magin. Entsprechend machten sich viele Erzeuger Sorgen um ihre Zukunft – und die des Anbaus vor Ort. Johannes Zehfuß, stellvertretender Vorsitzender der EZG, mahnt: „Wenn nachhaltig und saisonal bei uns in der Pfalz angebaute Kartoffeln nicht einmal einen kostendeckenden Erzeugerpreis im Markt erzielen, kann das nicht im Interesse von Handel, Verbrauchern und uns Erzeugern liegen.“ Die Betriebe könnten sich so schließlich nicht langfristig halten. Schlimmstenfalls drohe für die Versorgung mit dem in Deutschland beliebten Grundnahrungsmittel eine Abhängigkeit vom Ausland.
„Angesichts steigender Diesel- und Frachtraten auch weiterhin auf ,scheinbar preiswerte’ Kartoffeln aus dem Ausland zu setzen, ergibt auch hinsichtlich der CO2-Bilanz wenig Sinn“, schreibt die EZG weiter. „Wir brauchen ein klares Signal und eine neue Wertschätzung für den heimischen Anbau“, so Zehfuß: „Unserer Ansicht nach kann es nicht sein, dass XXL-Aktionen mit Ware aus dem Nahen Osten in 7,5-kg-Säcken dafür sorgen, dass heimische Kartoffeln im Acker verrotten müssen.“ Mit den Kollegen in Baden-Württemberg habe man die betreffenden Marktpartner im LEH um eine Stellungnahme gebeten.
Weitere Ernteverluste drohen laut EZG, weil sich aufgrund der marktbedingten Erntepausen Fressfeinde über die Knollen im Acker hermachten. Auf dem diesjährigen Erntehöhepunkt erreichte die Rodemenge demnach sogar an Spitzentagen lediglich die Marke von 2000 Tonnen. In einem normalen Saisonverlauf würden über Wochen täglich bis zu 3000 Tonnen „Pfälzer Grumbeere“ geerntet.
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