Speyer. Das vermutlich berühmteste Liebespaar der Geschichte, eines der beliebtesten Spielzeuge weltweit und ein bedeutender Monarch seiner Zeit - das Historische Museum der Pfalz in Speyer hat sich eine Menge vorgenommen. Bei der Jahrespressekonferenz stellte das Museumsteam unter Alexander Schubert die nächsten drei großen Ausstellungen vor.
Los geht’s am 17. September mit einer Mischung aus regionaler und europäischer Geschichte. Das Museum rückt den bayerischen König Ludwig I. und seine Sehnsucht zur Pfalz in den Mittelpunkt. Anlass ist die Abdankung des Königs vor 175 Jahren wegen dessen turbulenter Liebe zur irischen Tänzerin Lola Montez.
Zur Pfalz hatte der Monarch Zeit seines Lebens eine enge Bindung. Sie war für ihn „das gesegnete Land“ - trotz des Hambacher Festes 1832, bei dem bis 30 000 Menschen gegen die Obrigkeit opponierten. Die Liebe Ludwigs zur Region hat Gestalt angenommen unter anderem in der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben und am westlichen Querbau des Speyerer Doms, den der König in Auftrag gab.
Für den Historiker Golo Mann war Ludwig I. der bedeutendste Monarch seiner Zeit, für Heinrich Heine dagegen ein „Kunst-Eunuch“. Dieses Urteil dürfte indessen davon beeinflusst sein, dass der König Heine eine Professur an der Universität von München verwehrt hatte.
Kindheit in Mannheim
Wenig bekannt ist übrigens, dass Ludwig fünf Jahre seiner Kindheit in Mannheim verbrachte. Gegenüber dem alten Nationaltheater am Schillerplatz wohnend, entdeckte er hier seine Leidenschaft für die Kunst und die Frauen, ebenso seine Abneigung gegen Frankreich. Die Ausstellung in Speyer verbindet klassische mit virtuellen Elementen und stellt die Regionalgeschichte in den europäischen Kontext.
Für den Familienausflug nach Speyer bietet sich die Sonderschau zum 50. Geburtstag von Playmobil vom 1. Oktober bis September 2024 an. Die Figuren genießen längst Kultstatus. Eine Sonderschau zum 30. Geburtstag der Figuren in Speyer startete übrigens eine enorme Eigendynamik: Erwachsene Sammler entdeckten plötzlich ihre Leidenschaft für das Systemspielzeug. Geschätzt sind heute drei Milliarden Figuren weltweit in Umlauf.
Am Erfolg ist sicher auch die Sendung mit der Maus schuld. Ein Fernsehteam spielte die Varusschlacht mit Playmobilfiguren nach. Das veranlasste den Hersteller, auch die alten Römer in Kunststoffform aufzulegen. In Speyer wird es ein kleines Stop-Motion-Studio für eigene Filmchen geben. Diorama-Artist Oliver Schaffer wird auf 1000 Quadratmetern Schaulandschaften, Videoshows mit eigens komponierter Musik und Spielstationen entstehen lassen.
Geschichte aus Sicht von Kleopatra
Schon jetzt wirft eine Schau über Cäsar und Kleopatra ihre Schatten voraus, auch wenn die Ausstellung erst im Frühjahr 2025 startet. Das Museum will die vier Jahre währende Liebesgeschichte erzählen, die bis zur Ermordung Cäsars währte - dies allerdings aus Sicht der Kleopatra. Die wird in der Geschichtsschreibung der Sieger nämlich nicht nur als Schönheit mit erheblicher erotischer Ausstrahlung, sondern auch als machtgierige Herrscherin beschrieben.
Das Historische Museum will deshalb die Geschichte einer selbstbewussten Frau erzählen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behauptet. Zeitbezüge zu Populismus und Propaganda sollen ebenfalls in die große Schau einfließen.
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