Badische Zwillingstürme - Den meisten Pfälzern werden die Kühltürme des Atommeilers Philippsburg nicht fehlen – sie finden es gut, dass sie gesprengt werden

„Ich werde ihnen keine Träne nachweinen“

Von 
Till Börner
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Die Kühltürme des Kernkraftwerks Philippsburg werden bald aus dem Landschaftsbild verschwunden sein. © Klaus Venus

Philippsburg/Neustadt. Wer an den Osthängen des Pfälzer Waldes wandert oder spazieren geht und bei gutem Wetter den Blick in die flache Rheinebene genießt, kommt an einem markanten Punkt kaum vorbei: den beiden Kühltürmen des Kernkraftwerks Philippsburg.

Auch in Heidelberg oder von den Hügeln des Kraichgaus sind die 152 Meter hohen Riesen noch zu sehen. Am 14. oder 15. Mai – den genauen Termin will die EnBW nicht nennen – werden die Türme gesprengt. Das Kraftwerk ist bereits seit Ende 2019 vom Netz genommen. In Zukunft müsse also anderen Landschaftsmerkmale bei der Orientierung aus der Ferne helfen.

„Sicherlich haben die Kühltürme das Landschaftsbild viele Jahre geprägt. Seit ihrer Abstellung ist bereits der Wasserdampf und damit ein Teil des gewohnten Landschaftsbildes verschwunden“, teilt Marc Weigel, Oberbürgermeister von Neustadt an der Weinstraße, mit. Rund 25 Kilometer Luftlinie ist die Anlage von der Stadt am Rande des Pfälzer Waldes entfernt.

„Speyerer Dom ist viel schöner“

Für die meisten Neustädter Bürger sind die in Zukunft fehlenden Kühltürme kein großer Verlust. „Wenn ich daheim aus dem Fenster gucke, sehe ich das Kraftwerk. Dass es bald keine Türme mehr gibt, stört mich überhaupt nicht“, erzählt Elke Jeschke, die auf dem Neustadter Marktplatz die Frühlingssonne genießt.

Wenige Meter weiter steht Kirsten Drechsel am Marktbrunnen, für sie stellt das Atomkraftwerk mit seinen Türmen „eine bedrohliche und unheimliche Landmarke“ dar.

Wenn Christian Wendt Besuch bekommt, führt er seine Gäste gerne zum Hambacher Schloss. „Dort oben erkläre ich ihnen dann, was in der Rheinebene alles zu sehen ist. Das Kraftwerk hilft natürlich bei der Orientierung“, so Wendt. „Der Speyerer Dom ist aber ein viel schöneres Merkmal.“

Auch Jochen Schimmel, der mit seiner Frau durch die Altstadt schlendert, wird den Türmen keine Tränen nachweinen: „Ich finde es gut, dass sie gesprengt werden.“ Natürlichen könnten die Kühltürme dem ein oder anderen als Landmarke fehlen, vermutet Marc Weigel. „Die schöne Aussicht vom Haardtrand in die Rheinebene wird das aber nicht beeinträchtigen“, sagt der Oberbürgermeister

Redaktion Redakteur in der Onlineredaktion

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