Freinsheim. Saarländischer Humor, gepaart mit Pfälzer Gastlichkeit und norddeutschem Stilgefühl: Ins altehrwürdige Forsthaus Lindemannsruhe bei Bad Dürkheim ist eine kreative Mixtur eingezogen. Neuer Pächter des über 80 Jahre alten Hauses ist die Familie von Dietmar Noss. Der Filmemacher aus Frankenthal, der unter anderem zehn Jahre lang "Lach- und Sachgeschichten" für die "Sendung mit der Maus" produzierte und eine Werbefilmagentur besitzt, verwirklicht hier einen Lebenstraum - und hofft, möglichst viele Gäste rundum zufrieden zu machen.
An dem dunkel getäfelten Haus mit den grünen Fensterläden mitten im Wald ist einiges bemerkenswert: Die Obst- und Weinanbau-Kommune Freinsheim pflegte hier eine Exklave im Wald. Das Gebäude hat eine eigene Postleitzahl und Telefon-Vorwahl. Zu Letzterem ist allerdings zu sagen, dass es auch gut drei Wochen nach der Wiedereröffnung noch keinen Telefon- und Internetanschluss gibt, wie Pächter Dietmar Noss bedauernd bestätigt. Ansonsten sind er und seine Frau Ines sowie Tochter Flora sehr zufrieden mit dem Start: So langsam spricht sich rum, dass das Forsthaus aus seinem kurzen Dornröschenschlaf geweckt wurde - und zwar mit viel Liebe.
Bekannte Anlaufstelle
Das 1927 gebaute Forsthaus bekam einst den Namen des einstigen Oberförsters Lindemann. Auf der Anhöhe unterhalb des Peterskopfes, 487 Meter über dem Meer, sollten sich nicht nur Jäger und Förster, sondern auch Wanderer und andere Ausflügler ausruhen können. Generationen von Schülern kennen das einstige Forsthaus, das jetzt an dunklen Wintertagen mit vielen kleinen Lichtquellen schon aus einiger Entfernung Gemütlichkeit ausstrahlt. Auch Wandergruppen nehmen sich die Lindemannsruhe gerne zum Ziel - und Spaziergänger nutzen es als Ausgangspunkt für Touren zum Bismarckturm oder Ungeheuersee. Der im Saarland geborene Noss kennt die Gegend sehr gut, besitzt hier eine Jagd. "Ich habe immer nach einer solchen Hütte gesucht", bekennt der Mann, der im Fernsehen Kindern zum Beispiel erklärte, "wie ein Eisberg von unten aussieht". In Jägerkluft empfängt Noss die Gäste in den neu gestalteten Schankräumen. Aus der eigenen Jagd stammen die Zutaten für die Hausmacher Wildspezialitäten: Wildleberknödel mit Kraut und Brot (8,20 Euro), oder der Jägerteller (13,80 Euro), auf dem dazu Wildschweinbratwurst und Saumagen liegen und zu dem der Likör "Jagdglück" gehört zum Beispiel. Mittwochs ist Schlachtfest; und auch auf den in Riesling eingelegten Handkäs' auf der Karte sind die neuen Pächter stolz. Regionale Produkte, allesamt selbst zubereitet, damit will die Küche viele Stammkunden begeistern. Das Nebengebäude heißt nun "Fasanerie" und bietet sich für Hochzeiten und andere Festlichkeiten an - ist aber auch sonntags zum Frühschoppen offen. Im Sommer gibt es einen Biergarten mit 450 Plätzen. Noss' aus Norddeutschland Frau Ines, von Beruf Dekorateurin, hat mit viel Gespür robuste Holzbänke, rustikale Ziegenfelle und allerlei Jagdromantik stimmungsvoll zusammengefügt - zum Teil auf dem Flohmarkt "geschossen", wie sie verrät. Trotz der geschmackvollen Einrichtung soll die Lindemannsruhe aber keine "Schicki-Micki"-Einkehr sein - sondern ein bodenständiges Ausflugslokal bleiben.
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