Rennsport

Hockenheimring: Unternehmen steigen für 5,5 Millionen Euro ein

Der Hockenheimer Gemeinderat hat am Mittwochabend grünes Licht gegeben: Ein Joint Venture aus fünf Unternehmen übernimmt 74,99 Prozent der Anteile an der Hockenheimring GmbH. Was das für die Stadt und den Ring bedeutet

Von 
Matthias Mühleisen
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Soll in den kommenden zehn Jahren für Besucher attraktiver werden: Am Hockenheimring sind unter anderem ein neues Hotel und eine „Motorworld“ geplant. © Zinke

Hockenheim. Der Hockenheimer Gemeinderat hat am Mittwochabend einstimmig bei drei Enthaltungen die Weichen für die Weiterentwicklung des Hockenheimrings beschlossen. Die Politiker gaben grünes Licht für den Einstieg eines Konsortiums aus fünf Wirtschaftsunternehmen, die sich als Emodrom Group Holding zusammengeschlossen haben. Demnach treten die Stadt und der Badische Motorsportclub (BMC), die derzeit sämtliche Geschäftsanteile der Hockenheim-Ring GmbH halten, 74,99 Prozent davon an die Emodrom Group Holding ab.

Im Gegenzug wird die Stadt Hockenheim aus Haftungsverpflichtungen entlassen und erhält voraussichtlich rund 5,5 Millionen Euro für den Anteilserwerb sowie einen jährlichen Erbbauzins von einer Million Euro. Bislang hält die Stadt Hockenheim 94 Prozent der Anteile am Ring, der BMC die restlichen sechs Prozent.

Wer sind die neuen Anteilseigner am Hockenheimring?

In der Emodrom Group Holding haben sich die Assenheimer Gruppe (Heilbronn), die Timbra Group (Worms), die Unternehmensgruppe Dünkel (Schemmerhofen bei Biberach), die Paravan GmbH (Heidelberg) sowie die Wirth Gruppe zusammengeschlossen. Die Assenheimer Gruppe, ein Familienunternehmen seit 1911, ist Mercedes-Benz Pkw- und Daimler Truck-Partner und seit 2007 auch im Motorsport engagiert.

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Die Timbra Group des Wormser Unternehmers Tim Brauer beschäftigt sich mit Gewerbeimmobilien, Baulandentwicklung, Immobilienentwicklung und Bestandserhaltung, Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien. Die Unternehmensgruppe Dünkel agiert in den Sparten Kies, Sand und Splitt, regenerative Energien und bringt eine „Motorworld“ (Dienstleistungs- und Showzentrum rund um Autos und Motorräder) an den Ring. Die Paravan GmbH von Familie Arnold ist auf Fahrzeugtechnologie für Menschen mit Behinderung, Autonomes Fahren und Rennsport spezialisiert. Die Wirth Gruppe ist in den Bereichen Immobilien, Energie, Investment tätig, hat am Ring schon zwei Photovoltaikanlagen gebaut und betreibt Motorsport seit 2001.

Bei der Emodrom Group Holding handelt es sich um ein Unternehmen, dessen Anteile von den mittelbaren Gesellschaftern der Emodrom GmbH gehalten werden. Letztere wurde auf der Grundlage eines Gemeinderatsbeschlusses von 2012 als Joint Venture zwischen der Hockenheim-Ring GmbH und der Rechtsvorgängerin der Emodrom Group Holding GmbH, der 4MP Holding GmbH, gegründet.

Welche finanziellen Verpflichtungen gehen die Unternehmen außerdem am Hockenheimring ein?

Die Emodrom Group übernimmt nach Angaben der Stadt die Tilgung der derzeit 20 Millionen Euro Schulden des Hockenheimrings. Dies seien noch Restschulden nach den großen Umbaumaßnahmen Anfang der 2000er Jahre.

Könnte die Formel 1 durch Einstieg der Investoren an den Hockenheimring zurückkehren?

Zu einer möglichen Rückkehr der Formel 1 auf die Rennstrecke schreibt das Unternehmen: „Wie auch die Geschäftsleitung der Hockenheim-Ring GmbH zuletzt betont hat, streben alle in Verantwortung stehenden Personen am Hockenheimring die Rückkehr der Formel 1 an.“ Dies ginge aber nur, wenn dadurch kein finanzielles Risiko für die Hockenheim-Ring GmbH entstehe.

Wie wollen die Investoren den Ring weiterentwickeln?

Sie wollen zudem nach eigenen Angaben in den nächsten fünf bis zehn Jahren bis zu 250 Millionen Euro in den Hockenheimring investieren. Geplant seien ein Hotel sowie ein Innovations- und ein Fahrsicherheitszentrum. Dazu solle es eine „Motorworld“ geben, ein Zentrum mit dem Fokus auf Oldtimer und Sportwagen. Mit den Baumaßnahmen solle Ende 2025, Anfang 2026 begonnen werden. Insgesamt sollen bis zu 350 weitere Arbeitsplätze entstehen, wie die Emodrom Group mitteilte.

Wie verhält es sich mit den Grundstücksverhältnissen am Ring?

Ein Grundstück am Hockenheimring wurde im Jahr 2011 zur Stärkung der Bilanz auf die Hockenheimring GmbH übertragen. Es wird nun ohne Gegenleistung an die Stadt Hockenheim zurückübertragen. Die Erbbaurechte an den Grundstücken des Hockenheimring-Geländes verbleiben bei der Hockenheim-Ring GmbH, werden erweitert und verlängert. Dies ermöglicht überhaupt erst im Anschluss eine erweiterte Bebauung.

Wie werden die neuen Verhältnisse am Ring vertraglich gefasst?

Der Gesellschaftsvertrag der Hockenheim-Ring GmbH wird angepasst. Durch Zustimmungsvorbehalte zugunsten der Stadt Hockenheim wird abgesichert, dass die Gesellschafterversammlung - unabhängig von der Beteiligungshöhe der Stadt Hockenheim - wichtige Beschlüsse nicht gegen den Willen der Stadt Hockenheim fassen kann. Zwischen der Stadt Hockenheim, dem Badischen Motorsportclub und der Emodrom Group Holding wird zudem eine Gesellschaftervereinbarung abgeschlossen.

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Veröffentlicht
Von
Stefanie Järkel
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Die Stadt Hockenheim sichert sich darüber hinaus vertraglich das Namensrecht am Hockenheimring. Dafür zahlt die Stadt 90 000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer pro Jahr. Der Vertrag hat eine Laufzeit von acht Jahren. Die Stadt hat eine Option auf weitere acht Jahre.

Die Stadt Hockenheim braucht mit der Vertragsunterzeichnung keine Sicherheiten mehr für die Darlehensverbindlichkeiten der Hockenheim-Ring GmbH zu leisten. Im Klartext: Im Falle einer Insolvenz der Hockenheim-Ring GmbH braucht sie nicht mehr gegenüber den Banken für die millionenschweren Verbindlichkeiten der Ring GmbH aus dem Umbau zu haften.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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