Speyer/Bad Dürkheim. In den Immobilienspalten ihrer Zeitung taucht vielleicht bald eine ungewöhnliche Annonce auf: "Zu verkaufen für eine würdevolle Nachnutzung: Barockkirche, Baujahr 1703, in zentraler Lage in Speyer. 1979 umfassend saniert, großer Saal, inklusive Gewölbekeller und Teeküche. Preis: auf Anfrage." So oder ähnlich könnte es klingen, wenn die Evangelische Kirche der Pfalz auf die Suche nach Interessenten für die Speyerer Heiliggeistkirche gehen sollte. Die Zukunft des Hauses ist Thema bei der heute in Bad Dürkheim beginnenden Synode der Landeskirche - und es gilt als wahrscheinlich, dass sich die Delegierten endgültig für den Verkauf des vormaligen Gotteshauses aussprechen.
Bereits im Mai 2012 hatte es ein Votum in dieser Richtung gegeben - weil die Landeskirche Geld sparen muss und das Speyerer Haus in einer internen "Portfolio-Analyse" als entbehrlich eingestuft wurde. Gottesdienste finden dort bereits seit 1979 nicht mehr statt, zuletzt wurde der Saal für Veranstaltungen, Konzerte oder Feste genutzt. Die Heiliggeistkirche gehöre daher zu den "wenig wichtigen und wenig profilbildenden" Arbeitsbereichen - so die Bewertung. Das jährliche Einsparpotenzial wurde mit rund 27 000 Euro beziffert. Also beschloss die Landessynode, "die Veräußerung der Heiliggeistkirche anzustreben".
Inzwischen wurde bereits ein Makler beauftragt, mögliche Interessenten für die Heiliggeistkirche ausfindig zu machen. Erfolgreich war er bisher noch nicht, informiert Wolfgang Schumacher, Sprecher der Landeskirche, im Gespräch mit dieser Zeitung. "Ziel bleibt der Verkauf oder die Nutzung durch Dritte, die mit der Landeskirche ein dauerhaftes Mietverhältnis eingehen", sagt Schumacher. Die Synode in Bad Dürkheim werde eine entsprechende Beschlussvorlage bekommen. Einen möglichen Kaufpreis möchte Schumacher nicht nennen. "Wir haben keine Mindestforderung, das müsste man direkt mit einem Interessenten absprechen."
Klar ist aber auch: Der bisherige Eigentümer hat gewisse Ansprüche an einen Käufer. In einem Gespräch mit dem Evangelischen Kirchenboten betonte Karin Kessel, Finanzdezernentin der Landeskirche, dass für das ehemalige Gotteshaus nur eine "würdevolle Nutzung" infrage komme: "Es wird dort keine Spielhalle oder Ähnliches geben." Tatsächlich wäre eine derartige Einrichtung in einem ehemaligen Gotteshaus nur schwer zu vermitteln. Die Heiliggeistkirche war schließlich über Jahrhunderte hinweg ein Zentrum des christlichen Lebens (siehe Info-Box) in Speyer.
Sparzwang bestimmt Tagung
Auch abgesehen von dem Speyerer Haus bestimmt der Sparzwang die Tagesordnung der Synodalversammlung. "Wir werden zahlenmäßig kleiner und materiell ärmer, das haben wir nüchtern festzustellen", sagt Kirchenpräsident Christian Schad. Wegen des demografischen Wandels sinke die Zahl der Gemeindemitglieder und damit die Zahl der Steuerzahler. Beschlüsse zur finanziellen Konsolidierung seien daher unvermeidlich. "Wir wollen nicht nach dem Rasenmäherprinzip vorgehen und auch nicht die Bereiche begünstigen, die die größte Lobby haben", erklärt Schad. Deshalb sei in einem langen Prozess unter den Mitgliedern der Synode abgestimmt worden, welche Handlungsfelder der Kirche wichtig und profilbildend seien - und welche weniger.
Auch die Jugend soll im Mittelpunkt der Synode stehen. "Wir wollen Impulse zu einer lebendigen Jugendarbeit geben", kündigt Schad an. Viele Jugendliche kämen nach ihrer Konfirmation nicht mehr in die Kirche. Diesem Trend gelte es entgegenzuwirken, indem auch über die Konfirmandengruppen hinaus Perspektiven geboten werden.
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