Haßloch. „Entscheidend ist das richtige Timing“, sagt Lilly. Und die richtigen müsse man in der Gruppe angehen. „Niemals auf die ersten. Das sind die Mutigen“, weiß sie. Die dritten und vierten in der Reihe seien die Angsthasen und damit die perfekten Opfer. Ihr Kollege Christopher ergänzt: „Auch der Bewegungsablauf ist wichtig“. Unvermittelte Gesten wirken besonders. Oder man bleibt - je nach Situation - auch einfach nur mal stehen und fixiert die Leute, die auf einen zukommen. Lilly und Christopher sind zwei von rund 70 Darstellern, die an den kommenden Wochenenden Leute erschreckenwerden: Im Holiday Park in Haßloch macht sich wieder das Grauen breit. Und die Besucher haben ihren Spaß dabei. Je nach Witterung kommen zwischen 7000 und 20 000 Menschen samstagabends zur „Fright Night“ und am 31. Oktober, der Halloween-Nacht, nach Haßloch.
Seit Jahren veranstaltet der Freizeitpark das größte Gruselspektakel der Region. Sieben schaurige Attraktionen gibt es in diesem Jahr, die eigens für die Schreckensnächte hübsch-hässlich hergerichtet worden sind. Im Pfälzer Dorf weicht Weinseligkeit einmal mehr dem wohligen Schauer. Das Schnitzelhaus direkt vor dem historischen Karussell war früher tatsächlich ein Pfälzer Restaurant. Jetzt wird es als Lagerfläche benutzt - bis Christian „Hoschi“ Rahn mit seinem Technikteam hinter der Fachwerkfassade Stuben des Schreckens entstehen lässt. Die Wände und Restauranttische scheinbar blutbespritzt, Füße und Hände liegen auf der Anrichte der Küche herum. Und in den vielen dunklen Ecken des Gruselrestaurants warten herrlich-schrecklich geschminkte Darsteller auf ihre Fans.
Frei nach Quentin Tarantino
Die heruntergekommene Tabledance-Bar Titty Twister direkt daneben haben die Park-Verantwortlichen nach dem Vorbild des Quentin Tarantino-Schockers „From Dusk Till Dawn“ gestaltet. Hat man den grobschlächtigen Türsteher überwunden („Ihr lasst die Finger von meinen Mädels! Ist das klar?“) und betritt den Gastraum, dauert es keine zehn Sekunden, bis sich die Tänzerin auf der Bühne in einen Zombie verwandelt. Auf dem Weg durch das Horrorhaus verschwinden plötzlich die Bilder aus ihren Rahmen, zum Vorschein kommen leibhaftige Vampire. Die Besucher müssen sich durch an der Decke baumelnde, in Zellophan verpackte Körper ihren Weg bahnen - nichts für schwache Nerven.
Die „Fright Nights“
- Der Holiday Park feiert am 14., 21., 28. und 31. Oktober Schreckensnächte.
- Es gibt sieben Horrorattraktionen, Live-Erschrecker, Spezialeffekte, eine Feuershow und ein Feuerwerk zum Abschluss.
- Die Horrorattraktionen gibt es von 18 bis 22 Uhr.
- Tickets ab 41,50 Euro unter www.holiday-park.de
Ganz neu ist das Sägewerk als Schreckens-Attraktion im Außenbereich ganz hinten neben dem Auslauf der Wasserbahn „Wickie Splash“ - mit echten Geräten aus einer lange stillgelegten Schreinerei in der Nähe von Mainz. Die Story: Sägewerksbesitzer Arne Voss sucht neue Mitarbeiter - in Wahrheit Opfer für seine gruseligen Gelüste. Die Besucher erleben eine Bewerbung des Grauens. Laute Sounds, diffuses Licht und Kunstnebelschwaden setzen in allen Horrorhäusern schaurige Akzente. Den Unterschied machen jedoch die Darsteller, die die Gäste ein ums andere Mal aus der Fassung bringen.
Damit sie sich richtig in Szene setzen können, steht ein sechsköpfiges Schminkteam schon ab der Mittagszeit bereit. Rund 55 Darsteller gilt es, für jede „Fright Night“ zu schminken, ihnen Latex ins Gesicht zu kleben oder den Schädel - zumindest optisch - zu spalten. „Wir kalkulieren für jeden etwa eine Viertelstunde“, erzählt Hanna, die wie fast alle ihrer Kolleginnen Kunst im Lehramt studiert. Vorab schauen sich die Expertinnen genau an, wo die Darsteller spielen, wie die Lichtsituation ist und was optisch den Reiz verstärkt. „Eigentlich bin ich überhaupt kein Horrorfan“, gesteht Anja, die gleich das Candy Girl im Freak Circus mit Süßigkeiten aus Latex bekleben wird. Aber das Schminken mache halt tierisch Spaß.
Vier Stunden harte Arbeit
Auch Alex, im Schnitzelhaus die Klofrau, ist im richtigen Leben eher schreckhaft, arbeitet seit dem vergangenen Jahr als Erschreckerin, eine feine Abwechslung zur Ausbildung als Erzieherin. Trainer erarbeiten mit ihr die Rolle, machen sogar Stimmtrainings. Denn so ein Abend bedeutet vier Stunden harte Arbeit.
Christopher arbeitet im echten Leben als Finanzbeamter und lässt als Sägewerksbesitzer Arno Voss seine dunkle Seite raus, kann auf der Kinderbühne in der Dino-Show aber auch ganz lieb sein. Seine Kollegin Lilly, die im Theater schon viele Rollen gespielt hat und wegen ihrer Erfahrung als Springerin in mehreren Rollen zu sehen ist, weiß aber auch, dass die Show für manche Besucher zu gut ist. Es gebe schon auch Panik-Attacken. „Dann gehen wir sofort aus der Rolle und begleiten die Leute raus. Denn eigentlich sind wir alle ganz lieb“. Christopher grinst verschmitzt. Im Theater sei der Applaus das Brot des Künstlers: „Und wenn bei uns die Leute schreien, dann haben wir alles richtig gemacht.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-halloween-im-holiday-park-neuer-gruselspass-im-alten-saegewerk-_arid,2134319.html