Weinheim. Das ganze Ausmaß des Schadens durch den Großbrand wird erst am Montagmorgen deutlich: Das Weinheimer Freizeitbad Miramar geht von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe aus. Die Salz- und Kristalltherme ist „total zerstört“, berichtet Miramar-Sprecher Hardy Prothmann. Aber auch die angrenzenden Umkleidekabinen wurden durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. Die gute Nachricht: Niemand wurde verletzt. Und der Feuerwehr gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf die übrigen Bereiche des Bades zu verhindern.
Doch auch dort sind aufwendige Reinigungsarbeiten notwendig. Frühestens am kommenden Freitag, 13. Dezember, könnten das Familienbad mit den Rutschen sowie die Saunen wieder geöffnet werden, erklärt der Miramar-Sprecher.
Als Brandursache vermutet der Badbetreiber einen Defekt im Technikraum der Therme. Genaueres sollen die Spezialisten der Kriminalpolizei Heidelberg herausfinden, die die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen haben.
Rückblende: Die Flammen sind am Sonntagabend kurz vor Mitternacht schon von Weitem zu sehen. Zusammen mit dem Blaulicht der Einsatzkräfte sorgen sie für eine gespenstische Atmosphäre am Rande des Wohngebiets Waid. Die Feuerwehr Weinheim, aber auch umliegende Wehren sind mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort. Mehr als 20 Fahrzeuge sind auf dem Parkplatz in Position gegangen. Hinzu kommen mehrere Streifenwagen der Polizei und Rettungswagen. Die Flammen lodern in der Salz- und Kristalltherme und werden von der Drehleiter aus bekämpft.
Kurios: Dabei nutzen die Einsatzkräfte unter anderem auch das Wasserbecken der Therme, um einen möglichst hohen Wasserdruck aufrechterhalten zu können, wie Weinheims Feuerwehrkommandant Ralf Mittelbach später berichtet.
Beim Großbrand kommen keine Menschen zu Schaden
Das Bad hatte so spät am Abend bereits geschlossen; nur noch sechs Mitarbeiter sind vor Ort, sie können sich aber selbst in Sicherheit bringen. Sie waren es auch, die die Feuerwehr alarmierten, noch bevor der Brandmeldealarm losging.
„Personen kamen nicht zu Schaden, das ist die Hauptsache“, betont Geschäftsführer Marcus Steinhart noch in der Nacht zum Montag in einer ersten Stellungnahme und fügt hinzu: „Wir bedanken uns sehr bei den Einsatzkräften der Feuerwehren und Rettungsdienste.“
Gegen 0.30 Uhr hatte das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises vorsorglich über die App Katwarn eine Warnung verschickt. Darin wurden die Menschen in der Umgebung aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungsanlagen abzuschalten. Die Feuerwehr führt in der Nacht permanent Luftmessungen durch. „Zu keiner Zeit bestand eine Gefahr für die Bevölkerung“, gibt Mittelbach am Montag in dieser Hinsicht Entwarnung.
Sein Dank gilt nicht nur den rund 200 Einsatzkräften von Feuerwehr, DRK und Polizei, sondern auch dem Rewe-Markt im Multzentrum. Betreiber Markus Mauz öffnet noch in der Nacht seinen Markt für das DRK, das die Einsatzkräfte mit Verpflegung versorgt.
Nachdem ein Brandsachverständiger des THW zwei Stellen des Daches der Therme als einsturzgefährdet eingestuft hatte, wird am Morgen noch die Berufsfeuerwehr Mannheim nachalarmiert. Sie verfügt über einen Kran mit Gondel, von der aus Glutnester bekämpft werden können, ohne die Einsatzkräfte in Gefahr zu bringen.
„Das Feuer ist noch nicht ganz aus“, berichten die Feuerwehrmänner Sebastian Singer, Darwin Höhnle und Sören Eibeldinger nach einem neuerlichen Kontrollgang unter Atemschutz dem Kommandanten, der gemeinsam mit Daniel Paradiso und Thomas Keller am Wagen der Einsatzleitung steht. Allen ist die Erschöpfung anzusehen. „Ich kann meinen Leuten nur den größten Respekt zollen“, sagt Mittelbach, der den Einsatz geleitet hat. „Wir sind heute Nacht ins Gebäude, das innendrin schwarz war vom Rauch, wir haben teilweise nichts gesehen“, beschreibt er. Auch Weinheims Bürgermeister Andreas Buske macht sich vor Ort ein Bild von der Lage und lobt gemeinsam mit Oberbürgermeister Manuel Just die Aktiven: „Ein ganz starker Einsatz“, so OB Just wörtlich. Er wolle sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn das Feuer auf die angrenzenden Gebäude mit den großen Kunststoffdächern übergegriffen hätte. Die Wohnviertel Waid und Ofling liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Schon der zweite Brand in diesem Jahr
Das Feuer von Sonntagnacht ist bereits der zweite Brand im Miramar in diesem Jahr. Im Februar war im Küchenbereich ein Feuer ausgebrochen. Damals war von einem Schaden in sechsstelliger Höhe die Rede. Der Badebetrieb konnte bereits am selben Tag mit kleineren Einschränkungen wieder aufgenommen werden. Das ist bei der Salz- und Kristalltherme undenkbar. Man werde jetzt – natürlich in Absprache mit der Versicherung – klären, wie es weitergeht, heißt es vonseiten des Miramar. Der Neubau entstand 2007 innerhalb von sieben Monaten und kostete fünf Millionen Euro. Zuletzt umfangreich modernisiert wurde die Therme 2023. Dabei wurde unter anderem auf dem Dach der Therme eine Photovoltaikanlage installiert, die nun ebenfalls zerstört ist.
Fakten zum Miramar
- Das Weinheimer Freizeitbad Miramar wurde 1973 in städtischer Regie am Waidsee eröffnet. Doch bald geriet das Bad in finanzielle Schieflage.
- 1987 verkaufte die Stadt Weinheim das Miramar an die Familie Steinhart.
- Seither wurde vom Betreiber regelmäßig in das Bad investiert. Das Angebot an Rutschen und Saunen wurde erweitert.
- 2007 wurde der Neubau der Salz- und Kristalltherme eingeweiht. Das Wasser für die Therme kommt aus 1100 Meter Tiefe und weist neben einem hohen Salzgehalt auch zahlreiche Mineralien auf.
- Rund 700 000 Gäste besuchen das Miramar pro Jahr.
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