Speyer/Ludwigshafen. Helmut Kohls zweiten Todestag muss seine Witwe Maike Richter-Kohl nicht allein verbringen. Am Sonntagmorgen, 16. Juni, um 11.30 Uhr, wollen Vertreter der Speyerer CDU am Grab des Altkanzlers im Adenauer-Park einen Kranz niederlegen. „Die Witwe von Helmut Kohl, Frau Dr. Maike Richter-Kohl, ist anwesend“, teilt der Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Speyer, der Landtagsabgeordnete Michael Wagner, mit. Zuvor wird um 10 Uhr beim Gottesdienst im Dom in Fürbitte und Hochgebet des Staatsmannes gedacht, der vor zwei Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim im Alter von 87 Jahren gestorben war. Auf seinen eigenen Wunsch hin wurde er nicht in seiner Vaterstadt, sondern in der Domstadt beigesetzt, zu deren Kathedrale er seit seiner Jugend eine besondere Beziehung hatte.
Seine Grabstelle, die gut einen Kilometer vom Dom entfernt liegt, zieht nach wie vor viele Besucher an. Verlässliche Zahlen habe die Stadtverwaltung nicht, weil man keine Statistik dazu führe, teilt Stadtsprecher Matthias Nowack mit. Nach seinen Angaben fragen aber Besucher nach dem Ort des Grabes, der mittlerweile auch im touristischen Leitsystem der Stadt gekennzeichnet ist.
Kanzleramt: Grab ist Privatsache
Fast zwei Jahre lang hatte die von einem Gitterzaun umgebene und von Videokameras überwachte Grabstelle zum Erstaunen vieler Besucher einem Provisorium geglichen, mit einer Einfassung aus Holz und einem schlichten Holzkreuz. Kurz vor dem zweiten Todestag ließ die Witwe das Grab nun neu herrichten. Jetzt ist es von hellem Pfälzer Buntsandstein eingefasst. Rechts neben dem Grab steht neuerdings eine kleine Bank aus Sandstein, verschwunden ist ein kleines Häuschen, das vermutlich Nüsse für Eichhörnchen in der Umgebung enthielt. Das Holzkreuz dagegen ist geblieben.
Nach Angaben von Stadtsprecher Nowack sieht die für die Grabpflege verantwortliche Witwe in der jetzigen Situation eine Zwischenlösung. „Es handelt sich nach unseren Informationen noch nicht um die endgültige Gestaltung.“Ähnlich hatte sich Maike Kohl-Richter, die Anfang Juni an mehreren Tagen Bauarbeiter am Grab beschäftigte, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst geäußert. Als anmaßend habe sie die Kritik von Medien und Bürgern empfunden, hieß es dort. Auch Walter Kohl, Sohn des früheren Kanzlers, hatte gegenüber dieser Zeitung den Zustand des Grabes als „unwürdig“ kritisiert.
Wann eine weitere Umgestaltung des Grabes erfolgt, ist unbekannt. Eine Anfrage beim Anwalt der Witwe blieb bisher unbeantwortet. Das Bundeskanzleramt kann nicht weiterhelfen. „Da die Gestaltung des Grabes von Alt-Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl eine private Angelegenheit ist, ist das Bundeskanzleramt hiermit nicht befasst“, so eine Regierungssprecherin.
Viele Touristen im Adenauerpark
Von denen, die am Grab vorbeikommen, finden viele die neue Gestaltung schön. „Mich hat die Schlichtheit berührt“, sagt die 57 Jahre alte Elke Keller, die in der Nähe wohnt. Ihre 80 Jahre alte Mutter kann nicht verstehen, dass die jetzige Form eine Übergangslösung sein soll. „Wenn das wieder wegkommt, das wäre Blödsinn“, sagt auch der 62 Jahre alte Speyerer Walter Sefner. Wie andere Besucher bedauert er das Fehlen eines Grabsteins, aber man solle nichts dramatisieren, rät er. Eine 64-Jährige, die in der Nähe wohnt, berichtet von gelegentlichen CDU-Delegationen und vielen Touristen am Grab. Sie betont, viele Menschen seien der Ansicht, Kohl solle bei seiner ersten Frau Hannelore in Ludwigshafen beerdigt sein. Eine 38 Jahre alte Frau sagt, ihre Generation lege nicht so viel Wert darauf, wie ein Grab gestaltet sei. „Ein Holzkreuz ist auch schön.“ In Ludwigshafen ist noch nicht entschieden, wie Kohl geehrt werden soll. Die Umbenennung einer Straße war 2017 nach Protesten nicht erfolgt. Die Stadt sagt: „Die Frage nach einer angemessenen Ehrung für Helmut Kohl wird im neu gewählten Stadtrat erörtert“.
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