Cold Case

Gewaltverbrechen bei St. Leon-Rot vor rund 37 Jahren: Wer kennt die tote Frau?

Von 
Michael Krumpe
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Der damalige Tatort: Der Autobahnparkplatz an der BAB 6 in Fahrtrichtung Heilbronn. © René Priebe

Rhein-Neckar. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg und die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg bitten die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung eines Verbrechens, das vor rund 37 Jahren geschehen ist. Am Sonntag, den 16. März 1986 fanden Spaziergänger in unmittelbarer Nähe eines Parkplatzes an der A 6 bei St. Leon-Rot die bereits stark verweste Leiche einer Frau. Bis heute ist die Identität der Toten nicht geklärt.

Nach Angaben der Polizei war von Beginn an davon auszugehen, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war. Zum Zeitpunkt ihres Todes - möglicherweise im Frühjahr bis Herbst 1985 - dürfte sie 27 bis 33 Jahre alt gewesen sein.

Die Tote ist Europäerin, etwa 1,55 bis 1,65 Meter groß. Blutgruppe A. Zahnprothesenträgerin (Oberkiefer). Sie trug eine bordeauxfarbene Hose und ein hellrotes T-Shirt sowie weiße Freizeitschuhe der Größe 36.  Dünnes Lederbändchen am linken Fuß. Fingerring, geflochten aus drei gold-, silber-, und  bronzefarbenen Drähten. Die dazugehörigen Bilder können unter dem nachfolgenden Link eingesehen werden: www.bka.de/IdentifyMe2

Identität der Toten bis heute nicht geklärt

In den Folgejahren bemühten sich Staatsanwaltschaft und Polizei ergebnislos um die Identifikation der Leiche. Unter anderem erbrachte eine im Jahre 2009 erstellte Weichteilrekonstruktion des Schädels ebenso keine weiterführenden Erkenntnisse wie die Veröffentlichung der von der Toten getragenen Zahnprothese in einschlägigen Fachzeitschriften. Eine Materialanalyse der Zahnprothese hatte ergeben, dass ein Herstellungsort in Osteuropa ausgeschlossen werden kann; sie dürfte in einem westeuropäischen Land hergestellt worden sein.

Gesichtsrekonstruktion der Frau durch das Institut für Rechtsmedizin Freiburg © Polizei

Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Tote auch nach rund 37 Jahren doch noch identifizieren und das Verbrechen an ihr aufklären zu können, hatte die Staatsanwaltschaft Heidelberg im Jahr 2011 zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die anhand einer Isotopenanalyse von Knochen, Zähnen und Haaren der Frau, Hinweise zu deren Herkunfts- beziehungsweise letzten Aufenthaltsorten zu Lebzeiten geben sollten.

Isotopenanalysen bringt Ergebnisse

Nach dem Ergebnis dieser Isotopenanalysen nehmen die Ermittler jetzt an, dass die Frau womöglich mehrfach ihren Wohn- beziehungsweise Aufenthaltsort gewechselt  haben dürfte, längere Zeit in Luxemburg, Belgien oder Niederlande gelebt hat und sich die letzten zehn Monate ihres Lebens möglicherweise in Großbritannien aufgehalten haben könnte. Woher die Frau stammt, war auch durch die Isotopengutachten nicht eindeutig zu klären; es besteht unter anderem eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie in einem der GUS-Staaten aufgewachsen sein könnte.

Von einem erneuten Fahndungsaufruf erhoffen sich die Staatsanwaltschaft und die Polizei doch noch Hinweise zur Identität der Toten zu erhalten. Für Hinweise, die zur Identifizierung der Frau, zur Klärung der Todesumstände und somit gegebenenfalls zur Ergreifung eines Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.

Sie wenden sich diesbezüglich deshalb besonders an die Öffentlichkeit mit folgenden Fragen: Wer kennt die Tote? Wer kann Angaben über ihre Identität machen? Wer kennt eine Frau, die seit 1985 aus dem Benelux-Raum/Großbritannien verschwunden und deren Schicksal bis heute nicht geklärt ist?

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Heidelberg unter der Rufnummer 06221/1744444 oder jede andere Polizeidienststelle in Europa entgegen.

Redaktion Mitarbeiter in der Onlineredaktion, Produktionsleitung "MM"-Podcasts

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