Sinsheim. Das geplante Sinsheimer Hai-Aquarium bleibt umstritten. Das hat die Informationsveranstaltung der Verantwortlichen bestätigt, zu der auch Gegner gekommen waren. Bei einer Podiumsdiskussion, bei der Kritiker zu Wort gekommen sind, zeigte sich: Letztendlich geht es allen um den Schutz der Tiere, nur der Ansatz unterscheidet sich erheblich. Während die Gegner eine Demonstration am 22. April in Sinsheim planen, drängen die Shark- City-Initiatoren die Stadtverwaltung zum Handeln.
20 Millionen Euro wollen die Geschäftsführer Thomas Walter und Thiemo Walt investieren. Das Gebäude soll unweit der bisherigen Attraktionen Auto- und Technikmuseum, Badewelt und Rhein-Neckar-Arena entstehen. Allerdings gibt es unterschiedliche Ansichten, ob ein solches Groß-Aquarium in der Neulandstraße zulässig ist. Die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Jörg Albrecht ist der Ansicht, dass dafür der Bebauungsplan geändert werden muss. Shark-City sieht das anders. Mittlerweile sei ein Bauvorbescheid beantragt worden, sagte Thomas Walter im Gespräch mit dieser Zeitung. Das Rathaus müsse bis Anfang Mai mitteilen, ob der Bau planungsrechtlich möglich ist. Bei einer Ablehnung wäre es möglich, dagegen juristisch vorzugehen. Für Walter ist das jedoch die letzte Option: "Wir wollen das im Konsens regeln", betonte er. Für die Macher ist Shark-City ein Projekt der Superlative. Sie sprechen von Europas größtem Hai-Aquarium. Die Tiere sollen in mehreren Becken schwimmen, das Größte fasst laut aktuellen Plänen 10,5 Millionen Liter Wasser, die größte Scheibe soll 18 Meter lang und sechs Meter hoch werden.
Neue Arbeitsplätze
Geschäftsführer Walter rechnet mit 50 bis 60 neuen Arbeitsplätzen und zwischen 500 000 und 680 000 Besuchern pro Jahr. An Gewerbesteuer bekäme Sinsheim jährlich zwischen 450 000 und 680 000 Euro. Besucher des Infoabends hakten zwar kritisch nach, was das zusätzliche Verkehrsaufkommen angeht. Und sie hatten Sorgen, dass die Scheiben reißen und Salzwasser in umliegende Gewässer strömen könnte. Die Zuhörer übten aber vor allem Kritik daran, dass die Tiere in Gefangenschaft gehalten werden sollen. Erich Ritter, Hai-Forscher und Schirmherr des Aquariums, versuchte, diesen Punkt zu entkräften. In einer idealen Welt benötige man keine Aquarien, allerdings hätten die Tiere ein Imageproblem. Einige seien vom Aussterben bedroht und ihre Lebensräume würden zerstört. Hier setzten Aquarien an. "Wir müssen versuchen, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, was Haie sind", warb er für das Bauvorhaben. Aufklärung sei ein Muss.
Die Hai-Schutz-Organisation Sharkproject lehnt das Sinsheimer Aquarium ab, wurde von Shark-City dennoch zur Podiumsdiskussion eingeladen. Klar wurde: Die Vertreter schätzen die Haltung von Erich Ritter, er sei früher sogar Vorbild gewesen. Nur: "Ein Hai im Aquarium ist ein Schatten seiner selbst", sagte Robert Marc Lehmann. Sein Kollege Martin Trösch wies darauf hin, dass man die Menschen digital über Haie informieren könne. Das ginge gerade in Sinsheim im 3-D-Kino des Auto- und Technikmuseums. "Dafür brauchen wir kein Aquarium."
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