Weinheim

„Fridolin“ blitzt in Weinheim 2400 Autofahrer

Das mobile Geschwindigkeitsmessgerät parkt derzeit im Bauhof. Die Flut der Strafzettel muss erst einmal abgearbeitet werden

Von 
Carsten Propp
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Die Radarfalle Fridolin steht in der fünften Woche in der Schulstraße bei der Pestalozzie-Grundschule. © Fritz Kopetzky

Weinheim. Erst fünf Wochen für die Stadtverwaltung im Dienst und gleich darauf einen Monat Urlaub? Was klingt wie ein Traumjob, weckt bei Fridolin keine Emotionen. Der mobile Blitzer, den man im Weinheimer Rathaus diesen Namen gegeben hat – im Weschnitztal nennt man ihn übrigens Johnny –, kontrollierte von Mitte Oktober bis Ende November an fünf verschiedenen Standorten, ob sich die Autofahrer ans Tempolimit halten. Seither parkt er im Bauhof und soll voraussichtlich erst in der zweiten Januarwoche wieder seinen Dienst antreten.

„Es ist tatsächlich so, dass unser Ordnungsamt ab Dezember einen Weihnachtsfrieden einkehren lässt. In dieser Zeit werden nur noch ganz gravierende Verstöße geahndet. Über Weihnachten und Neujahr müssen auch die Kollegen der Bußgeldstellemal Urlaub machen“, erklärte auf Nachfrage der städtische Pressesprecher Roland Kern.

Allerdings räumte er ein, dass Fridolin – der Name stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Der Friedensreiche“ – in den ersten fünf Wochen so „fleißig“ war, dass die Bußgeldstelle mit dem aktuell vorhandenen Personal gar nicht in der Lage wäre, die stark gestiegene Zahl an Knöllchen zu bearbeiten. Etwas Entlastung erhofft man sich ab Mai, wenn eine Mitarbeiterin aus der Elternzeit zurückkehrt. Außerdem sei die Verlängerung einer befristeten Stelle im Gespräch, so Pressesprecher Kern.

Mannheimer Straße in Weinheim: 170 Verstöße pro Tag

Breslauer Straße: Wie eine vorläufige Auswertung der Bußgeldstelle ergeben hat, tappten allein in den ersten beiden Wochen fast 2000 Autofahrer in die Radarfalle. 783 Verstöße wurden innerhalb einer Woche in der Breslauer Straße festgestellt, obwohl sich in der Nähe die Zweiburgenschule befindet. In den allermeisten Fällen (771) handelte es sich dabei um Ordnungswidrigkeiten, weil das erlaubte Tempo um höchstens 15 km/h überschritten wurde. In zwölf Fällen droht den Fahrern ein Bußgeld, weil sie mehr als 15 km/h zu schnell waren.

Mannheimer Straße: Rekordverdächtig war die Woche in der Mannheimer Straße, wo aus Lärmschutzgründen Tempo 30 gilt. Insgesamt 1182 Verstöße registrierte der Blitzer innerhalb einer Woche; das sind im Durchschnitt knapp 170 pro Tag beziehungsweise sieben in der Stunde. Auch dort blieb es zwar in der Mehrheit der Fälle (1032) bei Verwarnungen. Aber immerhin 177 Autofahrer handelten sich ein Bußgeld ein, weil sie mehr als 15 km/h zu schnell waren – das sind 15 Prozent aller Geblitzten.

Muckensturmer Straße: In der dritten Woche stand Fridolin im oberen Bereich der Muckensturmer Straße, wo ebenfalls Tempo 30 gilt. 160 Temposünder wurden dort innerhalb einer Woche geblitzt, davon waren 151 höchstens 15 Stundenkilometer zu schnell, bei neun Autofahrern war das Tempo sogar noch höher.

Stahlbadstraße und Schulstraße: Danach stand Fridolin erneut in der Weststadt, diesmal in der Stahlbadstraße. Dort befinden sich in der Nähe ein Kindergarten und eine Senioreneinrichtung. Die Bilanz nach einer Woche: 278 Verstöße, darunter 249 Ordnungswidrigkeiten und 29 Bußgelder. Ein Autofahrer war in der Tempo-30-Zone allerdings mit 78 km/h unterwegs – 400 Euro Bußgeld, zwei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei und ein Monat Fahrverbot sind die Quittung dafür.

Schulstraße: In der fünften Woche stand der Blitzer in der Schulstraße vor der Pestalozzi-Grundschule. Dort gab es nach Auskunft der Stadtverwaltung nur drei Verstöße (alle bis 15 km/h Überschreitung).

Fast nur Ordnungswidrigkeiten

Unterm Strich löste der Blitzer in den fünf Wochen 2406 Mal aus; in 97,2 Prozent der Fälle blieb es bei Ordnungswidrigkeiten, in 2,8 Prozent der Fälle wurden Bußgelder fällig. Die Mannheimer Straße war negativer Spitzenreiter. Offenbar haben sich viele Autofahrer noch nicht daran gewöhnt, dass auch in Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 gelten kann, um Anwohner vor Lärm zu schützen.

Aber Vorsicht: Darauf wird Fridolin im neuen Jahr sicher auch auf der B 3 zwischen Stadthalle und Moschee achten.

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