Rhein-Neckar. Dornröschen trägt pinkfarbenes Haar, die Müllmaus ist versessen auf Kekse und die Fledermaus Rufus möchte den Tag kennenlernen: Geschichten vom Anderssein, von Freundschaft und Toleranz stehen auf dem Programm beim 25. "Theater International", dem Festival für Kinder und Jugendliche in Ludwigshafen, Haßloch, Speyer und Bad Dürkheim. 58 Vorstellungen für Drei- bis 19-Jährige werden auf 15 Bühnen gezeigt. Das stets gleiche Motto "Fremdsein, Anderssein, Freundschaft, Feindschaft" hat in diesem Jahr angesichts der Flüchtlingstragödie eine ganz besondere Brisanz bekommen, erklären die Organisatoren bei der Vorstellung des Programms im "Haus" Ludwigshafen.
In Haßloch, erzählt der Beigeordnete Ralf Trösch, soll die Aufführung von "Daumesdick" am Samstag, 14. November, zu einer besonderen werden: "Wie werden allen Flüchtlingskindern, die altersmäßig in Frage kommen, und ihren Begleitpersonen Freikarten für die Vorstellung im Jugendhaus ,Blaubär' geben - auch, um Hemmschwellen abzubauen." Viele Themen des Stücks entsprechen vermutlich dem, was die Kinder in den zurückliegenden Wochen erlebt haben: Frei nach dem Märchen der Gebrüder Grimm erzählt das Theater Weidringer aus Erfurt vom kleinen Jungen auf großer Reise, der längst nicht nur nette Menschen kennenlernt.
Das Leben in Ludwigshafen sei schon seit vielen Jahren auch durch seine Migranten geprägt, blickt Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg zurück. Kultur komme eine besondere Rolle zu, wenn es darum gehe, die Grundlage für ein friedliches Miteinander und zu legen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Speyer möchte aussteigen
Aus 77 vorgeschlagenen Inszenierungen seien 16 herausgesucht worden, erzählt Sabine Sahling vom Kulturbüro. "Uns lag Formenvielfalt sehr am Herzen", geht die Organisatorin darauf ein, dass vom Puppentheater über die Mischform bis zum Schauspiel "alles vertreten" sei. 22 Veranstaltungen wird es in Ludwigshafen geben, unter anderem in allen acht Stadtbibliotheks-Zweigstellen - kurze Wege für die Kinder sollen es sein. Wie viele Mädchen und Jungen in den vergangenen 25 Jahren schon dank "Theater International" in Märchen- oder andere Phantasiewelten entführt wurden, kann niemand genau sagen. Früher seien es pro Jahr 5000 Kinder gewesen, heute durchschnittlich 3000, schätzt Sahling.
Bauchweh bereitet manchem Organisator die Finanzierung: "Das Festival kostet 58 000 Euro, rechnet man die Personalkosten hinzu, die Ludwigshafen, Bad Dürkheim und Haßloch mit einbringen, kostet das Festival rund 100 000 Euro", erklärt Matthias Volz, der mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer als privater Veranstalter mitmacht - noch: "Leider ist es mir nicht möglich, unter diesen finanziellen Bedingungen auch im kommenden Jahr dabei zu sein", kündigt er den Rückzug der Speyerer an. Im November sei man mit drei Stücken und neun Aufführungen indes noch dabei, in Doppelfunktion also.
Die Tickets kosten "deutlich weniger als eine Kinokarte", verweist Volz darauf, dass jedes Kind ein Stück anschauen können soll. Kindergärten und Schulen nutzten die Vormittagsvorstellungen. Mit 10 000 Euro unterstützt das rheinland-pfälzische Kultusministerium das Festival - früher sei das deutlich üppiger ausgefallen. Vor fünf Jahren sei der Zuschuss auf 15 000 Euro gekürzt worden, 2012 sei davon noch ein Drittel weggefallen, bedauern die Organisatoren.
Kartenverkauf
Das Programm gibt es unter www.ludwigshafen.de.
Karten können im Kulturbüro Ludwigshafen (Telefon 0621/5 04 22 63), bei der Touristinformation Bad Dürkheim (06322/9 3 51 30), beim Jugendtheater Speyer (06232/2 89 07 50) und im Jugendhaus "Blaubär" Haßloch (06324/93 54 67)reserviert werden.
Sie kosten zwischen drei Euro (Ludwigshafen) sowie vier bis sechs Euro.
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