Ludwigshafen. „Es wäre toll, wenn nicht jeder seinen Müll wegwirft“, sagt Damla, als sie mit Greifzange und Plastiksack den Hemshofpark betritt. Die Zehnjährige ist eines von 16 Kindern, die an diesem Samstagmorgen die Grünanlage vor dem Spielhaus von Abfällen aller Art befreien. „Nix wie weg mit dem Müll“ heißt das Projekt im Rahmen des achten Freiwilligentags der Metropolregion, an dem Ludwigshafen wieder einmal positiv heraussticht: „75 Aktionen mit 1.700 Teilnehmern gibt es allein bei uns“, freut sich Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck über den Spitzenwert, den ihre Stadt erreichen konnte.
Dass es den ehrenamtlichen Helfern an Arbeit nicht mangelt, ist allerorts sichtbar. „Viel zu viel Müll“ liege herum, beklagt auch Pablo bei seiner Arbeit im Hemshofpark. Der zehnjährige Junge mit chilenischen Wurzeln besucht täglich das Spielhaus und will sofort „alles wegräumen“, bis hinein in angrenzende Straßen. Auch sein gleichaltriger Mitstreiter Emin bevorzugt eine saubere Umgebung und packt tatkräftig mit an.
Auf den Sicherheitsaspekt macht Sylvia Lehmann vom Spielhaus Hemshofpark aufmerksam: „Die Kinder dürfen alles einsammeln – mit Ausnahme von Zigaretten, Glas und Spritzen.“ Unterwegs ist man in Zweiergruppen. Für viele der jungen Helfer ist diese Art von Engagement nicht neu, weiß die Erzieherin. Schließlich schreiten jede Woche drei bis vier ihrer Schützlinge mit Schaufel und Besen zur Tat, um dem unachtsam weggeworfenen Abfall Herr zu werden. An der Aktion „Saubere Stadt“ hat man auch schon teilgenommen – und einmal den ersten Platz erreicht.
Endlich ein Sichtschutz
„Wir schaffen was“ heißt es auch wenige Hundert Meter weiter: 40 Lehrer und BASF-Mitarbeiter betätigen sich auf dem Schulhof der Gräfenau-Grundschule: Sie säubern den Schulhof, verpassen den Blumenkübeln einen neuen Anstrich und ziehen die Bodenmarkierungen am Verkehrserziehungsparcours nach. Das Herzensprojekt ist jedoch ein anderes: „Eine Hecke haben wir uns schon lange gewünscht“, verrät Schulleiterin Barbara Mächtle. Mit den zur Straße hin neu gesetzten Sträuchern aus zehn verschiedenen Sorten gebe es nun endlich einen Sichtschutz. „Eltern können ihre Kinder jetzt nicht mehr über den Zaun füttern“, scherzt Mächtle.
Der Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar findet alle zwei Jahre statt. In den dazwischen liegenden Jahren veranstaltet das Land Rheinland-Pfalz einen Freiwilligentag, an dem die Stadt Ludwigshafen zuletzt 2019 teilnahm.
Bei der achten Auflage in der Metropolregion haben sich rund 5000 Freiwillige an 300 Projekten in über 60 Kommunen beteiligt. Zugpferd war erneut Ludwigshafen mit 75 Projekten und 1700 Helfern.
Der Schwerpunkt des ehrenamtlichen Engagements lag auf Umweltschutz- und Renovierungsmaßnahmen. Auch soziale und kulturelle Projekte wurden durchgeführt.
Ein noch umfassenderes Bepflanzungsprojekt findet zeitgleich auf der gegenüberliegenden Rheinseite statt. Anlaufpunkt für 40 Mitarbeiter der Sparkasse Rhein Neckar Nord ist das Gelände der Bundesgartenschau 2023 auf dem Spinelli-Platz. Inmitten der sich im Umbau befindlichen „U-Halle“, dem architektonischen Highlight der Ausstellung, setzen sie 1.100 Pflanzen in 20 quadratisch angelegten Beeten. Zu den ausgewählten Sorten gehören Blutgras, Taglilien, Nachtkerzen, Eisenhut und diverse Zwiebelarten. Auch Thomas Kowalski, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, ist ehrenamtlich dabei. Die Partnerschaft zwischen Bank und Bundesgartenschau reicht dabei noch weiter: Unter dem Slogan „Nektar für ein Hektar“ wird eine insektenfreundliche Wiese finanziert.
Erinnerungen aufpolieren
Auch wenn umweltschutzbezogene Projekte beim diesjährigen Freiwilligentag vorherrschten, so wurde auch in sozialer und kultureller Hinsicht einiges geleistet: Johannes Grassl, Schatzmeister des Vereins „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“, half dabei, „Erinnerungen aufzupolieren“. Einige der mehr als 300 im Stadtgebiet eingelassenen Steine mit messingfarbener Oberfläche, die an das Schicksal von Verfolgten des NS-Systems erinnern, haben er und seine Mitstreiter fachmännisch gereinigt.
„Schöne Töne im Hemshof“ erlebten die Bewohner im DSK-Seniorenzentrum. Hier bereiteten Musiker und Sänger den älteren Menschen eine vergnügliche Stunde. In Heidelberg beteiligten sich 15 Freiwillige am Projekt „Zahnputzperlen“. Die selbst gestalteten Zahnputzstationen kamen den jungen Patienten der onkologischen Station in der Kinderklinik zugute.
Lebensumstände haben sich während der Pandemie verändert
Doch nicht nur in den größeren Städten sei das Engagement von Bedeutung, betonte Peter Limbacher, Pressesprecher der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Gerade in Randlagen sei die Identifikation mit der Metropolregion nicht immer selbstverständlich. Als Erfolg bewertet er daher den „Stadt-Putz-Tag“ in Mosbach, der 100 Helfer anzog.
Auch dürfe nicht vergessen werden, dass sich infolge der Corona-Pandemie die Lebensumstände vieler Menschen geändert hätten. Vor diesem Hintergrund zeigte sich Limbacher mit den erreichten Zahlen sehr zufrieden: 5000 Freiwillige haben sich in über 60 Kommunen eingebracht. Hinzu kamen Vereine und Unterstützer mit der BASF als langjährigem Hauptsponsor. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen in der Gesellschaft sprach Limbacher von einem „sehr guten Commitment“.
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