Haustiere - In Schriesheim-Altenbach gibt es einen Wurf der seltenen Portugiesischen Wasserhunde / Bekannt aus dem Weißen Haus

"First Dogs" ohne Star-Allüren

Von 
Michaela Roßner
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Fünfeinhalb Wochen sind die Welpen von Wilma nun alt - und alle haben schon einen künftigen Besitzer. Rosa-Maria Gerlach aus Schriesheim-Altenbach ist eine von nur elf anerkannten deutschen Züchtern Portugiesischer Wasserhunde.

© Schwetasch

Schriesheim. Ainu ist einer der Quirligen, Aruna schmust gerne und Alyssa besitzt schon Draufgänger-Qualitäten: Jeder der sieben Welpen, die sich bei Rosa-Maria Gerlach im Wintergarten tummeln, zeigt einen eigenen Charakter. Fünfeinhalb Wochen ist der Nachwuchs der blonden Hündin Wilma nun alt. Die Tiere haben einen berühmten entfernten Verwandten, den "First Dog" Bo von Familie Obama. Portugiesische Wasserhunde sind trotz dieser Prominenz selten: Bundesweit gibt es nur elf anerkannte Züchter. 2013 meldeten sie 90 Welpen. In Deutschland werden pro Jahr nach Schätzung etwa 500 000 Welpen abgegeben oder verkauft - 90 000 Hundebabys stammen von Züchtern im Verband des Deutschen Hundewesens (VDH).

Wilmas "Frisur" ähnelt dem Schnitt, den man als Laie von einem getrimmten Pudel kennt: Auf der Brust und am Vorderkörper buschig und lockig, am Schwanz ein Puschel Fell und der hintere Teil des Körpers kurz rasiert. Das sei aber nicht aus modischen Überlegungen entstanden, erzählt Züchterin Gerlach. "Das dichte Fell vorne sollte die inneren Organe im kalten Wasser wärmen, das Fell an den Hinterbeinen den Hund beim Schwimmen nicht behindern", erklärt Gerlach.

Begleiter der Fischer

Denn man ahnt es schon beim Namen: Die "Portugieser" haben einen engen Bezug zum Wasser. Die 40 bis 60 Zentimeter großen Vierbeiner begleiteten Fischer hinaus aufs Meer. "Sie bewachten die Boote, halfen aber auch bei der Arbeit", beschreibt Gerlach die Bestimmung der begeisterten Arbeitstiere. So wurden die Hunde, an Nacken und Rücken gepackt, ins Wasser gesetzt, um Netze einzusammeln oder über Bord gegangene Gegenstände zurückzuholen. "Sprangen sie nicht einem Fisch hinterher, wussten die Fischer, dass Haie in der Nähe waren", schildert die Züchterin, wie wertvoll der Instinkt der Hunde für die Besitzer war.

Sie selbst kam vor gut zwei Jahren zu der Rasse. "Es sollte ein Hund sein, der nicht haart", erklärt Gerlach. Über den Tipp einer Pudelbesitzerin kam sie zu den "Porties". "Je mehr ich mich mit ihnen beschäftigte, desto mehr faszinierten mich die Tiere." Freundlichkeit, überschwängliche Lebensfreude und Temperament kamen schnell als weitere Rasse-Pluspunkte hinzu.

Mit acht Monaten zog Wilma ins Haus - und krempelte das Leben gewaltig um: "Wenn diese Hunde nicht genügend Auslauf bekommen, werden sie unleidlich." Auch Kopfarbeit sei wichtig: Wilma liebt es, Tricks einzuüben und Kommandos ihres Frauchens zu lernen. Bevor es an die Zucht ging, absolvierte Wilma mit Bravour Zuchtschauen und Prüfungen - und auch das Zuhause in Schriesheim, das den Zwingernamen "Edle von den Wasserbergen" trägt, wurde inspiziert. Der Hund eines Fischers aus Albufeira, Leao, begründete in den 1930er Jahren den Rassestandard. Mit der Industrialisierung des Fischfangs schwand die Bedeutung der Hunderasse, drohte gar auszusterben, In den 1970er Jahren soll es nur noch 50 Tiere gegeben haben. Hundeliebhaber aus den USA sorgten dafür, dass die Zucht wieder aufgenommen wurde.

Bisher hat Bo aus dem Weißen Haus noch keinen Boom ausgelöst - zum Glück, wie eine VDH-Sprecherin und Tierschützer betonen. "Moderassen" bringen nämlich meist auch verantwortungslose Massen-Tiervermehrer auf den Plan.

Alle sieben Hundebabys aus Schriesheim sind schwarz - mit zum Teil weißen Pfoten oder Brustflecken. Dabei ist Muttertier Wilma ganz champagnerfarben. "Da hat sich der dunkle Vater Beverly durchgesetzt", erzählt Gerlach schmunzelnd. Den Partner für Wilma fanden die Schriesheimer in Tschechien. Drei Wochen herrschte nach dem Besuch dort Ungewissheit, dann war klar: Wilma bekommt Nachwuchs. Im Haus der Gerlachs in Altenbach begannen die Vorbereitungen. Der Wintergarten wurde leer geräumt, eine geräumige Wurfkiste kam ins Haus und die "werdenden Hundeeltern" bereiteten sich auf die Niederkunft vor.

Sieben Stunden zog sich die Geburt hin. Sechs von Wilmas "First Dogs" haben schon gute Besitzer gefunden - zum Preis von je 1600 Euro. Bis Lübeck ziehen sie. Eine Hündin bleibt hier - das macht Gerlachs den Abschied etwas leichter.

Portugiesischer Wasserhund

Der Portugiesische Wasserhund (Cão de Água Português) ist eine sehr seltene Hunderasse. In Deutschland gibt es ca. 550 portugiesische Wasserhunde, 11000 weltweit, davon die allermeisten in den USA.

Laut Verband des Deutschen Hundewesens wuchsen 2013 bei elf Züchtern insgesamt 90 Welpen heran - von knapp 80 000 registrierten Welpen aller Rassen insgesamt.

Weltweit bekannt wurde die Rasse über den "First Dog" der Vereinigten Staaten: Der schwarz-weiße "Bo" lebt mit Familie Obama im Weißen Haus.

Die Wahl fiel auf den Portugiesischen Wasserhund, weil er nicht haart und eine Tochter Obamas Allergien hat.

Im vergangenen Jahr bekam Bo mit der schwarzen "Sunny" aus der gleichen Rasse eine Gefährtin.

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