Theater-Premiere (mit Fotostrecke) - Worms feiert Festspiel-Premiere / Uwe Ochsenknecht drückt dem Sohn die Daumen

Festspiele Worms: Kampf der Nibelungen

Von 
Bernhard Zinke
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Zur Premiere kam das Publikum der Festspiele beim Treffen im Heylshofpark ins Gespräch. © Nix

Worms. Für Nico Hofmann war es eine „Horror-Woche“. Erst zerlegten Hagelschauer das halbe Bühnenbild. Dann meldete sich Felix Rech, einer der Hauptdarsteller des Festspielstücks, am Mittwochmorgen mit Bauchschmerzen krank. Zwei Stunden später war er seinen Blinddarm los. Aber gestern Abend ist Rech wieder zurück auf der Bühne im Schatten des Kaiserdoms. Rech spielt den Dietrich von Bern. Es ist laut Hofmann die zweitwichtigste Rolle bei den Wormser Nibelungenfestspielen. Diese haben gestern mit großem Auflauf am Roten Teppich und freundlichem Premierenpublikum die Uraufführung des Stücks „Siegfrieds Erben“ von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel gefeiert.

Als Ersatz für den erkrankten Felix Rech ist am Vortag Daniel Lommatzsch eingeflogen worden, spielte bei der Generalprobe erstmals das komplette Stück durch – mit einem Knopf im Ohr, der ihm den Text soufflierte. „Eine großartige Leistung, aber der Rhythmus hat halt überhaupt nicht gestimmt“, sagt Hofmann. Deshalb ist er froh, dass Rech sich wieder zurückgemeldet hat – mit dem Segen dreier Ärzte. „Das ist versicherungsrechtlich, aber vor allem menschlich das Mindeste“, sagt der Ufa-Chef, der als Intendant zum vierten Mal die Wormser Festspiele verantwortet. Gleichwohl ist er froh über das Ergebnis der sechswöchigen Proben und die Sprache der Autoren, die ihre Reverenz an Nibelungen-Autor Friedrich Hebbel erweisen, aber dennoch ihre eigene Strahlkraft entwickelt haben. Autor Feridun Zaimoglu ist „begeistert und überwältigt“ davon, wie die Festspiele seinen Text umgesetzt haben. Er sagte das Lob nicht aus Höflichkeit, sondern aus Überzeugung. Die Inszenierung sei im Sinne der Autoren und der Nibelungenfestspiele.

Regisseur Roger Vontobel, der schon am Mannheimer Nationaltheater eine gefeierte „Aida“ inszenierte, hat aus der Vorlage einen blutigen Erbfolgekrieg um das Vermächtnis und das Vermögen des Drachentöters Siegfried gemacht. Die meisten Premierengäste wissen freilich zu Beginn nicht, was sie erwartet. Auch Uwe Ochsenknecht, der vor zwei Jahren selbst auf der Festspielbühne stand und diesmal seinem Sohn Jimi Blue die Daumen drückt. Der hat die Rolle von Siegfrieds Sohn übernommen. „Dass er spielen kann, weiß ich“, sagt der Papa, der mit der ganzen Familie – Ex-Frau Natascha, Tochter Cheyenne und Sohn Wilson Gonzales – zur Premiere gekommen ist und von den Zaungästen am Roten Teppich gefeiert wird. Aber das sei seine erste Theaterrolle. „Und Worms hat ja ein Standing. Das ist hier keine Kleinkunstbühne. Da spielen immerhin Leute wie Jürgen Prochnow mit.“

Harald Glööckler ist zum wiederholten Mal Premierengast in Worms. Mit schwarzem Frack, blondiertem Toupet, dicken Ringen an allen Fingern, strassbesetzter Sonnenbrille und fünf Zentimeter langen, orangefarbenen Fingernägeln zieht er am Rotem Teppich alle Blicke auf sich. Auch er will sich überraschen lassen. „Ich seziere das nicht schon vorher“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Vielmehr freut er sich, wie die Festspiele zum Festival wachsen, und ist bereit für eine „rauschende Ballnacht“.

Auch für Petra Gerster sind die Nibelungen und die Festspiele nichts Neues. Die Journalistin und „Heute“-Moderatorin ist Wormserin. Mit den Nibelungen ist sie aufgewachsen. „Ich habe sogar schon mal selbst mitgespielt – in einer Kindergruppe“, verrät sie. Sie habe das Stück selbst geschrieben und den Hagen gespielt. „Ich musste die Rolle spielen – ich war die größte“. Fröhlich flaniert auch Dynelle Rhodes, Sängerin der legendären Wheater Girls, über den Roten Teppich. Und geduldig erträgt sie die Frage, die ihr sicher zwei Dutzend mal gestellt wird, wie denn das Wetter wäre. „Ich bin keine Wetter-Ansagerin, ich bin nur ein Wheater Girl“, grinst sie.

Worms

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