Pfalz - Drei Gemeinden pflegen einen uralten Arbeiterbrauch / Fleisch und Wurst werden in der Glut gegart

Essen um Holzfeuer mitten im Wald

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Auch an der Wolfsschluchthütte in Esthal (das Bild zeigt eine Veranstaltung aus dem Vorjahr) feiert der örtliche Pfälzerwald-Verein das "Oischerre".

© Venus

Frankeneck/Weidenthal. Ein uralter pfälzischer Waldarbeiterbrauch lebt in den kalten Januarwochen im Lambrechter Tal wieder auf: In den Ortsgemeinden Frankeneck geht es am heutigen Samstag ab 18 Uhr wieder zum "Oischerre", in Weidenthal steht es am 14. Januar ab 16 Uhr und in Esthal am 28. Januar ab 12 Uhr auf dem Programm. Das ist eine deftige und urtümliche kulinarische Betätigung, die einst die Waldarbeiter im Pfälzerwald entwickelten, um sich in ihren Pausen aufzuwärmen und ein warmes Essen zu verschaffen.

"Scharrmeister" passt auf

Mittelpunkt des Geschehens ist zunächst ein kräftiges Holzfeuer mitten im Wald, in dessen Glut einige Zeit später Fleisch und Wurst in allen Variationen, verpackt in Papier und in modernerer Zeit in Alufolie, "eingescharrt" und gegart wird. Ein sogenannter "Scharrmeister" wacht darüber, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Dass nicht etwa aus Versehen ein Waldbrand entfacht wird und dass die Teilnehmer am "Oischerre" - wie dieser Vorgang auf Pfälzisch heißt - nicht in einen Streit um ihre mitgebrachten Speisen geraten.

Denn bis das "Oigscherrte" gar ist, stehen die Teilnehmer in der Regel um die weiß glimmende Glut herum und wärmen sich auch innerlich mit Hochprozentigem wie Schnaps oder auch mit Bier und Wein. Ein erfahrener "Scharrmeister" kennt die Garzeiten der Speisen genau: Ein Rollbraten benötigt je nach Gewicht zwischen zwei und drei Stunden. Schneller geht es mit Bauch- oder Bugfleisch (45 bis 50 Minuten), Bratwurst (zehn bis 25 Minuten), Schälrippchen (35 bis 40 Minuten) oder Hähnchenschlegel (40 bis 45 Minuten). Was man nach dem Garen essen will, muss man in der Regel bereits gewürzt und verpackt mitbringen. Die Getränke kann man "vor Ort" kaufen.

Mit Getränkeverkauf

Dass das nicht immer klappt, musste der Pfälzerwald-Verein Esthal erfahren, der jahrelang an seiner idyllischen Wolfsschluchthütte im Breitenbachtal das "Oischerre" organisierte: "Die Leute brachten nicht nur ihr Essen, sondern auch ihre Getränke mit. Und am Ende hatten wir die Arbeit, ihre Hinterlassenschaften wieder zu beseitigen," klagte ein Vereinsvertreter.

Am heutigen Samstag, 18 Uhr, in Frankeneck (Tel. 06325/23 23) geht es am Sportplatz los. Am 14. Januar ab 16 Uhr am Weidenthaler Schützenhaus (06329/14 41) im Erdbeertal und am 28. Januar ab 12 Uhr am Sportplatz in Esthal. Wer nichts zu essen dabei hat, kann sich am Samstag in Weidenthal auch etwas zum "Oischerre" kaufen. rs

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