Menschen - Sebastian Vettel soll seit mehr als fünf Jahren in seiner Heimat geehrt werden - doch Urkunde und Formel-1-Rennfahrer finden einfach nicht zusammen

Erst die Karriere, dann der Ehrenbürger-Titel

Lesedauer: 

Sebastian Vettel im Jahr 2011 bei einem Empfang auf dem Europaplatz in seiner Heimatstadt Heppenheim.

© neu

Heppenheim. Im Dezember 2010 hatte die Stadt Heppenheim (Kreis Bergstraße) beschlossen, "ihren" Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel zum Ehrenbürger zu machen. Doch diesen Titel auch tatsächlich an den Mann zu bringen, ist offenbar gar nicht so einfach, wie sich mehr als fünf Jahre später feststellt.

Während man noch direkt nach der damaligen Entscheidung hoffte, mit dem 23-Jährigen noch vor der im März - 2011 - beginnenden Saison einen Termin zu vereinbaren, hat genau das einfach noch geklappt. Bis heute hat Vettel die Urkunde seiner Heimatstadt noch nicht entgegengenommen. Mehrere Einladungen an den Weltmeister blieben in der Vergangenheit ohne Ergebnis.

Dabei hatte Heppenheims damaliger Rathauschef Gerhard Herbert den damals frischgebackenen Formel-1-Weltmeister beim Empfang auf dem Europaplatz eigens zur exklusiven Runde ins Rathaus eingeladen. "Habt ihr gehört, der Bürgermeister hat euch ausgeladen", rief Vettel daraufhin in die Menge. Das stieß dort auf wenig Gegenliebe.

"Nicht der richtige Zeitpunkt"

"Wir sehen das heute absolut gelassen", sagte Gerhards Nachfolger Rainer Burelbach. "Für Sebastian Vettel hat der Sport Priorität. Danach lebt er, und daher ist er auch so erfolgreich." Die Urkunde werde Vettel schon irgendwann abholen, wenn er seine Karriere als Rennfahrer beendet hat. "Aber jetzt ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt." Zu der Entscheidung der Stadtverordneten, die vor seiner Zeit fiel, steht der heutige Bürgermeister - auch wenn Vettel mittlerweile in der Schweiz lebt.

Den Beschluss aus dem Jahr 2010 anzufechten oder Vettel die - bislang ohnehin nicht angenommene - Ehrenbürgerschaft gar wieder abzuerkennen, danach steht auch Heppenheims Grünen nicht der Sinn. Dennoch kommt von ihnen Kritik: "Die Entscheidung fiel damals zum falschen Zeitpunkt. Die Würdigung einer Lebensleistung passt nicht zu einem so jungen Mann", meint Franz Beiwinkel. Der Vorsitzende der Grünen Liste betont, dass dies nichts mit Vettel als Person zu tun habe. "Dass er die Urkunde bisher nicht entgegengenommen hat, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Es war ein Fehler, einem so jungen Menschen diese Würde aufzulasten", meint Beiwinkel. red

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen