Rhein-Neckar. Die Nässe und fehlende Sonne haben den Landwirten der Region die Erntebilanz kräftig getrübt. Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes (BWV) Rheinland-Pfalz Süd prognostiziert bei eine insgesamt unterdurchschnittliche Erntemenge im Gebiet des Verbandes.
Wobei deutliche Unterschiede in den Regionen zu verzeichnen sei. Hartelt spricht von einem auffälligen Nord-Süd-Gefälle und auch regional unterschiedlichen Niederschlagsmengen. Die Landwirte in Rheinhessen seien beispielsweise mit den bisherigen Resultaten bei Winter- und Sommergerste zufrieden und blickten auch optimistisch auf den Winterweizen. Ihre Kollegen in der Süd- und Südwestpfalz berichteten dagegen von enttäuschenden Ergebnissen bei Gerste und den ersten Partien Weizen. Beim Raps sind die Erwartungen laut BWV insgesamt gedämpft, die bisherigen Erträge unterdurchschnittlich.
Profitiert habe in diesem Jahr das Grünland, die gute Wasserversorgung mache hohe Erträge möglich. Mais- und Zuckerrübenbestände stehen derzeit ebenfalls gut da.
Allerdings habe die nasse Witterung im bisherigen Jahresverlauf große Anstrengungen für die Betriebe mit sich gebracht. Die Zeitfenster für die Arbeiten seien extrem kurz gewesen. Und wegen der Nässe hätten sich auch viele Pilzkrankheiten ausgebreitet, die einen effektiven Pflanzenschutz erfordert hätten, um Ernteausfälle zu verhindern. Zugesetzt haben den Landwirten auch lokale Unwetterschäden durch Stark-regen und Überschwemmungen rund um Pfingsten. Zum Teil blieb das Wasser tage- und wochenlang auf dem gesättigten Ackerboden stehen und konnte nicht versickern.
Wegen Afrikanische Schweinepest: Drohnenpiloten sind sehr gesucht
In den vergangenen Tagen ist zum Wetter eine weitere Herausforderung auf die Landwirte zugekommen: Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in der Region aus. Nach ersten Funden von infizierten toten Wildschweinen im Kreis Groß-Gerau hatten Labors in den vergangenen Tagen nun auch bei toten Wildschweinen in Gimbsheim (Kreis Alzey-Worms) und Oppenheim (Kreis Mainz-Bingen) die Krankheit nachgewiesen.
Im Kreis Alzey-Worms gebe es bereits fünf bestätigte Fälle, sagt eine Sprecherin der Kreisverwaltung (Stand 16. Juli). Fachleute gehen davon aus, dass sich die Schweinepest schnell weiter ausbreiten wird. Das bedeutet für die Landwirte: Vor der Ernte müssen die Felder – derzeit nur im Kerngebiet zwischen Oppenheim und Eich – mit Drohnen nach Wildschweinkadavern abgesucht werden. Jedoch sind Drohnenpiloten mit den entsprechenden Führerscheinen zuweilen schwer zu finden. BWV-Präsident Hartelt hofft, dass sich die Tierseuche mit gemeinsamer Anstrengung nicht weiter verbreitet.
Kritisch geht Hartelt mit der Politik ins Gericht. Bei der Agrarpolitik sei es eine echte Missernte in diesem Jahr gewesen. Nach den Protesten der Landwirtschaft zu Beginn des Jahres habe die Bundesregierung deutliche Entlastungen angekündigt. Das vorgestellte Agrarpaket werde diesem Anspruch in keinster Weise gerecht, so Hartelt.
„Keine Perspektive für den Berufsstand“
Die Verlängerung einer kleinen Steuererleichterung, die nationale Umsetzung von europäischen Erleichterungen bei der gemeinsamen Agrarpolitik und eine erneute Ankündigung von Bürokratieabbau sei keine Perspektive für den Berufsstand. „Die Betriebe müssen endlich ernsthaft und wirksam entlastet werden, sonst geht ihre Wettbewerbsfähigkeit noch weiter zurück und ihre Zukunft ist gefährdet“, mahnt Hartelt mit Nachdruck.
Nach Berechnung des Deutschen Bauernverbandes werde die deutsche Landwirtschaft seit Antritt der Ampel-Regierung mit bereits beschlossenen und geplanten Maßnahmen mit Haushaltskürzungen und zusätzlichen Kosten von bis zu 2,8 Milliarden Euro zusätzlich belastet. Demgegenüber stünden Entlastungen von allenfalls 350 Millionen Euro, die zu einem großen Teil von der EU vorgegeben seien. bjz/red
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