Rhein-Neckar. Noch immer laufen die Ermittlungen gegen ein Paar aus Sandhausen, weil es zwei Frauen aus der Ukraine getötet und einen Säugling entführt haben soll. Auf Anfrage dieser Redaktion bei der Staatsanwaltschaft in Mannheim teilte die Justizbehörde mit, dass die Ermittler noch vier bis sechs Wochen für ihre Arbeit benötigen, dann könnte die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung über die Anklageerhebung bekannt machen.
Der Fall um die beiden ermordeten ukrainischen Frauen hatte international für Aufsehen gesorgt. Europaweit wurde berichtet, insbesondere interessierten sich Journalisten und Journalisten aus der Ukraine für den Fall, aus der die beiden Frauen – Mutter (51) und Tochter (27) – nach Deutschland geflüchtet waren.
Gemeinsames Abendessen in einem Lokal in Bruchsal
Nach Informationen dieser Redaktion sollen die beiden ukrainischen Frauen sich zum gemeinsamen Essen mit dem Paar in einem Restaurant in Bruchsal getroffen haben. Anschließend soll die ältere Frau mit den Beschuldigten allein gewesen und von ihnen getötet worden sein. Unter dem Vorwand, der Mutter gehe es nicht gut, sollen sie die 27-Jährige angerufen haben. Der jungen Ukrainerin gegenüber sollen sie angegeben haben, sie hätten die 51-Jährige in ein Krankenhaus gebracht und könnten sie zu ihr in die Klinik bringen. Zu diesem Zeitpunkt soll die Mutter aber bereits nicht mehr gelebt haben. Anschließend sollen sie auch die 27-Jährige getötet haben.
Aber warum? Worin liegt das Motiv der Tat? Unmittelbar nach der Tat kursierten Gerüchte, das Paar habe den Säugling der 27-Jährigen für sich haben wollen. Beide sollen schon im Freundeskreis und gegenüber Arbeitskollegen angegeben haben, bald ein kleines Mädchen zu haben. Dies bestätigten die Ermittler bereits kurze Zeit nach der Tat: „Das Paar aus Sandhausen hat das fünf Wochen alte Mädchen entführen und als das eigene Baby ausgeben wollen. Um diese Straftat zu verdecken, ermordeten sie heimtückisch die junge Mutter und die Oma. Beide kannten offensichtlich das Pärchen aus Sandhausen gut, gehörten zu deren Bekanntenkreis.“
Wie der Kontakt zu den beiden ukrainischen Frauen zustande kam, die in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesloch wohnten, ist bislang nicht bekannt. Unklar ist auch, ob es zum Streit kam und wenn ja, warum. Ein Sprecher der Polizei hatte in den vergangenen Wochen verneint, dass es sich um eine Leihmutterschaft gehandelt habe.
Spaziergänger findet tote Ukrainerin am Rhein in Hockenheim
Weitere Informationen könnten die Behörden im Zuge der Anklageerhebung veröffentlichen – etwa zu den Hintergründen und den Tatumständen. Aus ermittlungstaktischen Gründen haben sich Polizei und Staatsanwaltschaft in den vergangenen Wochen mit der Herausgabe von Informationen sehr zurückgehalten.
Am 7. März hatte ein Spaziergänger, der mit seinem Hund unterwegs war, die Leiche der 27-jährigen Frau in Hockenheim an der sogenannten Nato-Rampe, in unmittelbarer Nähe zum Rhein, entdeckt. Nach Informationen aus Ermittlerkreisen soll der Leichnam übel zugerichtet gewesen sein, es gibt Spekulationen, die Frau sei verbrannt worden. Kurz nach Auffinden der Leiche starteten die Ermittler einen Aufruf, indem sie Zeuginnen und Zeugen suchten, die jemanden beim Feuermachen beobachtet haben könnten. In einem Baggersee in Bad Mingolsheim, einem Ortsteil von Bad Schönborn, fanden Polizeitaucher einige Tage später die Mutter der Ermordeten. Es stellte sich später heraus, dass sie wenige Stunden vor ihrer Tochter ermordet worden war.
Engste Angehörige strebt Adoption des Kindes an
Kurz darauf nahmen die Ermittler das Paar in ihrem Wohnhaus in Sandhausen fest, der Mann und die Frau sollen drei eigene Kinder haben. Der 44-jährige Mann und die 43-jährige Frau sind deutsche Staatsbürger, die Frau soll russische Wurzeln haben und konnte sich so mit den beiden Ukrainerinnen auch auf Russisch verständigen. Bei der Festnahme in Sandhausen fanden die Ermittler auch das kleine Mädchen vor und brachten es sicherheitshalber in eine Kinderklinik, wo die körperliche Unversehrtheit des Kindes festgestellt wurde.
Die Tante des Mädchens, die in der Ukraine lebt, bemüht sich seitdem darum, das Mädchen zu adoptieren. Nach Informationen dieser Redaktion möchte sie das Kind mit in ihre Heimat nehmen und es dort großziehen. Bei Besuchen in Deutschland kam es laut Thomas Franz, dem Rechtsanwalt der Frau, zu „emotionalen Treffen“ zwischen ihr und dem Kind, das in einer Pflegefamilie untergebracht ist. Beim ersten Besuch der Frau in Deutschland hatten Beamte eine Trauerfeier in einer Kirche im Rhein-Neckar-Kreis organisiert und mit der engsten lebenden Verwandten der beiden getöteten Frauen den Fundort in Bad Mingolsheim besucht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-ermordete-ukrainerinnen-paar-aus-sandhausen-vor-anklage-_arid,2218184.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-mutmasslicher-doppelmord-bei-hockenheim-tatverdaechtige-sind-ehepaar-_arid,2188468.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-frau-tot-in-hockenheim-aufgefunden-baby-aufgetaucht-zwei-festnahmen-_arid,2186394.html