Landwirtschaft

Ende der Spargelsaison: So zufrieden sind die Bauern dieses Jahr mit Qualität und Menge

Am heutigen Johannistag endet traditionell die Spargelernte. Wie die Bilanz der Landwirte für die Region ausfällt, wie gut der Anbau von Erdbeeren verläuft und was eine Bauernregel mit dem Ende der Erntezeit zu tun hat

Von 
Vanessa Schmidt
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Spargelernte © Berno Nix

"Ich habe noch nie so eine ausgeglichene Saison erlebt hinsichtlich des Angebots und der Nachfrage.“ Das sagt Landwirt Steffen Großhans aus Hockenheim für seinen Betrieb. Von Mitte April bis zum heutigen Johannistag, an dem die Spargelsaison traditionell endet, hat er mehrere Hundert Tonnen geerntet. Auch das Wetter spielte perfekt mit. Der viele Regen am Anfang der Saison habe sich positiv auf den Spargel ausgewirkt. „Die Erntemengen haben sich super verteilt. Im noch kühlen April konnten die Anlagen mit Folienbedeckung Ertrag bringen und im Übergang konnten wir auf den Flächen ohne Folien weitermachen.“

Die Erntehelfer auf einem Spargelacker in Lampertheim. © Berno Nix

Und das obwohl die Landwirte die Flächen für den Spargel-Anbau deutschlandweit reduziert haben. „Der Markt war letztes Jahr überversorgt, was auch den Preis unter Druck gesetzt hat. Es gab einfach zu viel Spargel.“ Seine Anbauflächen hat auch Großhans um 15 Prozent reduziert. Auf den freien Äckern hat er anstelle von Spargel dieses Jahr Kartoffeln und Getreide angebaut.

Trend? Junge Familien greifen immer häufiger zu grünem Spargel

Trotz guter Wetterbedingungen und positiver Wirtschaft gab es auch Unsicherheitsfaktoren für den Landwirt. „Wegen der Inflation haben wir mit einer Kaufzurückhaltung gerechnet. Wir haben wirklich sehr scharf in diesem Jahr kalkuliert, was sich aber ausgezahlt hat.“ Der Betrieb konnte laut Großhans seine Vermarktung um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Dabei beobachtet der Landwirt auch einen Trend beim Spargel: „Junge Familien kaufen vorwiegend grünen Spargel und es wird auch immer mehr ein Wochenend- und Feiertagsgeschäft. Früher haben wir auch viel Spargel unter der Woche verkauft.“

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Zehn bis 13 Euro bezahlt man in der mittleren Sortierung für ein Kilogramm von seinem Spargel - je nach Klasse auch mehr. „Die gute Nachfrage bestärkt uns, dass die Menschen Wert auf Regionalität legen.“

Dieses Jahr gib es weniger importierten Spargel

Denn was vielleicht nicht jeder weiß: Ein Teil des Spargels kommt nicht von heimischen Feldern, sondern aus dem Ausland. „19 500 Tonnen des Stangengemüses wurden vergangenes Jahr nach Deutschland frisch oder gekühlt importiert“, teilt das Statistische Bundesamt mit. Der Großteil dieser Importe stammt aus Spanien und Griechenland. Die Importwerte für 2022 sind allerdings im Vergleich zu den Mengen des Vorjahres um knapp 29 Prozent zurückgegangen, so das Bundesamt. Wiederum vergleichsweise wenig Spargel wird aus Deutschland exportiert: 2022 waren es 2900 Tonnen.

Aus dem Ausland helfen dagegen viele Arbeitskräfte bei der Ernte auf den Höfen mit. So auch in Hockenheim. „Auch hinsichtlich der Arbeitskräfte war das die beste Saison. In meinem Betrieb hatten wir gar kein Problem, Helfer für den Verkauf und die Ernte zu finden.“ In der Hauptsaison waren auf dem Hof von Großhans 80 bis 90 Personen tätig. Verkauft hat er in seinem Hofladen dabei nicht nur Spargel, sondern auch Erdbeeren von Berufskollegen.

Wieso der Anbau ohne Pestizide den Verkaufsmengen nicht standhält

In Lampertheim baut unter anderem Willi Billau Erdbeeren an. Mit den Erntemengen ist er dieses Jahr zufrieden. „Die Verbraucher haben viele Erdbeeren gekauft.“ In diesem Jahr ist Billau so auf zehn Tonnen Erdbeeren pro Hektar gekommen. Der Familienbetrieb baut auf sieben Hektar Erdbeeren an. „Der Preis war sogar noch besser als beim Spargel.“ Auch vertrocknete Erdbeeren gab es dank Bewässerungsanlage nicht.

Bio werden die Erdbeeren im Familienbetrieb dabei nicht angebaut - das heißt, es kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. „Bei den Mengen würde der Anbau ohne Pflanzenschutzmittel gar nicht funktionieren“, sagt Billau. „Und das, was zum Einsatz kommt, ist zugelassen und wird außerdem vom Landwirtschaftsamt empfohlen.“ Ohne den Einsatz von Mitteln wären laut Billau wohl viele Erdbeeren verfault.

Einige Landwirte bauen Erdbeeren bis in den Herbst an. Wie geht das?

Gleichzeitig kritisiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Verwendung von Pestiziden beim Anbau von Erdbeeren. Bei einer nicht repräsentativen Studie hat BUND im Mai dieses Jahres 19 Proben von unterschiedlichen Händlern aus Deutschland - darunter vorwiegend Supermärkte - im Labor untersuchen lassen. Die Erdbeeren stammten in elf von 19 Proben aus deutschem Anbau. „15 Proben wiesen Rückstände von insgesamt acht Fungiziden auf. Gut die Hälfte enthielt zwei oder mehr Wirkstoffe, in drei Proben wurden sogar insgesamt vier Mittel gegen Pilze nachgewiesen“, so BUND.

Leo Zastrow (l.) und Hugo Da Mota kontrollieren als Pfalzmarkt-Vertriebsspezialisten die Spargelqualität. © Pfalzmarkt EG

Während Billau bereits eine Bilanz für das Saisonende der Erdbeeren zieht, sieht das beim Pfalzmarkt anders aus. Hier läuft die Saison weiter, so Pressesprecher Björn Wojtaszewski. Mittlerweile gebe es Erzeuger, die von Mai bis Oktober Erdbeeren anbauen. Hierbei handele es sich um sogenannte immer-tragende Erdbeeren, die nicht nur einmal Früchte tragen, sondern mehrmals über die gesamte Saison hinweg, so der Pressesprecher weiter.

Abssatzmengen und Umsatz sind für den Spargel angestiegen

Eine Bilanz gibt es am Johannistag allerdings für den Spargel, die positiver ausfällt als im Vorjahr, wo „ruinöse Erzeugerpreise“ den Anbau dominierten. In diesem Jahr hätte der Einzelhandel „rechtzeitig zum Saisonbeginn und auch kontinuierlich über die Saison hinweg auf die durchweg sehr hohen Qualitäten aus der Pfalz zugegriffen“.

Die Gesamtabsatzmenge bei weißem Spargel und Grünspargel ist daher von rund 767 Tonnen (2022) auf etwas mehr als 871 Tonnen angestiegen. Die Anbaufläche blieben dabei nahezu konstant. Erhöht hat sich auch der Warenumsatz von etwas mehr als drei Millionen Euro 2022 auf 4,21 Millionen in diesem Jahr.

„Was den positiven Trend und die Ertragslage für die Erzeuger trübt, sind die Preiserhöhungen bei Löhnen und Betriebsmitteln“, teilt der Pressesprecher mit.

Neben hohen Preisen für Diesel, Dünger und Verpackungen fallen auch Kosten für Personal an. Bei der Ernte im Familienbetrieb Billau haben dieses Jahr rund 40 Erntehelfer und -helferinnen mitangepackt. „Ohne Unterstützung wäre das wohl nicht zu schaffen.“ Besonders anstrengend ist die Erntearbeit bei hohen Temperaturen. Denn neben dem Pflücken von Erdbeeren haben die Helfer und Helferinnen im Familienbetrieb auch Spargel gestochen. „Beim Spargel hatten wir in diesem Jahr ein bisschen weniger Ertrag.“ Sechs bis sieben Tonnen wurden im Betrieb auf je zehn Hektar angebaut. Flächen für den Anbau hat Billau nicht reduziert. „Wir haben den vollen Absatz, weil wir über den privaten Handel gehen und der Spargel auch an die Gastronomie geht und es nicht über den Großmarkt läuft.“

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