Mannheim. Karl Gärtner ist Hand-Werker im ursprünglichen Sinne. Seine Werkzeuge sind Pinsel und Malstifte. „Am Anfang liegt da immer ein weißes Blatt Papier.“ Erst ganz am Schluss wird das fertige Werk in den Computer eingelesen. So entstand auch seine jüngste Arbeit. Der gelernte Grafik-Designer und Illustrator aus Mannheim ist der Vater von Max Achtzig. Das ist die Comic-Figur, die künftig Lkw-Fahrer zur Einhaltung der Verkehrsregeln anhalten soll.
Vergangene Woche haben Logistiker und Polizei die Initiative „Hellwach mit 80“ vorgestellt (wir berichteten). Mit der Selbstverpflichtung der Trucker wollen die Initiatoren die schweren Unfälle reduzieren, die durch zu schnelles Fahren oder Fehlverhalten am Steuer ausgelöst werden und allzu oft Schwerverletzte oder gar Tote zur Folge haben.
Mit eben diesem Max Achtzig wollen sie der Initiative ein Gesicht geben, mit einem positiven Typen, der immer alles richtig macht und Vorbild ist.
Karl Gärtner war sofort bei der Sache, als er von dem Projekt erfuhr. Hergestellt hat den Kontakt Roland Koch, Marketingchef der Mannheimer Versicherung, die ebenfalls Initiator des „Hellwach“-Projekts ist und für die Gärtner schon seit langem arbeitet. Schnell lagen Koch, Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer und Gärtner auf einer Wellenlänge. Ein hemdsärmeliger Typ sollte es sein, mit großen zupackenden Händen und freundlichem Lächeln im Gesicht. Schließlich kommt es auf die richtige Ansprache an. Man wolle die Lkw-Fahrer nicht an den Pranger stellen, sondern zum Mitmachen animieren.
Gegenspieler Max Nix
Sechs Wochen brauchte Gärtner vom ersten Entwurf bis zur fertigen Figur, berichtet er. Natürlich bekommt sein Max Achtzig auch einen blitzsauberen, gepflegten Lkw. Und weil daraus eine kleine Comicserie inklusive Animationsfilm werden soll, braucht Max Achtzig einen Gegenpart. Den muss Gärtner nun noch entwerfen und zeichnen. Es wird ebenfalls ein Lkw-Fahrer, der aber alles falsch macht. Er heißt Max Nix. Angelehnt ist dieser Name an den Ausspruch einstiger US-Soldaten in Mannheim, die genau diesen Satz „Max nix“ auf den Lippen führten, wenn sie etwas verbockt hatten, erinnert sich Polizeichef Dieter Schäfer. Max Nix tut also Dinge in seinem Lkw-Cockpit, die man nicht tun darf: Er fährt zu schnell, ist mit einem ziemlich heruntergekommenen Lastwagen unterwegs. Am Ende kommt er mit Verband und Krücken neben den Helden angehumpelt, so ist die Idee.
Karl Gärtner kennt sich aus in der Branche, hat als Illustrator schließlich viel in der Industrie gearbeitet. Beim Benz hat er Aufträge für EvoBus erledigt, bei der Einführung des neuen Sprinters war er dabei. Für die Firma Freudenberg hat er ganze Kataloge gemacht, Produkte original- und detailgetreu gezeichnet. Seine Aufgaben waren fotorealistische Schnittzeichnungen von Stoßdämpfern, Simmeringen und anderen technischen Produkten, aber auch Produktionsabläufe und Arbeitsprozesse aufzuzeichnen, so dass sie einen schnellen Überblick gaben.
Sein Geschäft hat allerdings immer mehr Kollege Computer übernommen. Deshalb bleibt mehr Zeit für Kunst und großformatige Wimmelbilder, beispielsweise aus Hamburg und natürlich aus seiner geliebten Heimatstadt Mannheim. Mit scharfem Blick fürs Detail erzählt er allerlei Geschichten über die Stadt, die sich dem Betrachter erst nach und nach erschließen. So hebt der Wasserturm raketengleich ab, um zu zeigen, dass was abgeht in der Quadratestadt. Auch das erste Benz-Auto saust durch die Luft, und drüben überm Rhein locken Dubbeglas und Weinflasche.
In Gärtners Atelier in den Quadraten stehen auch mächtige, metergroße Schiffsmodelle – seine Leidenschaft und sein nächstes Projekt: ein fotorealistisch gezeichneter Bildband über Panzerschiffe des frühen 20. Jahrhunderts. Den großformatigen ersten Entwurf gibt’s schon.
Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/region
Karl Gärtner
- Der heute 69-jährige Mannheimer hat an der Werkkunstschule in der Quadratestadt seine Ausbildung zum Grafik-Designer gemacht.
- Nach einer Zeit als Grafik-Designer in einer Werbeagentur machte er sich selbstständig als Illustrator.
- Zahlreiche Aufträge von Werbeagenturen sowie großen Unternehmen prägten seine Arbeit mit Stift, Pinsel und Papier.
- Hinzugekommen ist die großformatige Malerei. Sie ist für Gärtner ein Ausgleich zu filigranen Arbeiten wie den Wimmelbildern seines Projekts „Citylook“.
- www.illustrationsgaertner.de
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