Kultur

Das Wormser Nibelungenmuseum ist ein Sicherheitsrisiko

Die Elektroverteilungen schmoren regelmäßig durch, die Sicherheitsbeleuchtung fällt aus, die Brandmeldeanlage funktioniert nicht verlässlich: Das Nibelungenmuseum in Worms muss aus Sicherheitsgründen schließen

Von 
Bernhard Zinke
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Der Brandschutz im Nibelungenmuseum an der Wormser Stadtmauer liegt im Argen. Die Stadt schließt die Einrichtung am 31. März. © Bernhard Zinke

Worms. Die Stadt Worms zieht die Reißleine: Am 31. März schließt das Nibelungenmuseum an der Stadtmauer für die Öffentlichkeit. Es sei eine vorläufige Schließung, die aus Sicherheitsgründen unvermeidlich sei, verkündete Oberbürgermeister Adolf Kessel am Dienstag. Ob und wie die Stadt Worms künftig ihr touristisches Kernthema „Nibelungen“ präsentieren wird, ist noch offen. Die Ausschüsse des Stadtrats befassen sich am 10. April in einer gemeinsamen Sondersitzung mit dem Thema, um die Probleme zu sichten und zu beraten, wie es weitergehen könnte.

Es gibt mittlerweile massive Probleme bei der Elektroversorgung, erläuterte Christian Kraft vom städtischen Immobilienmanagement. Immer wieder verschmorten Unterverteilungen. Außerdem gebe es Störungen in der Brandmeldeanlage, die Sicherheitsbeleuchtung falle immer wieder aus. Und die beiden Stadtmauertürme, die in das Museum integriert sind, seien eine sicherheitstechnische Problemzone für sich. Eine Alarmierung könne im Brandfall somit nicht mehr zuverlässig erfolgen, so Kraft. Man habe versucht, die Mängel zu beheben - letztlich ohne Erfolg.

Gebäude ist ein nicht mehr beherrschbares Sicherheitsrisiko

2020 hatte der Stadtrat schon einmal vor der Frage der Schließung gestanden. Er sprach sich damals für einen Erhalt des Museums so lange wie möglich aus. Jetzt ist das Gebäude allerdings aus Sicht des Immobilienmanagements zum nicht mehr beherrschbaren Sicherheitsrisiko geworden.

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Stellt sich die Frage, wie die Stadt ihr touristisches Zentralthema künftig ganzjährig und über die Nibelungenfestspiele hinaus sichtbar machen will. Eine schwierige Frage - auch angesichts der Tatsache, dass es außer den Original-Handschriften, die in St. Gallen, Karlsruhe, München und Island verwahrt werden, im Grunde nichts zu zeigen gibt. Das Nibelungenmuseum löste die Frage künstlerisch, zeigte Bilder aus Filmen und Theateraufführungen oder rezitierte per Audioguide einzelne Strophen der Dichtung. Es sei die Frage, ob diese Präsentation noch zeitgemäß sei, so Kessel.

Stadt braucht rund 5 Millionen Euro für Erhalt der Stadtmauer

Zudem drücken die Stadt die Finanzen. Es gibt noch nicht mal einen genehmigten regulären Haushalt. Ein Nachtragshaushalt sei letztlich in dieser Situation kaum darstellbar. Die Summe von rund 850 000 Euro für eine Sanierung, die vor vier Jahren im Raum stand, reiche heute bei Weitem nicht mehr aus, um das bestehende Museum auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik zu bringen, sagte Kraft. Ohnehin muss die Stadt rund fünf Millionen Euro für den Erhalt der Stadtmauer an dieser Stelle aufbringen. Die beiden Türme des Museums sind aktuell mit Netzen bespannt, um die Passanten vor herabfallenden Steinbrocken zu schützen.

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Der Oberbürgermeister legt das Schicksal des Museums nun in die Hände des Stadtrats. Es sei eine politische Entscheidung, wie künftig mit dem Thema „Nibelungen“ umzugehen sei.

Das Gebäude, das mit sechs Containern in die Stadtmauer hineingebaut und im Jahr 2001 eröffnet wurde, war von Anfang an umstritten. „Blechbüchsenmuseum“ wurde es abfällig genannt. Gleichwohl führte Mario Adorf als unbekannter Autor des Nibelungenliedes per Audioguide akustisch durch den Seh- und Hörturm und auf einem kurzen Weg über die Stadtmauer. In Vor-Corona-Zeiten besuchten bis zu 20 000 Gäste pro Jahr das Museum. Die Unterhaltung kostet die Stadt jährlich etwa 110 000 Euro.

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