Wirtschaft regional

Das ist der Stand beim Ausbau der Bahnstrecken ab Mannheim

Von 
Christian Schall
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Zwei große Schienen-Infrastrukturprojekte sollen künftig mehr und schnellere Zugverbindungen ermöglichen. © Deck

Rhein-Neckar. 29 statt 38 Minuten Fahrzeit von Mannheim nach Frankfurt - das ist nur einer von vielen Vorteilen für Bahnreisende, wenn der Ausbau der Strecken Frankfurt-Mannheim und Mannheim-Karlsruhe in den 2030er Jahren fertig sein soll. Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand.

Wozu ist der Ausbau der beiden Bahnstrecken notwendig?

Beide Projekte sind für das Streckennetz der Deutschen Bahn (DB) von zentraler Bedeutung. Die Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim soll die Lücke zwischen den bestehenden Schnellfahrstrecken Köln-Rhein/Main und Mannheim-Stuttgart schließen. Heutzutage wird der Fernverkehr größtenteils über die Riedbahn (über Lampertheim, Biblis und Groß-Gerau) abgewickelt. Auf dieser Route sowie auf der Main-Neckar-Bahn (über Weinheim, Bensheim und Darmstadt) fährt außerdem der Nah- und Güterverkehr. Wegen ihrer Auslastung sind die Strecken ein Nadelöhr und nicht dafür geeignet, weitere Züge aufzunehmen. Nur mit einer Neubaustrecke kann das Nah- und Fernverkehrsangebot ausgebaut werden.

Die Strecke Mannheim-Karlsruhe ist Teil des sogenannten Mittelrhein-Korridors auf der Achse zwischen den Hochseehäfen Genua und Rotterdam. Beim Ausbau dieses Abschnitts steht vor allem der Güterverkehr im Mittelpunkt, doch natürlich soll auch der Personenverkehr davon profitieren.

Wie ist der Stand der Planung zwischen Frankfurt und Mannheim?

Nachdem die Bahn sich Ende 2020 für die Vorzugsvariante entschieden hat, geht es nun in die Detailplanung der Abschnitte der Neubaustrecke. Für das erste Stück zwischen Zeppelinheim und Darmstadt-Nord hat die Bahn am 30. November den Antrag auf Planfeststellung beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht. Damit beginnt hier das Genehmigungsverfahren.

© MM-Grafik


Was sind bei diesem Projekt die nächsten Schritte?

Ende 2022 strebt die Bahn an, die Planfeststellungsunterlagen für die Abschnitte Gernsheim-Einhausen und Pfungstadt einzureichen. Beide Teilstücke werden gemeinsam mit dem vorgesehenen sechsspurigen Ausbau der parallel verlaufenden Autobahn 67 geplant. Für die Etappe Weiterstadt-Pfungstadt wurde Ende 2021 die Vorplanung abgeschlossen. Im Abschnitt zwischen Lorsch und Mannheim-Waldhof, der zu einem großen Teil in einem Tunnel verlaufen wird, hat im vergangenen Jahr die Vorplanung begonnen. „Im nächsten Schritt geht es nun darum, die ermittelte Streckenführung weiter auszugestalten und im Hinblick auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Region zu optimieren“, sagte eine Sprecherin der Bahn.

Wann ist hierfür mit einer detaillierten Planung zu rechnen?

Laut der Sprecherin stehen nun Messungen und „eine intensive Baugrunduntersuchung“ an. Daran anschließend werde die Streckenführung im Detail geplant. „Erste Zwischenergebnisse erwarten wir für Ende 2022/Anfang 2023.“

Wie weit sind die Planungen zwischen Mannheim und Karlsruhe?

Sie befinden sich noch in der Anfangsphase. Es geht zunächst darum, auszuloten, wo eine mögliche Strecke verlaufen könnte. Denkbar ist ein Ausbau der bestehenden Trassen wie auch eine Neubaustrecke. Dafür wurde ein sogenannter Suchraum definiert (s. kleine Grafik). Es wird also auch ein linksrheinischer Trassenverlauf erwogen. Laut Bahn wird dieses Verfahren „mehrere Jahre“ in Anspruch nehmen. „Ziel ist es, eine für die gesamte Rheinebene zukunftsfähige Lösung zu finden.“ Bis Ende 2023 sollen die Unterlagen zum Raumordnungsverfahren eingereicht werden.

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Wie sollen die Züge durch Mannheim geführt werden?

Auf Intervention der Stadt Mannheim und der Region gehört die Trassenführung zum Projekt Mannheim-Karlsruhe. Favorisiert wird ein Tunnel. Man sehe „keine Möglichkeit, weitere Verkehre oberirdisch durch die Stadt zu führen“, erklärte Christian Specht, Mannheims Erster Bürgermeister und Vorsitzender des Planungsausschusses im Verband Region Rhein-Neckar. Bestandsstrecken seien an der Kapazitätsgrenze und könnten durch die dichte Bebauung nicht erweitert werden. Nehme der Schienengüterverkehr weiter zu, werde auch der Mannheimer Rangierbahnhof mehr belastet. „Der wirksamste Lärmschutz ist bei einer derart dichten Besiedlung ein Güterzugtunnel“, sagte Specht.

Können die Bürger auf die Planung Einfluss nehmen?

Ja. Für das Projekt Frankfurt-Mannheim gab es ein Beteiligungsforum, für die weitere Planung sind regionale Projektbeiräte eingesetzt. Außerdem plant die Bahn eine Tour mit einem Infomobil entlang der Neubaustrecke, auch nach Lampertheim und Lorsch. Genaue Termine stehen noch nicht fest. Für das Projekt Mannheim-Karlsruhe lädt die Bahn am Montag, 17. Januar, von 18 bis 20 Uhr zu einem Online-Infoabend ein, unter mannheim-karlsruhe.de/oeffentliche-veranstaltungen.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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