Klimaschutz

Das größte Solarfahrzeug der Welt besucht den Rhein-Neckar-Kreis

Nur mit Sonne einmal um die Welt: Der „SolarButterfly“ macht im Rhein-Neckar-Kreis Halt – zuerst in Leimen. Wie Erfinder Louis Palmer gegen den Klimawandel kämpft.

Von 
Alena Kuhn
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Der „SolarButterfly“ ist auf seiner Welttour im Rhein-Neckar-Kreis unterwegs – hier an der Otto-Graf-Realschule in Leimen. © Alena Kuhn

Leimen. Fühler, zwei Augen und ein grinsender Mund: Ein bunter Schmetterling steht am Montagmorgen auf dem Hof der Otto-Graf-Realschule in Leimen und streckt seine ausgebreiteten Flügel Richtung Sonne. Doch dieser Schmetterling ist kein Tier, er ist ein Wohnwagen. Und nicht nur ein Wohnwagen – der sogenannte „SolarButterfly“ ist nach eigenen Angaben das größte solarbetriebene Fahrzeug der Welt.

Der zehn Meter lange Wohnwagen hat ausklappbare Solarflügel, die auf einer Fläche von 40 Quadratmetern Strom erzeugen. Die Wände des Anhängers bestehen zum Teil aus recycelten PET-Flaschen aus den Weltmeeren. Das Tiny House auf Rädern wurde vom Schweizer Umweltaktivisten Louis Palmer erfunden und zusammen mit der Hochschule Luzern entwickelt.

Louis Palmer ist der Erfinder und Projektleiter von „SolarButterfly“. Aktuell tourt er durch den Rhein-Neckar-Kreis. © Alena Kuhn

Der Wohnwagen ist autark und produziert den Strom für das Elektroauto, das ihn zieht, selbst. Im Stehen lädt sich der Akku etwa sieben bis zwölf Stunden lang mit Sonnenenergie auf. Dann kann das E-Auto bis zu 200 Kilometer zurücklegen. Wenn die Sonne zu wenig scheint, wird es in Ausnahmefällen auch an eine Steckdose angeschlossen. „Ganz kann man es nicht vermeiden“, gibt Oliver Meier vom Team zu.

„SolarButterfly“ in Leimen: Sonnenbetriebenes Fahrzeug soll durch 50 Länder fahren

Die Mitarbeitenden von „SolarButterfly“ sind seit drei Jahren immer mal wieder mit ihrem Tiny House auf Weltreise. Im Mai 2022 starteten sie mit einer Europa-Tour. Kanada, Mexiko, Indien und Australien hat das Solarfahrzeug unter anderem schon bereist. Das Ziel: Durch 50 Länder in vier Jahren fahren. 80.000 Kilometer hat der Wohnwagen bereits zurückgelegt. Ende des Jahres geht es nach Südamerika.

Dabei sucht das Team nach innovativen Lösungen gegen den Klimawandel. Bäume pflanzen in Costa Rica, Bambus mit Beton verbauen in Guatemala und das Erwärmen von Wasser mit Sonnenenergie in Mexiko: Die Projekte landen auf der Webseite von „SolarButterfly“ und werden dadurch verbreitet. „Die Welt ist voll mit Lösungen“, betont Palmer. Diese werden dann auch an Schulen und Universitäten auf der gesamten Welt vorgestellt. Junge Menschen sollen so für den Klimawandel sensibilisiert werden.

Im Inneren des solarbetriebenen Wohnwagens gibt es zwei Stockbetten. © Alena Kuhn

Auf seiner Welttournee macht das Solarfahrzeug auch Halt im Rhein-Neckar-Kreis: Bis Freitag besuchen Palmer und Meier im Rahmen der Klimaschutz-Offensive des Kreises „Ich.machs.jetzt“ verschiedene Schulen. Ziel der Offensive ist es, langfristig und breitflächig über Themen rund um Klimaschutz zu informieren und zur aktiven Mitwirkung zu motivieren.

Am Montagmorgen startete die Rhein-Neckar-Tour des „SolarButterflys“ in Leimen. Weiter geht es unter anderem mit der Karl-Schimper-Schule in Schwetzingen und der Theodor-Heuss-Schule in Sinsheim. Landrat Stefan Dallinger und der Leimener Oberbürgermeister John Ehret haben die Projektwoche eröffnet. Die Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 5 bis 9 konnten außerdem Fragen zum Klimaschutz beantworten, die auf Plakaten auf dem Schulhof verteilt waren. „Das Thema ist überlebenswichtig für unsere Zukunft“, hebt Palmer in seinem Vortrag hervor.

Die Küche ist im „SolarButterfly“ vorne verbaut. Während der Fahrt werden die „Augen“ nach unten eingeklappt. © Alena Kuhn

Der Aktivist setzt sich schon sein ganzes Leben lang für das Klima ein. Der ehemalige Lehrer ist in jungen Jahren bereits mit dem Fahrrad durch Afrika gefahren. 2007 und 2008 umrundete er mit seinem selbstgebauten Solartaxi die Welt – als nach eigenen Angaben erster Mensch. Auf dem Anhänger des Autos waren Solarmodule verbaut. Dann kam er vor etwa fünf Jahren auf die Idee, einen solarbetriebenen Wohnwagen zu bauen. Ein Jahr wurde er geplant, ein halbes von 100 Personen gebaut.

Klimaschutz im Rhein-Neckar-Kreis: Bunte Tiere auf dem „SolarButterfly“ weisen auf Auswirkungen des Klimawandels hin

Im „SolarButterfly“ sind die kleinen Räume durch einen langen Gang miteinander verbunden: Küche, Aufenthaltsraum, zwei schmale Stockbetten, die Technik und eine Dusche – nur die Toilette fehlt. Palmers Team wechselt sich auf der Weltreise ab, sodass immer zwei bis vier Personen im Haus auf Rädern wohnen und tagsüber mit dem Tesla weiterfahren. Einen Tesla haben sie ausgewählt, da dieser vor fünf Jahren das einzige E-Auto gewesen sei, das den Drei-Tonnen-Anhänger ziehen konnte.

Auch duschen kann man im „SolarButterfly“. Gegenüber befindet sich die Technik. © Alena Kuhn

Die Solarpanels lassen sich mit einem Knopf im Technikbereich aus- und wieder einfahren. Während der Fahrt liegen sie seitlich über den bunten Wänden und auch die aufgemalten Augen des Schmetterlings werden eingeklappt. Der Anhänger wird dann zu einer „schwarzen Büchse“, wie Meier es ausdrückt. Nach Amerika oder Australien kommt diese „Büchse“ mit dem Schiff. Klimabezogen sei das nicht die beste Lösung. „Aber was sind die Optionen?“, fragt Meier.

„Klimawandel ist ein großes, wenn nicht das größte Problem, das es auf der Welt gibt“, betont Palmer. Um das zu verdeutlichen, sind die Wände des „SolarButterflys“ mit bunten Tieren bemalt: Ein blauer Orang-Utan steht für die Abholzung der Wälder, ein weißer Eisbär für das Schmelzen der Polkappen. Auch eine Biene, ein Frosch und eine Koralle finden sich an den Außenseiten des Fahrzeugs. „Welche Welt wollt ihr?“, fragt Palmer die Kinder am Ende seines Vortrags. „Die grüne Welt ohne Klimawandel oder die, in der es Waldbrände, Ernteausfälle und Armut gibt?“

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