Umweltschutz - Teilprojekt der neuen Ortsumgehung für Mörlenbach muss möglicherweise um mehrere Monate verschoben werden

Dachs kommt der B 38a bei Mörlenbach in die Quere

Von 
Bernhard Zinke
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Ein Dachs hat sich mit seiner Familie ausgerechnet direkt an der Großbaustelle zur Ortsumgehung Mörlenbach häuslich eingerichtet. © dpa

Mörlenbach. Die Ortsumgehung von Mörlenbach ist ein Großprojekt im vorderen Odenwald. Sieben Jahre lang baut die hessische Straßenbaubehörde Hessen Mobil an dem knapp vier Kilometer langen Straßenstück, das zwei Tunnel sowie zwei große Talbrücken umfasst und nach Schätzungen zum Baustart vor eineinhalb Jahren 73 Millionen Euro kosten wird.

Jetzt sorgt eine kleine Dachsfamilie für Schlagzeilen, die ausgerechnet direkt neben der Baustelle in einem alten Erdbau die Familienplanung vorantreibt. Die Höhle liegt genau in dem Bereich, in dem in diesem Frühjahr der Bau einer großen Brücke über die Draisinenbahn-Strecke hätte beginnen sollen. Der Bergsträßer Kreisverband des BUND mutmaßte per Pressemitteilung, dass die Entdeckung des Dachsbaus die Zeitplanung von Hessen Mobil durcheinanderbringe, die Behörde das Dachs-Domizil hätte kennen müssen, zumal die Straßenbauer genau an dieser Stelle bereits Zauneidechsen eingefangen und umgesiedelt hätten. Deshalb wirft BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter Hessen Mobil „mangelnde Sensibilität für die Belange des Natur- und Artenschutzes“ vor.

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dpa
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Höhle war schon bekannt

Das weist Hessen Mobil-Sprecher Jochen Vogel von sich. Die Landespflege - eine Abteilung der Behörde, die sich vor allem um die Umweltverträglichkeit von Baumaßnahmen kümmert - sei in allen Phasen beteiligt und kümmere sich um die Bewahrung der biologischen Vielfalt.

Auch betont Vogel, dass der Dachs-Bau sehr wohl schon im vergangenen Jahr bekannt gewesen sei. Ein Jagdpächter habe auf Nachfrage der Behörde bestätigt, dass der Bau derzeit bewohnt sei. „Aktuell wird mit den entsprechenden Behörden nach der tierverträglichsten Lösung gesucht, die Tiere unmittelbar vor Baubeginn des Bauwerkes Überwaldbahn durch entsprechende Maßnahmen zu vergrämen“, sagt Vogel. Vergrämen heißt indessen nicht erschießen, aber dem Tier die Umgebung so zu verleiden, dass es von alleine das Weite sucht.

Mit dem Brückenbau will Hessen Mobil im Juni beginnen. Die Behörde geht davon aus, dass der Dachs bis dahin vergrämt worden ist. „Sollte dies nicht beginnen, müsste der Baubeginn für das Brückenbauwerk bis Anfang August bis Anfang August, also bis zum Ende der Schonzeit für den Dachs, verschoben werden.

Auf den Bauablauf und die gesamte Baumaßnahme hätte diese zeitliche Verzögerungen jedoch keinen negativen Einfluss, versichert Vogel. Die ersten Großbauwerke könnten unabhängig vom tatsächlichen Bauende der Brücke über die Überwaldbahn wie geplant in der zweiten Jahreshälfte 2023 beginnen, betont der Sprecher.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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