Altrip. "Viele Umstände aus den vergangenen 40 Jahren lassen den Neuhofener Altrhein derzeit vor die Hunde gehen. Und daran sind nicht allein die Camper schuld!" Jürgen Stuermer hat derzeit wenig Freude an seinem Grundstück im Altriper Naherholungsgebiet Blaue Adria. Nach wie vor besteht am Neuhofener Altrhein Badeverbot (wir berichteten). Wegen einer hohen Konzentration von Cyanobakterien (Blaualgen) sei das Schwimmen in dem Gewässer gesundheitsgefährdend, informieren die Behörden. Die Ursachen für diese Verunreinigung sind aller Wahrscheinlichkeit nach sehr vielfältig. Doch zuletzt gab es vor allem Vorwürfe in Richtung der Camper - und das wollen die sich nicht länger gefallen lassen.
Um welche Vorwürfe geht es dabei? Tatsächlich hieß es zuletzt, dass die Bakterienbelastung vor allem auf Grundwasserverunreinigungen durch undichte Fäkaliengruben oder Abwässer von Camping-Duschen zurückzuführen seien. Altrips Bürgermeister Jürgen Jacob führte als Beweis eine Untersuchung an, wonach rund die Hälfte der Fäkaliengruben im Gebiet undicht waren. Zwar sei die Untersuchung vor zehn Jahren gemacht worden - doch es dauere eben auch Jahre, bis der Nährstoffeintrag über das Grundwasser durchschlage.
Jürgen Stuermer kennt diese Argumentation - und er leugnet auch gar nicht, dass die Camper in der Vergangenheit Fehler gemacht hätten. Doch sieht er seinen Verein zu Unrecht an den Pranger gestellt. Stuermer ist Vorsitzender der Freizeitgemeinschaft "Karpfenzug", die ihre Plätze am betroffenen Altrheinarm haben. Zuletzt zielten viele Schuldzuweisungen auf diese Gruppe - und das nervt den Vorsitzenden.
"Hier einzig die Karpfenzügler für den Zustand verantwortlich zu machen, ist schlichtweg falsch", beklagt er. Durch die Topographie des Gebiets laufe das Grundwasser immer in Richtung Altrhein - und somit würden dort auch die Schadstoffe der anderen Camping-Areale ankommen. Zudem gebe es Anrainer mit festen Wochenendhäusern sowie Hotels und Gastronomie in dem Gebiet.
Die Suche nach dem Schuldigen geht wohl noch eine Weile weiter - ebenso die Suche nach einer Lösung des Problems. Ein Kanalanschluss für die gesamte Blaue Adria wäre das probateste Mittel - doch hier gibt es Rechtsstreits und Konflikte um Bebauungspläne. Jürgen Stuermer würde den Kanal ausdrücklich begrüßen - und bis zur Fertigstellung die Verstöße der "schwarzen Schafe" am Altrhein auch gerne direkt ahnden. Allerdings seien Bitten nach Hilfe, um mögliche Umweltsünder im "Karpfenzug" durch die Behörden zu identifizieren und zu bestrafen, zuletzt abgelehnt worden.
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