„Alla-Hopp!“-Anlagen - Nachbarn von Spielplätzen beklagen Beschädigungen / Speyer lässt Gutachten erstellen

Beschwerden über Lärm

Von 
Zülal Yildirim
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Rhein-Neckar. Als Dietmar Hopp 19 Gemeinden in der Metropolregion „alla-hopp!“-Anlagen schenkte, hatte er nur Gutes im Sinn. Die Parks sind gut besucht. Mit „überwiegend sehr positiven Rückmeldungen“, wie eine Sprecherin der Dietmar-Hopp-Stiftung auf Anfrage dieser Zeitung sagt. Doch es gibt eine Kehrseite: In einigen Städten und Gemeinden sorgen die Treffpunkte für Unmut bei Anwohnern: Nachts sei es zu laut, die Parksituation sei eine Katastrophe und es finde mutwillige Zerstörung statt.

Ein Rechtsstreit zwischen vom Lärm genervten Anwohnern und der Gemeinde Abtsteinach hatte vor Wochen dazu geführt, dass Öffnungszeiten der dortigen Anlage eingeschränkt wurden. „Wir wollen die sofortige Schließung der Anlage“, sagt einer derjenigen, die beim Verwaltungsgericht Darmstadt Klage eingereicht hatten, im Gespräch mit dieser Zeitung. Genannt werden möchte er nicht.

Zusammen mit weiteren Nachbarn hat er einen Brief an Dietmar Hopp verfasst. Geantwortet wurde mit einer Klage. „Wir fühlen uns allein gelassen“,sagt er. Bei einem Gerichtstermin im Oktober 2017 kam es zu einem Vergleich. Daraufhin wurden Lärm-Grenzwerte festgelegt. „Sie wurden jedoch nicht eingehalten“, führt er fort. Wut schwingt in seiner Stimme mit. „Es ist so laut wie eh und je.“ 400 Menschen demonstrierten Ende Januar in dem Ort für den Erhalt ihrer Anlage.

„Wir können kaum schlafen“

Die Vorgänge in Abtsteinach sind kein Einzelfall. Auch in anderen Kommunen wird Protest laut. So etwa in Grünstadt. Dort haben drei Familien nachträglich Widerspruch gegen die Baugenehmigung der alla-hopp!-Anlage eingelegt. Sie fühlten sich durch die Besucher der Begegnungsanlage belästigt. „Es ist wie auf dem Jahrmarkt“, so eine Klägerin, auch sie möchte anonym bleiben. Die Anlage befinde sich inmitten des Wohngebiets, der Schall erreiche daher direkt die umliegenden Wohnungen, erzählt sie. Die drei Haushalte fühlen sich besonders tagsüber vom Besucherlärm gestört und wünschen sich eine Lärmschutzwand. Dafür haben sie 47 Unterschriften gesammelt.

„Wir haben die Nutzungszeiten der Anlage eingeschränkt“, sagt Joachim Meyer von der Stadt Grünstadt. Zudem gebe es ein Problem mit Vandalismus. „An den Behindertentoiletten wurden Sicherheitselemente abgerissen“, berichtet Meyer. Der Schaden durch Unbekannte hätte die Kommune bislang 15 000 Euro gekostet.

Auch in Ketsch, in Heidelberg und in Speyer gab es schon Probleme.

In der Domstadt kann Walter Rettl die Sorgen der Anwohner in Abtsteinach und Grünstadt verstehen. Er ist einer von 20 Nachbarn, die sich von der angrenzenden alla-hopp!-Anlage in Speyer gestört fühlen. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, deren Schriftführer Rettl ist. Im vergangenen März hat sie sich offiziell an die Dietmar Hopp-Stiftung gewandt. In einem Schreiben hält sie fest, „dass die Anlage nicht nur für den Sport genutzt wird, sondern bedauerlicherweise auch für nächtliche Saufgelage“. Für viele Nachbarn sei das ein massives Problem. „Wir können kaum schlafen“, sagt Walter Rettl.

Dabei betont er, dass nicht der normale Lärmpegel während der Öffnungszeiten von 9 bis 21 Uhr das Problem sei. „Zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens dröhnt manchmal laute Musik von alkoholisierten Jugendlichen bis zu uns vor“, verdeutlicht er. Seit der Eröffnung des Parks im Juni 2017 habe es diese Vorfälle gegeben, erzählt Rettl. „Allein im Jahr 2018 mussten wir 31 Mal die Polizei rufen“, sagt der 69-Jährige.

Unbekannte hätten die Sanitäranlagen der Begegnungsstätte angezündet. Das habe die Stadt viele Zehntausend Euro gekostet. Für die Interessengemeinschaft kann es nur eine Lösung geben: „Der Park soll eingezäunt und außerhalb der Öffnungszeiten abgeschlossen werden.“

Wie es jetzt weiter geht, bleibt ungewiss. Denn die Dietmar Hopp-Stiftung sagt in ihrem Antwortschreiben, das dieser Zeitung vorliegt, dass sie „auf die Maßnahmen vertraut, die die Stadt anordnen wird, um die unerwünschten Effekte einzudämmen.“ Und gibt die Verantwortung damit in die Hände der Stadt Speyer. Seit der Stiftung übernehmen die jeweiligen Kommunen die Instandhaltung der Anlagen. Die Stadt Speyer will in diesem Jahr ein unabhängiges Lärmgutachten erstellen lassen. Für Rettl steht fest: „Wir werden nicht aufgeben.“

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