Umwelt - Neue Klima-Arena in Sinsheim bereitet sich auf Eröffnung im Oktober vor / „Gletscher“ entführt ins Jahr 2100

„Beim Klimawandel erziehen Kinder ihre Eltern“

Von 
Bernhard Zinke
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Ein Globus zeigt in der Ausstellung, welche Landstriche der Erde beim Anstieg der Meere verschwinden. © Klima-Arena/Simon Hofmann

Sinsheim. Der Hyperbus startet im Jahr 2100 zur Tour an den Amazonas. Es ist kein schöner Ausflug. Eine Rückschau zeigt Bilder einer prachtvollen und mächtigen Natur, die durch Abholzung einer öden Wüste weichen musste. Der karge Rest des Regenwaldes wird unter Glas gehalten. Mit einer packenden Präsentation für alle Sinne startet die Tour durch die neue Klima-Arena, die derzeit im Sinsheimer Süden ganz in der Nähe des Bundesliga-Stadions der TSG Hoffenheim entsteht. Derzeit testen Schulklassen und Privatpersonen die Einrichtung. Auch die Medien dürfen einen Blick in die Klima-Arena werfen.

Der „Gletscher“ ist erste Station und Herzstück einer Einrichtung voller spielerischer Pädagogik. Blaue Stoffbahnen zieren die Außenhaut. Im Inneren zeichnet ein Simulator das Bild einer Umwelt des Jahres 2100, die vom Klimawandel schwer gezeichnet ist: Der Strom der Iguacu-Wasserfälle ist versiegt, die grüne Lunge Amazonas existiert nicht mehr und die NASA-Basis Cape Canaveral in Florida steht komplett unter Wasser.

Ausflug macht nachdenklich

Die emotionale Breitseite dieses virtuellen Ausflugs sorgt für Nachdenklichkeit, die eine multimediale Schau danach weiter vertieft. Diese teilt sich in vier Bereiche auf, wie Alfred Ehrhard, Vorstandsvorsitzender der Klima-Stiftung, erläutert: Es gibt zunächst Grundlagenwissen übers Klima. Danach bekommt jeder die Möglichkeiten aufgezeigt, wie er seinen Einfluss darauf selbst gestalten kann: Beim Wohnen und Energieverbrauch, bei der Mobilität sowie im Lebensstil und Konsumverhalten. Große Multimediawände laden zum Berühren ein, beantworten zahlreiche Fragen. Ein Globus zeigt anschaulich, welche Landstriche der Erde beim Anstieg der Meere verschwinden. Eine Art Raumfähre zeigt ebenfalls drastische und weniger drastische Folgen des Klimawandels auf.

„Wir wollen Wissen vermitteln, zum Nachdenken anregen. Jeder Besucher muss für sich selbst entscheiden, welche Konsequenzen er für sein Leben zieht“, sagt Ehrhard zum Konzept der Klima-Arena.

Bereits 2014 hatte Dietmar Hopp die Idee eines solchen Projekts, das den Klimawandel und seine Gefahren deutlich machen soll. Deshalb gründete er eine Klimastiftung für Bürger als Betreiber der Arena. Damals war der Atomausstieg das beherrschende Thema, abgelöst von den Diskussionen um die Flüchtlingsströme in Europa. Jetzt, zum offiziellen Betriebsstart am 14. Oktober, ist der Streit ums Klima ganz oben auf der politischen Tagesordnung angelangt. Bewegungen wie „Fridays Für Future“ und massenhafte Brände im Regenwald zeigen die Aktualität des Themas.

Neben Familien und Interessierten Erwachsenen richtet sich die Klima-Arena vor allem an Schulklassen. Dafür wurden eigens Workshops entwickelt, mit denen die Kinder selbst Antworten entwickeln können. „Beim Klimawandel erziehen Kinder ihre Eltern“, setzt Ehrhard auf den Schneeballeffekt.

Kosten von 40 Millionen Euro

Gerne hätte man die Halle in Holzbauweise errichtet, erläutert Ehrhard. Es habe sich aber keine Firma gefunden, die dies bauen wollte. Aber auch mit Glas und Beton habe man ein Haus geschaffen, das seiner Thematik gerecht werde. Drei Solarkollektorflächen erzeugen genügend Strom und Warmwasser. Auch die Kühlung funktioniere nachhaltig im zugrundeliegenden Energiekreislauf der Haustechnik. Insgesamt hat die Klima-Arena rund 40 Millionen Euro gekostet.

Fertiggestellt wird derzeit noch das Außengelände, das separat besucht werden kann und ebenfalls Erklärungen zum Klimawandel bereithält. Unter anderem in einem Pavillon schildert der Rhein-Neckar-Kreis seine Anstrengungen in Sachen Klimaschutz. Bis zur Eröffnung im Oktober soll auch dieser Bereich fertiggestellt sein.

Öffnungszeiten sollen täglich von 9 bis 18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr sein. Ein Einzelbesuch kostet 9,50 Euro. Für Schüler und Studenten gibt es Ermäßigungen, auch Gruppen bekommen Sondervergünstigungen. Die Klimastiftung erwartet pro Jahr rund 90 000 Besucher, unter der Woche vor allem Schulklassen, am Wochenende dann die Familien. Für die Ausstellung benötige man mindestens zwei Stunden, für den Außenbereich ebenfalls, so dass es sich lohne, die Klima-Arena mehrfach zu besuchen. „Ab dreieinhalb Besuchen lohnt sich eine Jahreskarte“, schmunzelt Ehrhard.

Tag der offenen Tür am 12. Oktober

  • Im Jahr 2014 gründete die Dietmar-Hopp-Stiftung die Klimastiftung für Bürger
  • Die Stiftung will die Menschen für den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt sensibilisieren und Perspektiven für ein verantwortungsvolles Handeln aufzeigen
  • Dafür betreibt die Stiftung die Klima-Arena in Sinsheim in der Nähe der Badewelt und der Rhein-Neckar-Arena an der A 6
  • Einweihungsfeier ist am Montag, 7. Oktober, ein Tag der offenen Tür lädt am Samstag, 12. Oktober, zum Kennenlernen der Klima-Arena bei freiem Eintritt ein. Offizieller Betriebsstart ist am 14. Oktober
  • Die Klima-Arena hat rund 40 Millionen Euro gekostet und hat eine Fläche von 26 000 Quadratmetern, den größten Teil davon als Außenfläche
  • Internet: www.klima-energie-stiftung.de/klima-arena

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