Landwirtschaft: Pfälzer Winzer wollen schon ab Mitte August Bitzler und Federweißen anbieten

Bald schäumt neuer Wein im Schoppenglas

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Sigrid Ditsch

Rhein-Neckar. Freunde von neuem Wein dürfen bald wieder kräftig schlucken: In der Pfalz sollen bereits Mitte August Bitzler und Federweißer des Jahrgangs 2009 in den Schoppengläsern schäumen. Das wäre dann einige Tage früher als im vergangenen Jahr, als am 19. August die Lese der frühreifen Trauben begann. Der Zeitrekord erfolgte am 8. August 2007, erklärt die Pfalzweinwerbegemeinschaft in Neustadt auf Anfrage. Die linksrheinischen Erzeuger sind stets darauf bedacht, dass ihnen die Konkurrenz auf dem Markt wie etwa Rheinhessen nicht den Rang abläuft. Vor dem Erlebnistag Deutsche Weinstraße am 30. August werden also einige Winzer den Hahn für das naturtrübe Stöffel mit Durchschlagskraft aufdrehen.

Die Nase mit vorn hat wie immer das Weingut Anselmann im südpfälzischen Edesheim. "Wir wollen ganz früh dabei sein", verrät Ralf Anselmann, dessen Betrieb alljährlich über 50 000 Liter Federweißen umsetzt - unter anderem im Gartenausschank, wo der Schoppen etwa 1,50 Euro kostet und gern mit Zwiebelkuchen und Flammkuchen vernascht wird. Viele Ausflügler rücken auch mit Flaschen und Kanistern an, um an Ort und Stelle zu "tanken". Der Weiße dürfte zwischen 1,70 und 1,80 Euro pro Liter kosten, der Rote zwei Euro.

Roter Rauscher sorgt für Umsatz

"Der rote Rauscher ist ganz wichtig, er macht bereits ein Drittel des Umsatzes aus", bilanziert Anselmann, der Händler und Gastronomie über die Region hinaus sowie in den letzten Jahren auch die Bäko in Edingen-Neckarhausen mit der nicht lange haltbaren Spezialität beliefert. Los geht es mit den frühreifen Sorten Ortega, Bacchus, dann folgen Müller-Thurgau und Kerner sowie Blauer Portugieser und Dornfelder.

Das Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler hat sich den Lesestart am 25. August auf die Fahnen geschrieben, vermutlich erst Anfang September wollen die Bitzler-Spezialisten wie Thomas Rheinhardt (Niederkirchen), Unckrich (Kallstadt) und Langenwalter (Weisenheim) starten. "Bei Badewetter ist Schorlezeit, da läuft der Neue noch nicht", heißt es.

Beim Weingut Clauer in Heidelberg hat der frische Jahrgang zum "Soforttrinken" wie bei vielen Badenern nicht die Bedeutung wie in der Pfalz. Wenn Clauer Mitte bis Ende August dem roten Frühburgunder an die Hängel rückt, dann ist die Ausbeute für einen "richtigen" Rebensaft bestimmt. An der Hessischen Bergstraße bei der Winzer eG Heppenheim soll die Vorlese zwischen dem 10. und 15. September starten. Vorausgesetzt, Petrus spielt mit.

Nachdem Pilzkrankheiten einigen Regionen zugesetzt haben und vereinzelt Hagelschäden zu beklagen sind, spricht Winzer Frey aus dem südpfälzischen Essingen seinen Kollegen aus dem Herzen: "Es müsste jetzt in den nächsten Wochen trocken bleiben." Denn die Trauben sind durch den vielen Regen zwar prall, allerdings fehlt ihnen noch etwas Zuckergehalt, für den die Sonne nun sorgen soll. Der Freinsheimer Winzer Willi Simon macht momentan einen Vegetationsvorsprung von einer Woche aus und rechnet mit der Hauptlese Mitte bis Ende September. Zur Stunde könne man noch nichts Verbindliches über Qualität und Menge sagen. Simon: "Es sieht aber recht gut aus."

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