Aus dem Brief des Angeklagten Jasir M. an das Landgericht Mannheim geht ein wenig Reue hervor. Körperhaltung und Mimik bieten während der Verlesung jedoch keine Einblicke in die innere Gefühlswelt des 24-Jährigen. Er muss sich wegen versuchten Mordes vor dem Schwurgericht verantworten. Am Freitagmorgen war der Prozessauftakt.
Seit einigen Jahren lebt der gebürtige Afghane in Deutschland. Zuletzt war er in einer Asylunterkunft in Weinheim wohnhaft. Bei der Verlesung der Anklageschrift durch Oberstaatsanwalt Peter Lintz hört er seinem Dolmetscher aufmerksam zu. Lintz trägt vor, dass der in Untersuchungshaft sitzende Jasir M. am 27. Dezember 2022 gegen 20.30 Uhr mit einem anderen Bewohner der Unterkunft in Streit geraten sein soll.
Asylbewohner in Weinheim soll Freund in den Bauch gestochen haben
Jasir M. habe den anderen Mann beschuldigt, 125 Gramm Haschisch gestohlen zu haben, welches der Angeklagte hinter dem Kühlschrank versteckt haben soll. Um den Geschädigten zur Rückgabe des Haschischs zu bewegen, soll er diesen mit einem Messer bedroht haben. Laut Anklageschrift sei es dem Opfer jedoch gelungen, ihm dieses Messer abzunehmen.
Im Anschluss daran soll der Angeklagte zwei Personen zu seiner Unterstützung geholt haben. Während eine der Personen den Betroffenen festgehalten haben soll, habe laut Oberstaatsanwalt Lintz die andere Person einen Freund des Geschädigten zurückgehalten. Der Angeklagte soll dann mit der Faust ins Gesicht und auf den Kopf des Opfers geschlagen haben.
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Später habe er ihm mit einem spitzen Gegenstand in die linke Seite des Bauches gestochen. Laut Oberstaatsanwalt Lintz habe Jasir M. dabei mit bedingtem Tötungsvorsatz gehandelt. Dem Geschädigten soll es anschließend gelungen sein, zu einem Freund zu flüchten und die Polizei sowie einen Notarzt zu verständigen. Laut Anklageschrift sei der Betroffene noch in der Nacht operiert worden - akute Lebensgefahr habe jedoch nicht bestanden.
Jasir M. ist wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Die Verteidigung rund um Rechtsanwältin Miriam Haas verzichtete nach der Anklage auf eine Einlassung. Jedoch verlas Richter Gerd Rackwitz einen Brief, den Jasir M. an das Landgericht geschickt hat.
Angeklagter gibt am Landgericht Mannheim Teile der Tat zu
Darin bittet der 24-Jährige um einen schnellen Verhandlungstermin, um Klarheit über seine Situation zu bekommen. Im Bezug auf die Tat erinnert er sich daran, dass er mit dem Betroffenen unter Alkoholeinfluss stritt.
Die Schläge ins Gesicht gibt er zu, auch dass er eine Flasche an einem Kühlschrank zerbrochen hat. „Ich weiß zu 1000 Prozent, dass ich nicht zugestochen habe“, schreibt er jedoch. Das Verhältnis zum Geschädigten sei für Jasir M. brüderlich. Er sei sein bester Freund, schreibt er im Brief.
Der 24-Jährige erhofft sich nun einen schnellen Prozess mit gutem Ausgang für ihn. Wichtig sei ihm, schnell wieder arbeiten zu können, um seine kranken Eltern zu unterstützen. „Ich gebe mein Wort, dass ich keine Fehler mehr machen werde“, verliest Rackwitz aus dem Brief.
Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstermine angesetzt. Der letzte Verhandlungstag wird voraussichtlich der 22. November 2023 sein.
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