Sammelaktion - Container mit Kinder-Sportartikeln auf dem Weg nach Afrika / Uwe Rapolder engagiert sich

9000 Paar Schuhe für Ghana

Von 
Nico Damm
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Limburgerhof. Togbui Ngoryifia Céphas Kosi Bansah hat in der Regel alle Hände voll zu tun. Der 62-Jährigge betreibt eine Kfz-Werkstatt in Ludwigshafen, engagiert sich in diversen sozialen Projekten - und ist zudem Regent von über zwei Millionen Menschen. Denn Céphas Bansah, wie er kurz heißt, ist König von Hohoe in Ghana. Er lenkt seine Amtsgeschäfte seit langem von Deutschland aus, hat aber seine Untertanen stets im Hinterkopf. Heute sitzt der milde Monarch im Konferenzsaal des Residenz Hotels Limburgerhof und vermeldet den Erfolg seiner jüngsten Hilfsaktion: Ein Container, randvoll mit Fußballausrüstung für Kinder, tritt demnächst die lange Reise ins ghanaische Hohoe an.

Vor allem die tausenden Fußballschuhe würden von den vielen sportbegeisterten Kids in der Stadt sehnsüchtig erwartet, berichtet Jürgen Nachtmann, der das Projekt vor rund einem Jahr ins Leben gerufen hat. "Die leben dort für den Sport, und Fußball ist Sport Nummer Eins." Nachtmann betreibt eine Fußballschule in der Region und hat zahlreiche Einrichtungen angeschrieben, um an nicht mehr benötigte Sportartikel zu kommen. Im Laufe eines Jahres schickten Schüler aus dem Umkreis dem Fußballtrainer immer wieder Pakete - so dass sich schließlich ein ganzer Schiffscontainer mit 1000 Bällen, 9000 Fußballschuhen sowie 30 Trikotsätzen füllen ließ. Viele Vereine haben nicht mehr gebrauchte Fußbälle geschickt, ein Sportartikelhersteller steuerte 1000 Paar neue Treter bei.

"Mannheimer Schule" in Ghana

Dazu spendete auch das Residenz Hotel Limburgerhof einige Dutzend Tische und Stühle, die ihren neuen Platz im jüngsten Schulprojekt des ghanaischen Königs finden sollen: Der "Mannheimer Schule" in Hohoe, die Bansah vor Kurzem mittels Spenden aufgebaut hat. Die hat zwar bereits einen holprigen Bolzplatz, aber noch keine Sitzgelegenheiten. Der ghanaische König lernte den Trainer Nachtmann vor rund 20 Jahren kennen - im Fußballstadion in Ludwigshafen. Daraus entstand eine Freundschaft, die bis heute anhält und in das jüngste Projekt mündete.

Denn als er gemeinsam mit Bansah dessen Heimatland besuchte, sah er, wie groß die Armut vieler Kinder dort ist. "Das war manchmal wie in Vietnam, unvorstellbar", berichtet Nachtmann. Er suche zwar - teils vor Ort - nach jungen Talenten aus Ghana, könne diese aber nicht einfach in seine Fußballschule mitnehmen. Deshalb habe er beschlossen, die bedürftigen Kinder auf anderem Weg zu fördern. Also nutzte er prompt seine guten Beziehungen in der Branche: Der bekannte Coach Uwe Rapolder übernahm auf Nachtmanns Anfrage hin die Schirmherrschaft über das Projekt.

Rapolder von Projekt überzeugt

Der Trainer ist sicher, dass der Inhalt des Hilfscontainers für leuchtende Kinderaugen sorgen wird. Schließlich habe er sich als kleiner Junge selbst die Nase am Schaufenster platt gedrückt, weil schöne Stollenschuhe drin standen. "Ich weiß genau, was es für Kinder bedeutet, Fußballschuhe zu bekommen."

Das gilt natürlich besonders für Sprösslinge aus Ghana, weiß König Bansah, der sich für den Pressetermin in prachtvolle Gewänder gehüllt hat. Aufgrund der großen Fußballbegeisterung seiner Landsleute gebe es in seiner Heimat zwar keine Schule ohne Bolzplatz - jedoch seien diese meist so holprig, dass sich selbst ein Kartoffelacker besser zum Spielen eignen würde, bekundet der Monarch trocken. Deshalb bedankte er sich besonders herzlich bei den Spendern für die jüngste Hilfsaktion. "Gott wird euch Deutsche nie vergessen." Jedoch nicht nur aufgrund der gespendeten Sportausrüstung: "Ihr seid ja auch Papst geworden", sagt Bansah und lächelt verschmitzt.

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