Großeinsatz

37-Jähriger in Hockenheim von Polizei angeschossen: Neue Details bekannt

Am Montagnachmittag war ein 37-Jähriger von mehreren Schüssen der Polizei getroffen worden – nun geben Polizei und Staatsanwaltschaft neue Informationen zu dem Kriminalfall in der Hockenheimer Jahnstraße bekannt

Von 
Henrik Feth und Matthias Mühleisen
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Abgesperrt und ausgeleuchtet: Vorm Eingang des Hauses sind nach dem Einsatz noch Blutspuren sowie die Ver-packungen der Hilfsmittel für die medizinische Erstversorgung des 37-Jährigen zu erkennen. © PR-Video

Hockenheim. Der Zustand des 37-Jährigen, der am Montagnachmittag bei einem Polizeieinsatz wegen eines Familienstreits in der Jahnstraße in Hockenheim durch Schusswaffengebrauch verletzt wurde, wird laut einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mannheim und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg als stabil eingeschätzt. Der unter anderem wegen Drogendelikten polizeibekannte Mann wurde bei dem Einsatz mehrere Male getroffen.

Nach Informationen unsere Zeitung wollte der Mann, der aus dem Ostblockraum stammt, mit der Waffe die Herausgabe seiner Tochter erzwingen. Die am späten Nachmittag herausgegebene Pressemitteilung schildert der Hergang der Ereignisse so: „Der 37-Jährige gerät mit seiner Ex-Partnerin, die er in ihrer Wohnung in Hockenheim aufsucht, in Streit. Bei der Auseinandersetzung hantiert er im Hausflur mit einer Pistole herum. Die von der Frau hinzugerufenen Polizeistreifen versuchen zunächst, den Mann, der sich im Hausflur verschanzt, über einen Verhandlungszeitraum von rund 40 Minuten dazu zu bewegen, die Waffe wegzulegen und aus dem Haus zu treten.

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In dieser Zeit werden weitere Polizeikräfte sowie Spezialkräfte alarmiert und der Rettungsdienst vorsorglich bereitgehalten. Dann geht der 37-Jährige mit der Waffe in der Hand auf die Beamten zu, die von der Schusswaffe Gebrauch machen. Um ihn zu stoppen, geben zwei Beamte insgesamt sieben Schüsse ab. Der Angreifer wird mehrere Male getroffen. Er wird unmittelbar erstmedizinisch versorgt und ins Krankenhaus gebracht.“

Im Glas der Hintereingangstür ist bei Tageslicht deutlich ein Einschussloch zu sehen. © Feth

37-Jähriger in Hockenheim von Polizei angeschossen: Waffe erweist sich als Replikat

Der Ablauf des Geschehens sei durch die eingesetzten Beamten des Polizeipräsidiums Mannheim mittels Bodycam dokumentiert worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die vollständige Auswertung der Aufnahmen dauere noch an. Die ersten kriminaltechnischen Untersuchungen ergaben, dass es sich bei der mitgeführten Pistole um ein Waffen-Replikat gehandelt hat, das einer echten Schusswaffe täuschend ähnlich sieht.

Bei dem Streit habe es sich um einen wiederholten Vorfall von häuslicher Gewalt gehandelt. Die Ex-Partnerin des Mannes sei bereits durch das Polizeipräsidium Mannheim im Rahmen von Opferschutzmaßnahmen in Fällen von häuslicher Gewalt betreut worden. Die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt führen die Ermittlungen fort, schließt die Mitteilung. Über eine mögliche Untersuchungshaft des 37-Jährigen im Anschluss an seine Krankenhausbehandlung wollte ein Sprecher des LKA noch keine Aussage treffen.

Am Tag nach den Vorkommnissen gehen die Ermittlungen am Tatort in der Jahnstraße weiter, der Bereich ist abgesperrt. Ein Team der Spurensicherung ist mit der forensischen Beweissicherung in und um das Haus beschäftigt. An der Glasscheibe der Hintertür des Gebäudes ist ein Einschussloch deutlich zu erkennen und auf dem Boden davor weist eine Blutlache noch auf die schlimme Konsequenz des mutmaßlichen Entführungsversuchs hin.

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Zudem ist am Dienstagmorgen ein Drohnenteam der Polizei im Einsatz, das das Gelände aus der Höhe scannt, um für die Ermittlungen einen besseren Überblick zu schaffen. Diese Vorgehensweise sei bei Schusswaffengebrauch und größerem Tatgelände üblich, teilt ein Beamter vor Ort mit. Auch in der Nachbarschaft hat die Gewalttat ihre Spuren hinterlassen. Eine Anwohnerin, die mit ihren Kindern und ihrem Mann schräg gegenüber des Tatorts wohnt, berichtet von ihrer Wahrnehmung der Ereignisse:

37-Jähriger in Hockenheim von Polizei angeschossen: Anwohner geschockt

„Wir waren gerade beim Abendessen, als uns der Trubel draußen auffiel. Als ich vor die Tür bin, sah ich das große Polizeiaufgebot und den Krankenwagen. Wir waren geschockt und haben uns direkt in den Medien nach Hintergründen informiert.“

Die Erlebnisse stecken den Menschen im Umfeld des Einsatzorts noch in den Kleidern, wie die Anwohnerin weiter ausführt: „Am Tag zuvor hat mein Mann noch mit den Kindern direkt vor diesem Haus Fußball gespielt. Die Kinder gehen dort täglich auf ihrem Schulweg vorbei. Bisher ist uns hier noch nie etwas aufgefallen, es war eigentlich immer ruhig. Aber jetzt haben wir Angst und hoffen, dass alles gut wird.“

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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