Frankenthal. In den vergangenen beiden Jahren hat die Frankenthaler Stadtklinik vor allem Negativschlagzeilen gemacht: Bilanzprobleme, Konflikte mit dem langjährigen kaufmännischen Geschäftsführer, die bis heute vor Arbeitsgerichten verhandelt werden, falsche Vorwürfe. Davon spürt man an Montagnachmittag wenig, der Blick geht Richtung Zukunft. Ministerpräsidentin Malu Dreyer besucht die Klinik, um Förderbescheide des Landes über mehr als 32 Millionen Euro zu übergeben: 30 Millionen Euro für einen neuen Anbau, zweieinhalb Millionen Euro, um das Krankenhaus in Sachen Digitalisierung zu stärken.
„Ich war schon oft hier und kann es nicht lassen“, sagt sie und lächelt. Als ehemalige rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin interessiere sie die Frage danach, wie es mit den Krankenhäusern im Land weitergehe, ganz besonders. In der Pandemie – und danach.
An der Frankenthaler Stadtklinik ist geplant, bis 2025 einen viergeschossigen Anbau in den Garten zu setzen. Dieser soll künftig die psychiatrische Tagesklinik beherbergen, die vom Metznerpark ins Untergeschoss des neuen Gebäudes in der Elsa-Brandström-Straße zieht. Im Erdgeschoss sollen die Allgemein- und die Gerontopsychiatrie untergebracht werden, im ersten Obergeschoss die Psychotherapie und die Suchtstation. Auch geplant ist eine Mutter-Kind-Einheit – sechs Betten, die Patienten vorbehalten sind, die ihre Kinder während ihrer Behandlung weiter betreuen. Im neuen Anbau sollen außerdem die Geriatrie sowie die Geburtsklinik einziehen.
„Der heutige Tag wird uns lange positiv im Gedächtnis bleiben“, sagt Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU). An diesem Nachmittag beschäftigt er sich nicht mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die noch prüft, ob und gegen wen sie Anklage erhebt, weil verschiedene Vorwürfe im Raum stehen: Untreue, Abrechnungsbetrug, mögliche Fehler im OP. Und eine Anzeige des ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführers gegen Hebich, wegen versuchten Prozessbetrugs, falscher Verdächtigung, Parteiverrat und Untreue. All das scheint den Oberbürgermeister am Montag nicht zu kümmern. Er bedankt er sich beim Land, bei den Mitarbeitern des Klinikums, die in der Pandemie an ihre Grenzen gegangen sind – und darüber hinaus. „Was nützen die beste Technik und das schönste Gebäude ohne Menschen?“, fragt er in den Raum. Die Mitarbeiter der Klinik seien die Seele des Hauses, die „gute Seele“. Deshalb sollen sie besonders von den zweieinhalb Millionen Euro aus dem Krankenhauszukunftsfonds profitieren, die für Maßnahmen zur Digitalisierung an die Klinik fließen. „Wir hoffen sehr, dass die Mitarbeiter dadurch entlastet werden“, so Dreyer.
„Ein Vertrauensbeweis“
„Daran könnte ich mich gewöhnen“, sagt OB Hebich nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung. Ende vergangener Woche konnten sich die Frankenthaler bereits über einen Förderbescheid des Landes über rund drei Millionen Euro freuen – um den Bereich um den Bahnhof auszubauen und zu verschönern.
Die Mittel stammen aus dem Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“, mit dem städtebauliche Pläne in Innenstädten gefördert werden. Hebich wirkt gelöst, lächelt – auch wenn noch so manche Aufgabe auf ihn wartet. Der Eigenanteil für den neuen Klinik-Anbau liegt – trotz der Förderung des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums – bei elf Millionen Euro. Ein Kraftakt angesichts der roten Zahlen der vergangenen Jahre. „Aber wann, wenn nicht jetzt?“, fragt er. Der Klinikbau sei 42 Jahre alt und einfach nicht mehr zeitgemäß.
In den Neubau sollen Erkenntnisse aus der Pandemie und neue Forschungsergebnisse einfließen. „Wir werden in Zukunft nicht mehr so oft über Drei-Bett-Zimmer sprechen“, sagt Linus Hofrichter, Geschäftsführer der „Sander/Hofrichter Architekten“. Dies habe die Pandemie gelehrt. Auch wollen die Architekten auf möglichst lichtdurchflutete Räume achten, da sich das Tageslicht heilsam auf die Patienten auswirken könne.
Generell scheint der Nachmittag etwas Heilsames zu haben. „Natürlich ist diese Förderung ein Vertrauensbeweis in diese Klinik“, sagt Malu Dreyer im Gespräch mit dieser Redaktion. An diesem Nachmittag, an dem der Blick in die Zukunft geht.
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